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Kernpositionen zur Bundestagswahl
Das ist der Wunschzettel der ABDA für die kommenden vier Jahre
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September dieses Jahres veröffentlicht die ABDA jetzt ein Positionspapier, in dem sie ihre Wünsche an die Regierung für die folgenden vier Jahre formuliert. Unter anderem fordert sie, am Mehr- und Fremdbesitzverbot sowie der freien Apothekenwahl festzuhalten. Zudem müsse der „unverzichtbare Nutzen“, den Präsenzapotheken für die Gesellschaft stiften, künftig im Zentrum politischer Entscheidungen stehen.
Was mag die kommende Legislaturperiode politisch für die Apothekerschaft bringen? Die ABDA legt jetzt ihren Wunschzettel an die neue Regierung in Form eines Positionspapiers vor: Sie fordert insbesondere, die Versorgungsstrukturen zu stabilisieren, der Trivialisierung von Arzneimitteln entschieden entgegenzutreten und den Nutzen der wohnortnahen Versorgung durch Apotheken für die Gesellschaft in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen zu rücken.
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„Die Herausforderungen der Corona-Pandemie haben die besondere Bedeutung des Gesundheitssystems inklusive einer sicheren und effektiven Arzneimittelversorgung mehr als deutlich gemacht“, schreibt die ABDA im Vorwort ihres Positionspapiers. Die Apotheken vor Ort sowie die Krankenhausapotheken seien dabei „ein verlässlicher und unverzichtbarer Pfeiler“ gewesen und hätten sich durch hohe Anpassungsbereitschaft und Flexibilität ausgezeichnet. „Kurz: Die Struktur einer Versorgung durch inhabergeführte Apotheken vor Ort hat sich bewährt und ihre Krisenfestigkeit bewiesen.“
Doch die Arzneimittelversorgung steht demnach vor erheblichen Herausforderungen: „Unsichere Zukunftsperspektiven senken die Bereitschaft der nachfolgenden Generation, Betriebe zu übernehmen“, betont die ABDA. „Die Risiken immer komplexer werdender Arzneimitteltherapien werden in der Bevölkerung häufig unterschätzt. Eine wachsende Zahl an digitalen Angeboten droht den Verbraucherschutz zu unterlaufen.“ Dem gelte es entgegenzuwirken und die Chancen zu nutzen, die ein stabiles Versorgungssystem und sinnvoll eingesetzte digitale Instrumente bieten können. „Vor diesem Hintergrund muss die Apotheke vor Ort jetzt konsequent durch entsprechende politische Rahmenbedingungen stabilisiert, gesichert und gestärkt werden.“
Wirtschaftliche Situation der Apotheken verbessern
Das sind die Kernpositionen der ABDA im Einzelnen:
Arzneimittelversorgung braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Um die bestehenden Versorgungsstrukturen zu stabilisieren, sind die Arzneimittelversorgung und der Heilberuf Apotheker:in zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Hierzu gehört auch die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Apotheken. An den bestehenden Regelungen zum Fremd- und Mehrbesitzverbot sowie der freien Apothekenwahl ist zwingend festzuhalten.“
Auf die Offizinen und Krankenhausapotheken in Deutschland war während der Pandemie Verlass. Das betont auch die ABDA in ihrem Positionspapier: Ob Desinfektionsmittelherstellung, Bürgertests oder Impfstoff- und Maskenverteilung – sie waren stets zur Stelle, wenn sie gebraucht wurden. „Apotheken haben trotz deutlichem Mehraufwand und bei zugleich hoher Belastung gezeigt: Die im öffentlichen Interesse gebotene Sicherstellung der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch die Apotheken vor Ort in Deutschland ist krisenresistent.“
Geht es an die konkrete politische Forderung, wird die Standesvertretung allerdings etwas kryptisch: „Die freiberuflich geführten Apotheken vor Ort werden besonders wegen ihrer Expertise, ihres niedrigschwelligen Zugangs und ihrer sozialen Funktionen in Gesundheitsfragen geschätzt und gebraucht. Dieser bewährte Dreiklang ist unersetzbar und muss über eine entsprechende Honorierungssystematik dauerhaft sichergestellt werden.“ Was genau die ABDA dabei im Sinn hat, bleibt offen.
Was das Fremd- und Mehrbesitzverbot betrifft, findet die ABDA dagegen klare Worte. Daran sei „zwingend festzuhalten“, mahnt sie. Und: „Die freie Apothekenwahl ist vor den Bestrebungen einzelner Marktteilnehmer, Patientenströme zu lenken, zu schützen.“ Die Stärkung der Apotheke vor Ort ist aus ihrer Sicht zudem unverzichtbarer Bestandteil einer „vorausschauenden Strukturpolitik, die lokale Wirtschafts- und Lebensräume erhält“. Parallel gelte es, innerhalb der EU auf den Erhalt der Subsidiarität im Gesundheitswesen zu achten. „Eine Vereinheitlichung der Gesundheitssysteme der einzelnen Mitgliedstaaten, insbesondere der Arzneimittelversorgung, lehnen wir ab.“
Preisdumping verhindern
Arzneimittel sind starke Helfer, die als beratungsbedürftige Güter im Umgang eine besondere Ausbildung sowie Vorsicht, Empathie und Information erfordern. Der Trivialisierung von Arzneimitteln, beispielsweise durch Versandhandel, Plattformökonomien und Preisdumping, ist entschieden entgegenzuwirken. Der anbieterunabhängigen Ausgestaltung, Implementierung und Handhabung des elektronischen Rezeptes kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.“
„Arzneimittel sind starke Helfer, keine normalen Konsumgüter“, unterstreicht die ABDA in ihrem Positionspapier. „Für deren sichere Anwendung bedarf es insbesondere einer qualifizierten Beratung, besonderer Umsicht sowie sensibler Handhabung.“ Zudem sollten sie verlässlich verfügbar sein – die Lieferengpass-Problematik muss aus Sicht der ABDA auf europäischer Ebene angegangen werden. Versorgungsengpässe hingegen, die „allein aufgrund regulatorischer Vorgaben“ entstehen, können und müssen national vermieden werden. „Hierbei haben sich die erweiterten Austauschmöglichkeiten durch die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung in den Apotheken bewährt“, erinnert die ABDA. „Die Apothekerschaft kann so schnelle, sichere und patientennahe Versorgungslösungen anbieten. Die erweiterten Austauschmöglichkeiten werden von den Apotheken ausgesprochen verantwortungsvoll genutzt und müssen gesetzlich verstetigt werden.“
Bewährt habe sich zudem die Bindung des Arzneimittels an den Vertriebsweg „der eigenverantwortlich, frei- und heilberuflich von Apotheker:innen geführten Apotheke, flankiert durch einheitliche Abgabepreise und eine Fokussierung auf den Leistungs- und Qualitäts- anstelle eines Preiswettbewerbs. Diese Instrumentarien sind zu stärken. Auf ihre Einhaltung ist konsequent zu achten“, mahnt die ABDA. Entwicklungen, die einer Trivialisierung des Arzneimittels förderlich sind, sollte die Politik entschieden entgegenwirken. „Dazu gehören der Aufwuchs von (im grenzüberschreitenden Arzneimittelversandhandel agierenden) Kapitalgesellschaften, die lediglich auf lukrative Versorgungssegmente und auf Umsatzkonzentration fokussieren oder Vertriebskonzepte, die Arzneimittel unter Missachtung von Risiken und unter Verzicht auf Patientenansprache und -beratung auf einen möglichst günstigen Preis reduzieren.
Abgabeerleichterungen verstetigen
Die Pandemie verdeutlicht, dass Apotheken vor Ort ein bewährter, unersetzbarer und zentraler Baustein im Gesundheitswesen sind. Sie stiften einen unverzichtbaren Nutzen für die Gesellschaft. Dieser Mehrwert muss im Zentrum zukünftiger politischer Entscheidungen stehen.“
„Die Einbindung der Apotheken vor Ort in ein lokales Versorgungsnetzwerk von Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie der direkte Zugang zur Arzneimittelversorgung für Menschen mit akuten Gesundheitsproblemen machen die Apotheken vor Ort zum Drehkreuz der flächendeckenden Versorgung mit Arzneimitteln, einschließlich Impfstoffen und Medizinprodukten“, so die ABDA. Um den Bedarf an Apotheker:innen auch künftig noch decken zu können, sei es nötig, mehr Pharmazeut:innen an Universitäten auszubilden als bisher.
Darüber hinaus müsse die Arbeit in einer öffentlichen Apotheke attraktiver werden als bisher. „Grundsätzlich benötigen wir dafür größere Entscheidungsspielräume, für mehr Effizienz bei deutlich weniger Bürokratie. Der honorierte Botendienst und die Einführung der pharmazeutischen Dienstleistungen für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit und Therapietreue sind beispielhafte Schritte zur Verbesserung der Versorgung.“ Um den Nutzen der Apotheke für alle Bürger:innen weiter zu erhöhen, müsse es „übergeordneter politischer Leitgedanke sein, die Apotheke vor Ort als niedrigschwellige und wohnortnahe Versorgungsinstanz in unserem Gesundheitssystem zu stärken und ihre Leistungen auszubauen“.
3 Kommentare
Apothekensterben!
von Thomas Eper am 06.05.2021 um 12:56 Uhr
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Es könnte so einfach sein!
von Andreas Grünebaum am 05.05.2021 um 20:22 Uhr
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Wünsche
von Roland Mückschel am 05.05.2021 um 18:04 Uhr
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