BPhD-Podiumsdiskussion

Wege vom Fernstudium zu guter digitaler Lehre

Stuttgart - 18.05.2021, 15:15 Uhr

Nicht Partys und Praktika, sondern endlose Online-Vorlesungen bestimmten derzeit den Alltag Pharmaziestudierender. (x / Foto: olezzo / AdobeStock)

Nicht Partys und Praktika, sondern endlose Online-Vorlesungen bestimmten derzeit den Alltag Pharmaziestudierender. (x / Foto: olezzo / AdobeStock)


Austausch in der Fernlehre fördern

Aktuell ist kein Präsenzunterricht möglich. Eine Zuschauer-Umfrage während der Diskussion offenbarte: Der direkte Austausch mit Kommiliton:innen fehlt Studierenden am meisten. Romeike räumt ein, dass digitale Angebote Präsenzunterricht nicht ersetzen können. Jedoch können Dozierende den Austausch mit digitalen Werkzeugen fördern. Sie können die Arbeit in Kleingruppen – mit bestenfalls acht Studierenden – ermöglichen, beispielsweise über Breakout-Räume der Software Zoom. Sie können Seminarteilnehmer ermutigen, ihre Videokameras einzuschalten. Außerdem sollten Dozierende während Online-Vorlesungen den Chat aktivieren oder anregen, dass das Auditorium in Gruppen simultan Dokumente erarbeitet, beispielsweise über Google Docs. Ein weiteres Konzept wäre, dass Studierende selbst die Lernmethode wählen, die für sie am vielversprechendsten klingt. Kleingruppen könnten zu bestimmten Themen z. B. Podcasts, Poster oder Videos erstellen.

Während der Podiumsdiskussion beantworteten die Zuschauer live Fragen zu digitalen Lehre. Rechts im Bild von oben nach unten: Professor Christoph Ritter, Dr. Bernd Romeike, Marius Penzel, Bianca Partheymüller. 

Für die vielen Praktika, die das Pharmaziestudium fordert, gibt es während der Pandemie jedoch keinen Ersatz. Studentin und BPhD-Vorstandsmitglied Bianca Partheymüller begrüßte, dass einige Dozierende zumindest Videos bereitstellten. „Trotzdem brauchen wir das Praktische“, so Partheymüller, „erst dann können wir den Stoff besser verstehen.“ Ein weiteres Problem ist, dass die Hemmung der Studierenden, bei Fragen auf Dozierende zuzugehen, beim Fernstudium größer geworden ist. Romeike empfiehlt, die Studierenden aufzufordern, bei Vorlesungen und Seminaren die Kamera einzuschalten – solang die Verbindung dies zulässt. Auch sollten Lehrende während der Vorlesungen alle 20 bis 30 Minuten im Chat nachsehen, ob Fragen gestellt wurden.

Der Apothekensimulator „My Dispense“

Christoph Ritter, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität Greifswald, war ebenfalls zu Gast bei der Podiumsdiskussion. Er nutzte das Blended Learning-Konzept bereits vor der Pandemie für seine Lehre. Er ist sicher: „Wir müssen unser Verständnis vom Lernen in der Pharmazie ändern.“ Pflanzennamen und Strukturformeln auswendig zu lernen, sei ein unsinniges Konzept. Doch um die Lehre verbessern zu können, müsse die Politik zunächst den Curricular-Normwert im Pharmaziestudium anheben. Dieser Wert legt fest, wie viele Lehrstunden jedem Studierenden beigemessen werden. Der ohnehin knapp bemessene Wert vernachlässigt Freiräume, die etwa zur Digitalisierung der Lehre nötig wären.

Obwohl der Curricular-Normwert einen großen Hemmschuh bilde, konnte Ritter mit der an seinem Institut erarbeiteten Software „My Dispense“ aufwarten. Mit diesem Simulationsprogramm können Studierende die Apothekenpraxis digital erlernen. Ritter bietet den Apothekensimulator auch seinen Studierenden an, damit diese sich vorab auf die Lehrapotheke – mit „realen“ simulierten Patienten – vorbereiten können, sobald diese nach der Pandemie wieder stattfinden kann. Nachdem das Projekt in Greifswald auf positive Resonanz stieß, arbeiten weitere Standorte für Pharmazie an der Umsetzung von „My Dispense“, unter anderem Saarbrücken, Würzburg, Bonn und Berlin.

Wer die Podiumsdiskussion vom 15. Mai zur digitalen Lehre erneut ansehen möchte, findet die Aufzeichnung in Kürze auf dem Youtube-Kanal des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland.



Marius Penzel, Apotheker und Volontär
redaktion@daz.online


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