ABDA-Präsidentin Overwiening im WDR5

Impfstoffdistribution: Apotheken sind „dramatisch unterfinanziert“

Berlin - 19.05.2021, 13:00 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat sich im WDR 5 unter anderem zu Vergütungsfragen geäußert.  (b/Foto: ABDA)

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat sich im WDR 5 unter anderem zu Vergütungsfragen geäußert.  (b/Foto: ABDA)


Mit 6,58 Euro pro Vial ist die Vergütung der Apotheken bei der Belieferung der Arztpraxen mit COVID-19-Impfstoffen knapp bemessen – offenbar zu knapp, wie laut ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening eine Erhebung der ABDA belegt. Die Leistung sei „dramatisch unterfinanziert“, sagte sie heute in einem Radiobeitrag.

Als Anfang April die Vergütung der Apotheken für die Belieferung der Arztpraxen mit COVID-19-Impfstoffen bekannt wurde, mussten einige Kolleg:innen wohl kräftig schlucken. Lediglich 6,58 Euro pro Vial setzte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) dafür an. Ein Hoffnungsschimmer blieb den Apotheken: Bis 17. Mai sollte die ABDA dem Ministerium eine Aufstellung vorlegen, die den tatsächlichen Aufwand in den Betrieben belegt. Basierend darauf ist eine Anpassung der Vergütung möglich.

Stichtag war also am vergangenen Montag. Und wie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening nun in einem Radiobeitrag auf WDR5 berichtet, zeigt die eingereichte Erhebung der Standesvertretung, dass die Leistungen der Apotheken „dramatisch unterfinanziert“ sind. Eine DAZ.online-Anfrage dazu vom Montag blieb vonseiten der ABDA bisher unbeantwortet.

Das BMG sei „sehr vorsichtig“ gewesen bei der Festlegung der Apothekenvergütung, berichtete Overwiening im WDR5 – wohl auch vor dem Hintergrund, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kurz zuvor wegen des Honorars für die Verteilung der Schutzmasken an vulnerable Bevölkerungsgruppen heftig in die Kritik geraten war. Ende Januar beugte sich der Minister dem öffentlichen Druck und senkte die Vergütung für die Apotheken von ursprünglich 6 Euro brutto auf 3,90 Euro brutto je Maske ab.

Dass dieser Schritt nötig geworden ist, führt Overwiening auch auf Äußerungen einzelner Kollegen in den Medien zurück. Vereinzelt war gar von fünfstelligen Gewinnsummen die Rede gewesen – ein Bärendienst am Berufsstand. „Diese Kollegen haben der Apothekerschaft in ihrer Gesamtheit geschadet“, betonte die ABDA-Präsidentin. Die Vergütung habe sich nicht nur auf den reinen Materialwert bezogen, sondern auch auf Logistik und Verlässlichkeit. „Wir haben in unfassbarer Geschwindigkeit auf eine Notlage reagiert“, erinnerte Overwiening. Über Nacht organisierten die Betriebe Millionen von Schutzmasken und leisteten oftmals partnerschaftlich Hilfe untereinander. „Wir haben die Menschen ohne bürokratische Hürden flächendeckend versorgt“, so die ABDA-Chefin. „Wer hätte das sonst geschafft?“

Auch Testvergütung sorgt für Kritik

Das Thema Vergütung beschäftigt die Standesvertretung noch an einer weiteren Stelle: Aus Overwienings Sicht ist es nicht zu rechtfertigen, dass die Apotheken nach den Maßgaben des Bundes 3 Euro weniger je durchgeführtem Corona-Test bekommen als die Arztpraxen. „Das ist ein großer Kritikpunkt“, sagte sie. „Leider konnten wir das nicht weiter verhandeln.“ Dennoch stellen sich viele Betriebe der Herausforderung und bieten Corona-Tests an.

Der Berufsstand habe wesentlich dazu beigetragen, die Testlogistik bundesweit aufzubauen – und das, obwohl dies eine Mehrbelastung darstelle, die neben dem Tagesgeschäft zu bewältigen sei. „Wir sitzen nicht rum und warten, welche Aufgaben wir jetzt noch bekommen“, stellte Overwiening klar. Die Bereitschaft, Teil der Lösung zu sein, sei nichtsdestotrotz sehr hoch unter den Apotheker:innen.

Das vollständige Interview können Sie sich hier anhören.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Auch Testvergütung sorgt für Kritik

von APOTHEKER am 19.05.2021 um 18:23 Uhr

Ein Ärzte Halbtages-Honorar im Impfzentrum, in Höhe von steuerfreien 1000 EUR, findet anscheinend jeder gerecht....

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