COVID-19

Das Virus und das Herz – von Herzstillstand bis Herzmuskelentzündung

Stuttgart - 03.05.2021, 17:50 Uhr

Insgesamt lässt sich bislang nur feststellen, dass SARS-CoV-2 Zellen des Herzens befällt und schädigen kann – und dass Effekte daraus sich auch noch lange nach einer überstandenen Infektion als Long-COVID-Syndrom zeigen können. (c / Foto: shishkin13 / AdobeStock)

Insgesamt lässt sich bislang nur feststellen, dass SARS-CoV-2 Zellen des Herzens befällt und schädigen kann – und dass Effekte daraus sich auch noch lange nach einer überstandenen Infektion als Long-COVID-Syndrom zeigen können. (c / Foto: shishkin13 / AdobeStock)


Nicht-klinische Herzstillstände haben signifikant im Rahmen der Pandemie zugenommen

Beachtenswert ist dabei eine jetzt veröffentlichte Studie im Fachmagazin „The Lancet“, die den signifikanten Anstieg von Herzstillständen außerhalb des Krankenhauses (out-of-Hospital cardiac Arrests OHCA) in großen Städten in den USA untersucht, der zeitlich mit der COVID-19-Pandemie korreliert.

Die Mediziner:innen – in dem Fall die Chefärzte der Notfallmedizin aus 50 großen US-Städten – kommen dabei zu dem Schluss, dass es sehr wahrscheinlich einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg plötzlicher Herztode und dem Virus gibt und dass dies nicht mehrheitlich darauf beruht, dass in Pandemie-Zeiten Betroffene zu spät mit Herzproblemen ins Krankenhaus kämen. Insbesondere, weil die OHCA-Fallzahlen zum Teil bereits früh bei lokalen COVID-19-Ausbrüchen auftraten und zum Teil auch unmittelbar zeitlich davor, vermuten die Mediziner:innen, dass ein Herzstillstand ein Krankheitssymptom bereits in der Frühphase von COVID-19 sein kann. 

Da allerdings viele der Fälle nie auf COVID-19 getestet wurden, ist der ursächliche Zusammenhang – noch – nicht unmittelbar bewiesen. Dementsprechend müssten nicht nur die Fallzahlen um die entsprechende Dunkelziffer nach oben revidiert werden, sondern auch die der Todesfälle. 

Herz-Symptomatiken beim Long-COVID-Syndrom

Herz-Symptomatiken als eine spätere Folge einer „überstandenen“ COVID-19-Erkrankung gelten dagegen mittlerweile als gesichert – wenngleich die Pathomechanismen dabei auch noch nicht aufgeklärt sind. Eine Vielzahl von Symptomen bei dem sogenannten Long-COVID könne, so sagen Westermann oder auch Nisha Parikh, Medizin-Professorin der Universität von Kalifornien in San Francisco, dabei auf Schädigungen des Herzens zurückgehen. Long-COVID ist dabei das breit gefächerte Syndrom, das sich bei zehn bis 20 Prozent aller Infizierten (auch der leichten oder asymptomatischen Fälle) zeigt – mit einer Vielzahl an individuell unterschiedlich ausgeprägten Symptomen von Erschöpfung über Atemnot, Kopfschmerzen, aber auch Brustschmerzen oder Herzrhythmusstörungen in Form sogenannter Palpitationen (wenn der Herzschlag bewusst und heftig wahrgenommen wird). 

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Daten zu Comirnaty aus Israel

Häufung einer Myokarditis nicht erwiesen

Pathologisch sind in Studien unter anderem Herzveränderungen im MRT Wochen nach einer COVID-19-Infektion nachgewiesen worden. „Wir konnten feststellen, dass Patienten, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten, einige Wochen später auffällig wurden mit Symptomen einer akuten Herzmuskelentzündung“, erklärte auch Philipp Wenzel, Kardiologe an der Universitätsklinik Mainz, gegenüber dem Bayrischen Rundfunk. Die Forscher:innen der Uniklinik Mainz veröffentlichten eine Arbeit dazu im Fachmagazin „Cardiovascular Research“.

Zumindest interessant in dem Zusammenhang ist, das eine Myokarditis auch als eine mögliche unerwünschte Wirkung einer Impfung mit dem Biontech-Impfstoff mit einigen Dutzend Fällen bislang in Israel gemeldet wurde. (Eine Thrombozytopenie, eine Reduktion der Blutplättchen, ist analog sowohl als ein Symptom einer Infektion mit SARS-CoV-2 sowie bei SARS-CoV-1 bekannt – als auch als wahrscheinliche unerwünschte Wirkung einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff.) 

POTS könnte mit Herzbeteiligung bei COVID-19 in Zusammenhang stehen

Ein weiteres Syndrom, das in Zusammenhang mit einer Herzbeteiligung bei COVID-19-Infektion gebracht wird, ist das sogenannte POTS. Das steht für „Posturales Orthostatisches Tachykardie-Syndrom“ – es äußert sich insbesondere durch eine abnorme erhöhte Herzschlagrate nach dem Aufstehen und kann zu Schwindel, Schwäche und Benommenheit führen. Das Online-Portal Medscape“ berichtet darüber und bezieht sich auf Forscher der Universität von Kalifornien. Auch in dem Bereich wird noch geforscht – möglich sei, so die Forscher:innen, dass dabei neben dem Herzen auch die den Herzschlag regulierenden Nerven betroffen seien. 

Insgesamt lässt sich bislang nur feststellen, dass SARS-CoV-2 Zellen des Herzens befällt und schädigen kann – und dass Effekte daraus sich auch noch lange nach einer überstandenen Infektion als Long-COVID-Syndrom zeigen können. 



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Herzfehler möglich weil Immunsystem zurückbleibende Viren nicht mehr bekämpfen kann

von Ch.Wiechering am 04.05.2021 um 14:31 Uhr

Auch nach einer Grippeerkrankung können Herzfehler auftreten, das ist bekannt, kommt aber nicht so häufig vor wie nach einer COVID-19 Erkrankung.
Möglicherweise liegt es nur daran, das zum Bekämpfen der akuten Erkrankung bei Gippeviren weniger Vitamin-D verbraucht wird als zur Bekämpfung von COVID-19 Viren, da diese agressiver sind.

Somit ist nach einer COVID-19 Erkrankung der Vitamin-D Vorrat in Blut häufiger aufgebraucht, und
reicht nicht mehr aus, um die restlichen Viren in den Organen zu bekämpfen.
In Folge dessen verbleiben diese für länger Zeit dort und können verspätete Schäden anrichten, das gilt nicht nur für
das Herz sondern z.B. auch für Bauchspeicheldrüse. So entwickeln ca.10% der schwer an COVID-19 Erkrankten
Patienten in Folge eine Diabetes.

Das bei schwer an COVID-19 Erkrankten üblicherweise ein sehr niedriger Vitamin-D Spiegel gemessen wird,
ist unbestritten und das Ergebnis vieler Studien.
Zur Bekämpfung von Viren ist zwingend Vitamin-D erforderlich und wird dabei verbraucht.
Entsprechend sinkt der Vitamin-D Spiegel im Blut ab.

Ist der Vorrat alle, wird die Aktivierung von T-Zellen und somit die Virenbekämpfung eingestellt.
Siehe Studie der EU aus Kopenhagen von 2010 "Sonne unverzichtbar für starkes Immunsystem"
"...T-Zellen brauchen unbedingt ausreichende Mengen an Vitamin D im Blut, um in Aktion treten und entsprechend funktionieren zu können… Sind keine ausreichenden Mengen dieses Vitamins im Blut verfügbar - so die Forscher - blieben die Zellen in einem schlafähnlichen Zustand und seien daher unfähig zur "Aktivierung" und somit zur gezielten Bekämpfung fremder Krankheitskeime. "
https://cordis.europa.eu/article/id/31850-more-sun-means-a-better-immune-system/de

Ist kein Vitamin-D mehr vorhanden, können Viren für längere Zeit im Körper verbleiben, und verspätete Schäden verursachen.
Das ist ein Faktor, und möglicherweise der entscheidende Faktor für Long-COVID.

In deutschsprachigem Raum gibt es noch keine Publikationen dazu, im englischsprachigen aber schon.
https://richmondfunctionalmedicine.com/risk-factors-long-covid/

Es ist also wichtig nach einer COVID-19 Erkrankung den Vitamin-D Spiegel zu prüfen, und einen Mangel möglichst
schnell zu beseitigen. Das kann Spätschäden verhindern und die Genesung beschleunigen.

Bezüglich Fatigue der meistgenannten Folge von Long-COVID gibt eine Doppelblindstudie
der Universitätsklink Zürich. Hier erholten sich die Probanden der Vitamin-D Gruppe 4 mal schneller als die der Vergleichsgruppe.
Universitäts Hospital Zürich 30.12.2016
"Effect of vitamin D3 on self-perceived fatigue"
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5207540/

Ch.Wiechering
Kiel

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