Startschuss in Potsdam

Feldtest für digitalen COVID-19-Impfnachweis gestartet

Berlin - 27.05.2021, 16:45 Uhr

Es soll jetzt schnell gehen mit dem digitalen Impfnachweis, aber zunächst gibt es noch einen Testlauf. (c / Foto: IMAGO / Political-Moments)

Es soll jetzt schnell gehen mit dem digitalen Impfnachweis, aber zunächst gibt es noch einen Testlauf. (c / Foto: IMAGO / Political-Moments)


Für den geplanten digitalen Corona-Impfnachweis startete am heutigen Donnerstag in einem Potsdamer Impfzentrum ein bundesweiter Testlauf. In den kommenden Tagen werde der „kontrollierte Feldtest“ auf Impfzentren in weiteren Bundesländern sowie Arztpraxen erweitert, sagte der Abteilungsleiter Digitales im Bundesgesundheitsministerium, Gottfried Ludewig. Auch auf die Apotheken kommt somit bald Neues zu: Sie sollen die digitalen Zertifkate künftig nachträglich ausstellen können. Ludewig zeigte sich überzeugt, dass die Pharmazeuten kein Problem haben werden, die vorgelegten Dokumente zuvor zuverlässig zu prüfen.

Der digitale COVID-19-Impfnachweis soll bald kommen und Geimpften das Leben in der Pandemie leichter machen. Gesetz- und Verordnungsgeber haben die Grundlagen und Folgeregelungen bereits geschaffen beziehungsweise planen sie derzeit. Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) rechnet man damit, dass das Angebot „in der zweiten Hälfte des zweiten Quartals 2021 bereitgestellt werden kann“ – sprich: spätestens Ende Juni. Beauftragt mit der Entwicklung einer Impfpass-App (CovPass) hat das BMG die Unternehmen IBM, Ubirch, govdigital und Bechtle.

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Bahn frei für digitale Impf-, Genesenen- und Testzertifikate

Bevor der digitale Impfnachweis deutschlandweit an den Start gehen kann, wird er jedoch getestet. Den Testlauf läuteten am heutigen Donnerstag im Impfzentrum in der Potsdamer „Metropolis Halle“ unter anderem Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung „Digitalisierung und Innovation“ im BMG, Holger Rostek, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), und Brandenburgs Gesundheitsstaatssekretär, Michael Ranft, ein.

Zunächst sollen in einzelnen Impfzentren Erfahrungen mit dem System gesammelt werden, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Brandenburger Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV), der KBVV und der Digitalagentur Brandenburg. Pro Tag sollen in jedem teilnehmenden Impfzentrum zunächst rund 30 digitale Impfnachweise ausgestellt werden.

„Wir wollen sehen, wie die Abläufe laufen. Funktioniert es technisch? Läuft es aber auch in den Prozessen?“, erklärte Ludewig beim Pressetermin. Rostek sprach von einem „entscheidenden, notwendigen Schritt, um die Technik und die Zuverlässigkeit des Systems zu prüfen“.

Offizielle Prüfung noch nicht möglich

Die Projektbeteiligten betonen in ihrer Pressemitteilung, dass die geimpften Personen, die an dem Feldtest teilnehmen, ihren digitalen Impfnachweis sorgfältig aufbewahren müssen. Zurzeit kann er nämlich noch nicht durch offizielle Prüfstellen überprüft werden – dies wird erst später möglich sein.

Dann soll das Impfzertifikat, also der QR-Code, zum Beispiel über die CovPass App oder die Corona-Warn-App digital oder alternativ als maschinenlesbarer Ausdruck genutzt werden. Das Impfzertifikat enthalte nur Informationen zum Impfstatus, den Namen des Geimpften und das Geburtsdatum, heißt es. Für Dienstleister, die den Impfstatus überprüfen möchten, soll es eine Prüf-App zur Prüfung des Impfzertifikats geben. Damit könne der Impfstatus ähnlich wie ein Barcode eines Flug- oder Bahntickets gescannt werden. Alternativ bleibe ein Nachweis mit dem altbekannten analogen gelben Impfpass möglich.

Ludewig: Apotheken prüfen täglich Rezepte, sie können auch Impfdokumente auf Echtheit prüfen

Den digitalen Impfnachweis soll man sich künftig direkt bei der Impfung in Praxen oder Impfzentren erstellen lassen und dann per Smartphone nutzen können. Auch nachträglich wird das Ausstellen möglich sein – und zwar in Apotheken sowie in Arztpraxen. Daneben können die Impfzentren den Nachweis den bereits Geimpften ausgedruckt per Post zuschicken, der dann in ein Smartphone eingelesen werden kann.

Keine massenhaften Fälschungen befürchtet

Ludewig trat Befürchtungen entgegen, bei dem Verfahren könnten massenhaft gefälschte Impfausweise in gültige digitale Zertifikate umgewandelt werden. Zum einen lägen in den Impfzentren und Arztpraxen jeweils die Informationen vor, ob jemand tatsächlich geimpft worden sei. Und in den Apotheken könnten die gelben Impfbücher auf eine Fälschung hin überprüft werden. „Apotheken überprüfen jeden Tag Rezepte, die unterschrieben werden, und sind auch in der Lage, die (Impf-)Dokumente auf Echtheit zu überprüfen.“

Der Vertreter des BMG betonte zudem, dass niemand zur Nutzung der digitalen Lösung gezwungen werde. „Es funktioniert auch offline. Aber noch wichtiger: Der gelbe Papierpass, den Sie haben, bleibt gültig.“ Mit dem gelben Papier könne man auch weiter reisen. „Mit CovPass haben wir einen europäischen interoperablen Standard, der es vielleicht leichter macht.“ Aber keiner müsse Sorge haben, dass er nicht verreisen könne, wenn er das noch nicht habe.

Die EU-Mitgliedstaaten und das EU-Parlament hatten sich kürzlich auf Details eines europaweiten Zertifikats geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene COVID-19-Erkrankungen nachweisen kann. Die jetzt anlaufende nationale Lösung erfüllte mit Blick auf die Reisesaison auch die neuen europäischen Bedingungen, hatte vergangene Woche der Parlamentarische Staatssekretär im BMG, Thomas Gebhart (CDU) erklärt.



Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


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