Evaluation des Modellprojekts in Nordrhein

Impfende Apotheker überzeugen auf ganzer Linie

Berlin - 09.06.2021, 17:50 Uhr

Die impfenden Apotheken auf ganzer Linie überzeugen: 90,4 Prozent der befragten Geimpften gaben an, mit dem Service sehr zufrieden gewesen zu sein. (c / Quelle: May + Bauer, Präsentation beim Apothekerverband Nordrhein)

Die impfenden Apotheken auf ganzer Linie überzeugen: 90,4 Prozent der befragten Geimpften gaben an, mit dem Service sehr zufrieden gewesen zu sein. (c / Quelle: May + Bauer, Präsentation beim Apothekerverband Nordrhein)


May: Nicht herunterhandeln lassen!

Eine weitere wichtige Erkenntnis: In keinem einzigen Fall ist es May zufolge zu einer akuten Impfreaktion gekommen, Notfallmaßnahmen waren also nicht nötig. Das sei nicht überraschend, so der Gesundheitsökonom, aber mit Blick auf die Bedenken, die insbesondere vonseiten der Ärzte immer wieder geäußert werden, erwähnenswert. Angesichts der vorliegenden Auswertung lobte er die Apotheker: „Das sind enorm positive Zahlen und das direkte Ergebnis Ihrer Arbeit in den Apotheken.“

2hm-Gutachten: 1 Euro je Minute ist das Minimum

Mit 12,61 Euro netto ausgehandelter Vergütung je Impfung hatte der AVNR bundesweit Maßstäbe gesetzt. Überbezahlt sind die Apotheken damit sicher nicht, nach Mays Analyse lohnt sich das Impfen dennoch wirtschaftlich für die teilnehmenden Betriebe. „Man darf sich jetzt nur nicht herunterhandeln lassen“, warnte er. Denn durchschnittlich benötigen die Apotheker:innen etwa 15 Minuten je Impfling, was rund 1 Euro pro Arbeitsminute entspricht. May erinnerte an das 2hm-Gutachten zum Apothekenmarkt im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, dessen Veröffentlichung Ende des Jahres 2017 für viel Aufsehen unter den Pharmazeutinnen und Pharmazeuten gesorgt hatte. Dieses Gutachten sei „nicht gerade apothekenfreundlich“ gewesen, so May. Doch selbst darin hätten die Autoren 1 Euro pro Minute als absolute Untergrenze für die Vergütung apothekerlicher Dienstleistungen angesetzt.

Für die Krankenkassen gebe es auch gar keinen Grund, die Vergütung weiter zu drücken. Vergleiche mit dem ärztlichen Honorar hinkten, wie auch DAZ.online seinerzeit berichtet hatte. Die Impfung in der Apotheke sei unter dem Strich immer noch günstiger als die Impfung beim Arzt, betonte der Experte.

Auch wenn die Stichprobe mit 33 Apotheken und 420 Impflingen recht klein ausfällt, stuft May die Ergebnisse der Evaluation doch als sehr verlässlich ein. Denn sie stimmten weitgehend mit Daten aus anderen Ländern überein, in denen sich bereits Millionen von Menschen in Apotheken gegen Grippe impfen ließen. Auch dort habe zum Beispiel die Zufriedenheit der Impflinge stets bei mehr als 90 Prozent gelegen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

So lief das Modellprojekt zur Grippeschutzimpfung an Rhein und Ruhr

Apotheken überzeugen durch Kompetenz und leichten Zugang

Modellprojekt in Nordrhein

Impfende Apotheken sind top

Evaluationsdaten aus dem Modellprojekt in Niedersachsen

Grippeimpfung in Apotheken: Patienten schätzen leichte Erreichbarkeit

Wissenschaftliche Auswertung bewertet Modellprojekt in Nordrhein positiv

Impfungen in der Apotheke: „Sicher und unkompliziert“

Mit Unterstützung aus der Schweiz

Via schult Apotheker für Corona-Impfung

Reaktion auf Modellversuch der Apotheken

Ärzte fordern mehr Geld fürs Impfen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.