Apps und Plattformen

Gesund.de, Zukunftspakt, apotheken.de: Das gibt es fürs Geld

Stuttgart - 12.05.2021, 07:00 Uhr

Plattformpreise im Vergleich: Beim Zukunftspakt kostet das Basispaket 115 Euro im Monat, darin sind unter anderem 300 mylife-Exemplare enthalten. (Foto: Zukunftspakt)

Plattformpreise im Vergleich: Beim Zukunftspakt kostet das Basispaket 115 Euro im Monat, darin sind unter anderem 300 mylife-Exemplare enthalten. (Foto: Zukunftspakt)


„CallmyApo“ und „deine Apotheke“ sollen in der neuen von Phoenix und Noventi ins Leben gerufenen Plattform gesund.de aufgehen. Der Umzug hat schon begonnen. So mancher CallmyApo-Nutzer wird sich diesen Schritt vielleicht überlegen. Schließlich konnte die Noventi-App kostenlos genutzt werden, bei gesund.de fallen Kosten an. DAZ.online hat sich die Konditionen angesehen und mit anderen Anbietern verglichen.

Die App „CallmyApo“ konnte bislang von Apotheken in Deutschland kostenlos genutzt werden. Zunächst galt das Angebot nur für die Mitglieder bestimmter Landesverbände, darunter Bayern und Baden-Württemberg. Im Jahr 2018 erklärte Noventi dann, dass fortan allen Apotheken im Bundesgebiet und ihren Kunden die App kostenlos zur Verfügung stehen soll. Doch damit ist es nun vorbei. Denn CallmyApo wird ebenso wie die Phoenix-App „deine Apotheke“ in absehbarer Zeit Geschichte sein. Sie sollen in „gesund.de“ aufgehen. Die Migration der Nutzer:innen hat bereits begonnen. Sie haben auch schon ein Angebot bekommen, was denn in Zukunft so an Kosten auf sie zukommt

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Veranschlagt wird eine Startgebühr von 799 Euro. Die soll allerdings für Apotheken, die sich bis im Aktionszeitraum bis Ende Juni entscheiden umzuziehen, entfallen. Auch bei der Monatspauschale von eigentlich 199 Euro wird Entscheidungsfreude belohnt: Unterschreibt man innerhalb des Aktionszeitraums, sinkt sie auf 149 Euro, drei Freimonate gibt es zum Start on top. In Anbetracht der Tatsache, dass die Endverbraucher-App noch gar nicht existiert und es auch noch kein konkretes Startdatum gibt, erscheint das nur fair. Für Premium-Mitglieder der Linda-Kooperation soll die monatliche Teilnahmegebühr von 199 Euro übernommen werden. Außerdem entfällt die einmalige Installationspauschale von 799 Euro. Linda-Partner-Apotheken sollen immerhin einen monatlichen Zuschuss zur Monatsgebühr erhalten.  

Zu der Monatspauschale kommen dann noch Transaktionsgebühren von 6 Prozent für jeden Non-Rx-Kauf über den Shop. Und auch hier lockt gesund.de mit einem Nachlass bei schneller Zusage: Dann werden nur 4 Prozent fällig. Für E-Rezepte, wenn es sie dann mal gibt, sollen keine Transaktionsgebühren anfallen. Das sichert gesund.de den Apotheken zu. Wenn gesund.de an den Start geht, soll es bereits E-Rezept-fähig konfiguriert sein.

Versprechen: Reichweite durch „mediale Begleitung“

Und was gibt es sonst noch fürs Geld? Es soll eine Shop-Funktion möglich sein, bislang ist die Anbindung der „eigenen“ Warenwirtschaften, also ADG und Awinta, möglich. Weitere sollen aber folgen. Weiter verspricht gesund.de, wird es „mediale Begleitung zu der Thematik geben, Massenmedien wie TV und Print etc., dadurch enorme Reichweite“. Viele digitale Angebote, die jetzt schon in den jeweiligen Apps verankert sind, sollen bei gesund.de weiter bestehen, darunter die Möglichkeit, die vom Telemedizin-Anbieter Zava ausgestellten privaten E-Rezepte einzulösen, und die Option, Payback anzubieten. Außerdem sollen Verbraucher:innen eine integrierte elektronische Gesundheitsakte (eGa) über gesund.de anlegen und verwalten können.

Was nehmen die anderen?

Phoenix und Noventi wollen mit ihrer Gesundheitsplattform gesund.de Verbraucher:innen und Patient:innen mit allen Akteuren des Gesundheitswesens wie den Vor-Ort-Apotheken, Ärzt:innen und weiteren Heilberufler:innen sowie Pflegediensten, Sanitätshäusern und Krankenkassen zusammenbringen und so, wie beide Unternehmen erklären, „ein in Deutschland einzigartiges Gesundheits-Ökosystem entstehen lassen“. Nach Ansicht von Phoenix und Noventi geht gesund.de weit über das aktuell im Markt verfügbare Angebot hinaus.

Noweda erhebt derzeit keine Transaktionsgebühr

Wie steht gesund.de damit im Preisvergleich zu anderen Anbietern da, zum Beispiel dem Zukunftspakt? Auf Nachfrage von DAZ.online erklärt ein Sprecher der Noweda, die gemeinsam mit dem Burda-Verlag den Zukunftspakt initiiert hat –mittlerweile sind noch weitere Partner an Bord, wie PharmaPrivat und das ARZ Haan: „Das Basispaket kostet 115 Euro im Monat und beinhaltet ein Profil auf ihreapotheken.de sowie jeweils 150 Exemplare der Kundenzeitschrift my life, die zweimal im Monat erscheint. Die Laufzeit beträgt zwölf Monate, davon sind die ersten drei Monate kostenfrei. Zudem gibt es ein Sonderkündigungsrecht bis zum letzten Tag der dreimonatigen Testphase.“ Die Möglichkeit, eine Transaktionsgebühr zu erheben, ist zwar in den AGB verankert, nämlich 5 Cent pro nicht rezeptpflichtigem Arzneimittel, bzw. 20 Cent pro eingelöstem Rezept. Nach Aussage des Noweda-Sprechers werden diese Gebühren derzeit aber nicht erhoben. Eine App gibt es allerdings beim Zukunftspakt nicht, ia.de ist eine Webanwendung. Die Anbindung von Warenwirtschaftssystemen, zum Beispiel Pharmatechnik, ist möglich und es gibt eine Online-Bezahlfunktion.

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Bei apotheken.de werden monatlich 109,90 Euro für das mein.apotheken.de-Gesamtpaket fällig. Nach Auskunft eines Sprechers bekommen Apotheken dafür unter anderem folgende Leistungen:

  • Online-Sichtbarkeit
  • Telepharmazie         
  • Click&Collect
  • Newsletter-Tool
  • Schaufenster-Notdienst-App
  • Responsive Website oder Schnittstelle mit News-Artikeln und Notdiensten
  • ApothekenApp
  • Reservierungssystem mit Anschluss an diverse Telemedizin-Plattformen
  • 30 Videos zu erklärungsbedürftigen Medizinprodukten
  • Alle Kanäle bereits für E-Rezept vorbereitet

Transaktionsgebühren werden bei apothekden.de nicht erhoben. 

Was kostet es bei DocMorris?

Am anderen Ende der Preisrange befindet sich die Plattform von DocMorris – DocMorris+. Laut Webseite soll für Partner „mindestens bis zum 30. Juni 2021“ die monatliche Grundgebühr entfallen – sie beläuft sich auf stolze 399 Euro je Partner beziehungsweise je teilnehmender Filiale des Partners. Darüber hinaus entfällt in diesem Zeitraum die Transaktionsgebühr für die ersten 50 Bestellungen im Monat von nicht ärztlich verordneten Produkten, die beim Partner bestellt werden. Nach dem Angebotsende, also frühestens ab 1. Juli 2021, wird „auf alle Bestellungen von Produkten, die nicht ärztlich verordnet sind, eine Transaktionsgebühr in Höhe von 10 Prozent des Nettoverkaufspreises (d.h. ohne USt.) beim Partner berechnet“. Auf der Seite heißt es: „Apotheke, Arzt und Rezept gemeinsam in einer App“. Unter dem Menüpunkt „Partner werden“ findet sich bislang jedoch lediglich ein Registrierungsformular für Apotheker.

„DocMorris+“ wirbt damit, „Onlinekunden in Ihre Apotheke“ zu bringen und von der „enormen Marketingpower“ des Unternehmens zu profitieren. Es verspricht sogar, man könne den Umsatz steigern. Außerdem schreibt man sich auf die Fahnen, die E-Rezept-Technologie des Schwesterunternehmens eHealth-Tec zu nutzen, die „bereits rund 35 Prozent aller gesetzlich Versicherten abdeckt und von sämtlichen privat Versicherten genutzt werden kann“. Auf diese Technologie greift Noventi allerdings im Rahmen des TK-Projekts auch zurück, denn auch dort kommt sie  zum Einsatz. .



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Apotheker vor Ort brauchen keine Vertriebspalttform!

von Hermann Vogel am 12.05.2021 um 17:50 Uhr

Die Apotheker, die ihre Kunden und Patienten mit Plattformen „teilen“, egal ob Amazon oder gesund.de, beenden definitiv die Unabhängigkeit (und Vertraulichkeit!) ihrer eigenen Apotheke.
Die Apotheke vor Ort braucht keine Plattform, sondern zuverlässige Partner und nur den digitalen Kontakt zu ihren Kunden!
Merke: Gemeinsam Einkaufen ja, gemeinsam Verkaufen niemals! Wer die Zukunft seiner Apotheke mit einer digitalen Verkaufsplattform verknüpft hat den Glauben an die Stärke und die bewiesene Überlegenheit seiner eigenen Apotheke verloren!

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digitale Abzocke

von J.M.L. am 12.05.2021 um 11:20 Uhr

Auch ich stelle wie der Kollege die gleiche Wild-West-Mentalität bei digitalen Angeboten fest, meines Erachtens gibt es nur einen Ausweg, unsere Standesvertretung entwickelt mit unseren Gebühren zügig eine eigene digitale Lösung auf die wir die Patienten lotsen, alles andere ist unkalkulierbar und wird treibt uns zunehmend in ungeahnte Abhängigkeiten. Mit gratis wird man hier gelockt, läuft das Angebot, wird abgezockt.

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Zukunftsweisend

von Marco am 12.05.2021 um 10:56 Uhr

Letztes Jahr wurde mir vom GH Phönix eine Bestellapp angeboten. Diese kostete 15€ im Monat. Nachdem ich unter Einsatz von 300€ für Werbemaßnahmen MEINE Kunden für diesen praktischen Bestellweg begeistert habe, begeistert mich jetzt der Anbieter der App mit 199€ im Monat wenn ich meine Kunden behalten will. Denn die App läuft im November aus und MEINE Kunden werden automatisch auf die neue Plattform umgeleitet. An dieser kann ich mich natürlich völlig freiwillig beteiligen für mehr als das 10fache an Kosten, oder ich gehe das Risiko ein einen Teil mener Kunden zu verlieren.
Wenn unsere Zukunft so aussieht, dass alle halbe Jahre irgendwer unsere Taschen durchwühlt, dann gute Nacht.

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