Online-Fachveranstaltung: Münchner Sportkardiologie

Individuell: Sport bei und trotz Hypertonie

Stuttgart - 30.04.2021, 14:45 Uhr

Hypertonie: Wie sollten Sportler mit der Diagnose umgehen? Dürfen sie überhaupt an Wettkämpfen teilnehmen und wie werden sie therapiert? (x / Foto: New Africa / AdobeStock)

Hypertonie: Wie sollten Sportler mit der Diagnose umgehen? Dürfen sie überhaupt an Wettkämpfen teilnehmen und wie werden sie therapiert? (x / Foto: New Africa / AdobeStock)


Training individuell anpassen

Sind die Blutdruckwerte auch in Ruhe erhöht, empfiehlt die Leitlinie ein temporäres Wettkampfverbot – nicht aber ein Sportverbot. Halle erinnert daran, dass Lebensstil-Interventionen für Sportler gänzlich andere seien als bei adipösen Patienten. Die Experten empfehlen Sportlern fünf- bis siebenmal wöchentlich ein aerobes Training von mindestens 30 Minuten Dauer zusätzlich zu moderatem Krafttraining. Auf intensive Intervalle sowie Krafttraining mit hohen Gewichten sollten sie verzichten. Stattdessen sei zwei- bis dreimal pro Woche dynamisches Krafttraining mit moderaten Intensitäten geeignet. Eine genaue Trainingsanamnese gehört für Stumpf dazu. Er habe die Erfahrung gemacht, dass mit einer Trainingsumstellung schon sehr viel erreicht werden könne. Denn viele merken womöglich gar nicht, wenn sie – etwa als Manager in der Midlife-Crisis – völlig jenseits der eigenen Schwelle trainieren. 

Laut einer Metaanalyse profitieren Hypertoniker abhängig von ihrer Ausgangslage von unterschiedlichen Trainingsarten. „Leute mit einer manifesten Hypertonie profitieren noch immer am meisten von einem aeroben Ausdauertraining“, so Stegmüller. Bei hochnormalen Blutdruckpatienten lohne sich hingegen besonders dynamisches Krafttraining, während der Blutdruck bei normotensiven Menschen durch isometrisches Krafttraining am meisten sinke. Letzteres sind Übungen, in denen keine Bewegung der Muskulatur stattfindet, wie etwa im Unterarmstütz. Kombinierte Trainingsformen seien kaum untersucht. Neben der Trainingsart und -intensität sollte auch auf der Technik ein besonderes Augenmerk liegen. Ein Beispiel ist die Pressatmung. Nur korrekt und kurz eingesetzt, also für etwa drei bis fünf Sekunden, erhöhe das Valsalva-Manöver den Nettodruck auf das Myokard nicht. 

An Dopingliste denken

Gelingt trotzdem keine ausreichende Blutdrucksenkung, ergibt eine Pharmakotherapie Sinn. Bis etwa 150 mmHG könne eine Monotherapie genügen. Für Sportler kommen insbesondere ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker (Sartane) infrage. Diese haben keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Gleiches gilt für Amlodipin und Lercanidipin. Die sonst gerne verwendeten Diuretika stehen hingegen auf der Dopingliste, da sie die Anwendung leistungssteigernder Substanzen verschleiern. Betablocker wirken sich oft negativ auf die körperliche Leistungsfähigkeit aus, stellen aber eine Option für Frauen im gebärfähigen Alter dar. Bei bestimmten Disziplinen wie dem Schießen fallen sie ebenfalls unter die NADA(=Nationale Anti-Doping-Agentur)-Liste. Sind Sportler bradykard, müsse man mit Verapamil und Diltiazem aufgrund ihrer negativ chronotropen Effekte aufpassen. 

Ist der Blutdruck dann gut eingestellt, geht für Sportler fast alles. Die Wettkampffreigabe erfolgt jedoch risikoadaptiert. Denn bei hohem oder sehr hohem Risiko für Komplikationen wird von hochintensiven Sportarten abgeraten.



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.