Universität Ulm

Hitzeschock-Proteine im AstraZeneca-Impfstoff gefunden

Stuttgart - 26.05.2021, 15:15 Uhr

Sind Proteine für die Nebenwirkungen des AstraZeneca-Impfstoffs verantwortlich? (s / Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Sind Proteine für die Nebenwirkungen des AstraZeneca-Impfstoffs verantwortlich? (s / Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Welche Proteine wurden gefunden?

Doch welche Proteine sind in dem AstraZeneca-Impfstoff in größerer Menge vorhanden? Um diese Frage zu beantworten, wurden massenspektrometrische Untersuchungen durchgeführt. Im Ergebnis war mindestens die Hälfte der Eiweiße menschlichen Ursprungs. Unter den humanen Proteinen, die aus der menschlichen Zelllinie zur Vektorproduktion stammen, fiel insbesondere die Häufung so genannter Hitzeschockproteine auf. „Insgesamt haben wir über 1.000 Proteine in den Chargen detektiert: Die Mehrzahl dürfte keine negativen Auswirkungen auf Impflinge haben. Extrazelluläre Hitzeschockproteine sind jedoch bekannt dafür, dass sie angeborene und erworbene Immunantworten modulieren und bestehende Entzündungsreaktionen verstärken können. Sie wurden zudem auch schon mit Autoimmunreaktionen in Verbindung gebracht“, erklärt Professor Kochanek. In weiteren Studien muss untersucht werden, inwiefern diese Protein-Verunreinigungen die Wirksamkeit des Vakzins mindern oder inwiefern sie mit der oftmals starken Impfreaktion zeitnah nach der Injektion des Impfstoffes in den Muskel zusammenhängen könnten.

Standardverfahren zur Qualitätskontrolle reichen offenbar nicht

In der Pharmaindustrie gilt die möglichst weitgehende Entfernung solcher Verunreinigungen aus biotechnologisch hergestellten therapeutischen Proteinen als ein sehr wichtiges Qualitätsmerkmal. Im Fall des adenoviralen COVID-Impfstoffs von AstraZeneca reicht die Kontrolle mit den bisher verwendeten Standard-Nachweisverfahren offenbar nicht aus. Die Ulmer Forschenden empfehlen ergänzende Methoden wie Gel- und Kapillarelektrophoresen sowie massenspektrometrische Untersuchungen. „Die Vielzahl der gefundenen Verunreinigungen, von denen zumindest einige negative Effekte haben könnten, macht es nötig, den Herstellungsprozess und die Qualitätskontrolle des Impfstoffs zu überarbeiten. Dadurch ließe sich neben der Sicherheit womöglich auch die Wirksamkeit des Vakzins erhöhen“, so Professor Kochanek.

Die Erkenntnisse deuten in eine ähnliche Richtung wie die der Greifswalder Arbeitsgruppe um Professor Greinacher. Diese ist nämlich zu dem Schluss gekommen, dass „das Ausmaß der akuten Entzündungsreaktion, die durch die Impfstoffkomponenten induziert wird, ein wichtiger – und potenziell behebbarer – Faktor zu sein scheint, der durch die Reduzierung von Verunreinigungen und das Weglassen von EDTA verringert werden könnte.“



jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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