Ökotest

Deos ohne Aluminium – wie gut bremsen sie den Schweißgeruch?

Stuttgart - 03.06.2021, 07:00 Uhr

Ökotest kann bei aluminiumfreien Deos durchaus loben: 14 von 19 zertifizierten Naturkosmetik-Deos erhalten die Bestnote „sehr gut“ – mit dabei auch Produkte aus der Apotheke. (Foto: Voyagerix / AdobeStock)

Ökotest kann bei aluminiumfreien Deos durchaus loben: 14 von 19 zertifizierten Naturkosmetik-Deos erhalten die Bestnote „sehr gut“ – mit dabei auch Produkte aus der Apotheke. (Foto: Voyagerix / AdobeStock)


Funktioniert eine gute Deowirkung auch ohne Aluminium? Was setzen Deo-Hersteller aluminiumfreier Deodorants dem Schweißgeruch entgegen – sind diese Stoffe vielleicht bedenklich? Ökotest hat 52 aluminiumfreie Deoroller geprüft. Welche sind empfehlenswert?

Der Trend zu Aluminiumdeos ist gebrochen. Das Verbrauchermagazin „Ökotest“ zitiert in seiner sechsten Ausgabe 2021 Marktforschungsergebnisse, denen zufolge 60 Prozent der Verbraucher mittlerweile auf aluminiumfreie Frische unter den Achseln setzen. Der hauptsächliche Grund für die Zurückhaltung dürfte sein, dass viele Verbraucher verunsichert sind, ob die dauerhafte Anwendung des Antitranspirants auf der Haut nicht doch langfristige Schäden mit sich bringt. 

Verzweifeln muss man ob dieser aluminiumfreien Entscheidung nicht – denn die Regale in Drogerien, Supermärkten und – etwas weniger ausgeprägt in Apotheken – bersten vor aluminiumfreien Alternativen. Doch wie gelingt es ihnen, den Achselmief zu verhindern? Setzen die Hersteller sodann vielleicht andere bedenkliche Stoffe ein, und funktioniert das aluminiumfreie Prinzip überhaupt? Ökotest war aktiv: 52 aluminiumfreie Deoroller, darunter 19 als zertifizierte Naturkosmetik deklarierte, hat das Verbrauchermagazin geprüft – und auch der „Sniff-Test“ durfte wieder einmal nicht fehlen.

Was ist der Sniff-Test?

Wie prüft man, ob ein Deo „funktioniert“ und die unerwünschte Geruchsbildung verhindert? Laut Ökotest setzt die Kosmetikbranche hierfür professionelle Sniffer – Schnüffler – ein. Ihr Job: Sie riechen zu festgelegten Zeiten am Schweiß der Teilnehmer in Deo-Studien und bewerten dessen Geruchsentwicklung. Dafür nutzen sie eine Skala: Bei einer 1 ist der Schweißgeruch „nicht wahrnehmbar“, bei 3 wird er „wahrnehmbar“, bei 4 „stark“ und bei der letzten Stufe 5 „sehr stark“. Diese Untersuchungen laufen „placebokontrolliert“, denn nur eine Achsel wird mit Deo bearbeitet, die andere bleibt „jungfräulich“ und Deo-frei. Wie lange halten die Deos Frische unter den Achseln? Ergebnissen von Ökotest zufolge ist trotz Deo nach 24 Stunden der Geruch wahrnehmbar, nach 48 Stunden ist er stark. Verzichtet man auf Deo, riecht die Achsel jedoch bereits nach 24 Stunden stark und nach 48 Stunden sogar sehr stark. Allerdings dürfte die Geruchsentwicklung auch individuell äußerst variieren – manche Menschen schwitzen mehr, andere weniger.

Ökotest waren bei der Bewertung die Ökotest-üblichen Punkte wichtig: keine allergenen Duftstoffe, halogenorganische Verbindungen, Polyethylenglykolderivate (PEG), Kunststoffverbindungen oder Formaldehyd. Zudem mussten die ausgelobten Versprechen von einer 24-Stunden- oder 48-Stunden-Frische unter den Achseln auch mit Studien belegt sein. Enthalten die Verpackungen Kunststoff, fragte Ökotest nach dem Rezyklatanteil.

Bestnote auch für Apotheken-Deos

Ökotest kann bei aluminiumfreien Deos durchaus loben: 14 von 19 zertifizierten Naturkosmetik-Deos erhalten die Bestnote „sehr gut“ – mit dabei auch Produkte aus der Apotheke: Dr. Hauschka Rosen Deomilch und Weleda Citrus 24 h Deo und Weleda for Men 24 h. Weleda konnte laut Ökotest den ausgelobten 24-Stunden-Deoschutz in Studien belegen und nutzt für seine Produkte 33,9 Prozent recyceltes Plastik. Bei Dr. Hauschka entfallen beide Punkte: Der Hersteller wirbt nicht mit einer Schutzdauer, und die Deomilch ist in Glas verpackt. Als geruchshemmendes Agens setzt Dr. Hauschka auf Alkohol und Weleda auf Alkohol und Triethylcitrat. Beide zählen zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen, will man bei aluminiumfreien Deos den Schweißgeruch unterbinden. Sie hemmen zwar nicht die Schweißsekretion, verhindern jedoch, dass Bakterien den Schweiß abbauen und penetrante Gerüche entstehen.

Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung „Naturkosmetik“?

Wer als Hersteller auf Naturkosmetik setzt, verpflichtet sich den Grundsätzen, keine Polyethylenglykole (PEG), keine Silikone, Parabene, synthetischen Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe, Paraffine und andere Mineralöle (Erdölprodukte) und gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe einzusetzen. Eine einheitliche Definition für Naturkosmetik existiert jedoch nicht, auch gibt es nicht „das eine“ Siegel, das eine „zertifizierte Naturkosmetik“ auslobt. Die Gütesiegel sind vielfältig.

Kein Wirksamkeitsnachweis schließt eine gute Bewertung aus

Doch auch die naturkosmetischen Deos anderer Hersteller – wie Alverde von dm 48 Stunden – funktionieren „sehr gut“. Drei Hersteller verzichten auf Studien, um ihre ausgelobten 24-Stunden-Wirksamkeit zu belegen – unter anderem die Produkte von Logocos, Neobio und Santé –, was Ökotest mit dem Gesamturteil „befriedigend“ abstraft.

Sind auch konventionelle Deos empfehlenswert?

Der Großteil der Deo-Kosmetik entfällt immer noch auf konventionelle Ware, also keine zertifizierte Naturkosmetik. Wie tüchtig sind die Hersteller hier bei Studien zum Deoschutz? Enthalten die Deos unerwünschte Kunststoffe oder vielleicht PEG-Derivate? Auch hier können sich die meisten Deoroller sehen lassen: Elfmal urteilte Ökotest mit „sehr gut“, siebenmal mit „gut“. Vorne dabei sind die Produkte Balea von dm, auch die Markenprodukte Nivea (Natural Balance) und Sebamed schneiden mit Bestnoten ab. Federn lassen muss Nivea hingegen bei zwei anderen Deorollern (Original Care, Men Fresh Ocean): Beiersdorf untermauert die werbende Aussage zum 24-Studen-Schutz nicht mit Studien, zudem enthalten die Nivea-Deos PEG-Derivate und Plastikverbindungen. Beide sind unerwünscht. 

PEG wirken als Penetrationsbeschleuniger, machen die Haut aber auch „aufnahmefreudiger“ für unter Umständen unerwünschte Stoffe. Kunststoffverbindungen gelten als umweltkritisch, sie sind schwer abbaubar und belasten das Abwasser unnötig. Dafür verteilt Ökotest nur Note fünf, „mangelhaft“. Auch bei Eucerin Deo 48 Stunden macht es Beiersdorf nicht besser – die gleichen Kritikpunkte wie bei Nivea (keine Studien, PEG und Kunststoff), und es gibt folglich auch keine bessere Bewertung.

Warum reicht es für Vichy nur zu „ungenügend“?

Doch es geht auch noch schlechter. Viermal musste Ökotest den Rotstift ansetzen und die schlechteste Bewertung mit „ungenügend“ verteilen: Mixa von L`Oréal, Rexona Flower Fresh, Dove Moisturizing Cream und Vichy Mineral Deo. Auch hier mangelt es an Snifftests, um die ausgelobte Wirksamkeit zu belegen, PEG-Derivate sind dafür in allen vorhanden. Erschwerend fand Ökotest das unter anderem Hautreizungen verursachende Formaldehyd (Vichy) sowie halogenorganische Verbindungen und Kunststoff (Dove). 

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Zudem wollten sich alle vier Hersteller auch nicht dazu äußern, ob ihre Plastikflakons zumindest teilweise aus Rezyklaten bestehen. Besonders ärgerlich ist das dem Verbrauchermagazin zufolge bei Vichy – es sei das „teuerste Deo im Test“. Und weiter: „Dann besser günstiger und ohne den Problemstoff.“ Das Fazit von Ökotest-Redakteur Frank Schuster: „Deos wirken auch ohne Alu. Auf die Angaben 24 oder 48 Stunden sollte man allerdings nicht setzen.“

Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Deo

von Simone am 08.06.2021 um 7:15 Uhr

Interessanter Artikel. Ich habe mich vor Jahren durch die aluminiumfreien Alternativen getestet und kann für mich nur sagen, dass es überhaupt nicht funktioniert hat. Ich bin den ganzen Tag "nass" herumgelaufen. Da hilft es auch wenig, wenn man nicht müffelt. Ich kann mir das auch im Job nicht leisten. Es wäre dringend an der Zeit Wirkstoffe zu finden, die die Schweißbildung unter den Achseln so effektiv reduzieren wie das Aluminium. Ich muss mich leider weiter "vergiften", weil es anders nicht tragbar ist. Ich denke es geht doch vielen Frauen so, sonst würden sich die aluminiumhaltigen Deos ja nicht weiter wie geschnitten Brot verkaufen?

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