Erst Testen, dann Nachsorge

Bühler: „Die Menschen sind dankbar, dass sich jemand um sie kümmert“

Berlin - 30.04.2021, 16:45 Uhr

Benedikt Bühler (rechts) mit der designierten Vorsitzenden des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, und Andreas Arzt, Geschäftsführer der Plattform apo-schnelltest.de. (s / Foto: Cornelia Neth)

Benedikt Bühler (rechts) mit der designierten Vorsitzenden des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, und Andreas Arzt, Geschäftsführer der Plattform apo-schnelltest.de. (s / Foto: Cornelia Neth)


Rund 20.000 Tests auf SARS-CoV-2 haben der Pharmaziestudent Benedikt Bühler und sein Team inzwischen durchgeführt. Die Menschen in Karlsruhe sind dankbar für das besondere Engagement des angehenden Apothekers, das weit über die eigentliche Testung hinausgeht. Vonseiten der Politik wäre allerdings mehr Anerkennung angebracht, meint Bühler.

Der Pharmaziestudent Benedikt Bühler ist den Apotheker:innen wegen seines unermüdlichen Engagements für das Versandhandelsverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln bestens bekannt. Und auch während der Coronavirus-Pandemie lässt Bühler keine Gelegenheit aus, um Bevölkerung und Politik den Stellenwert der stationären Apotheken nahezubringen. Aktuell steckt der angehende Apotheker aus Karlsruhe viel Energie in die Corona-Test-Infrastruktur, die er in der Heimat aufgebaut hat.

Los ging es im Hinterhof der Apotheke, die seine Mutter in Karlsruhe betreibt. Ende Januar eröffnete Bühler sein erstes Testzentrum, zu Spitzenzeiten waren zwei Testzentren und 20 mobile Testteams unter seiner Verantwortung aktiv. Insgesamt 20.000 Tests haben der Student und seine knapp 100 Mitarbeitenden inzwischen durchgeführt, 52 davon waren positiv. Seit April bietet Bühler bei einem positiven Schnelltestergebnis den Betroffenen auch direkt einen PCR-Test an, um das Ergebnis abzusichern.

Betreuungspaket à la Bühler

Doch einfach nur testen, das reichte Bühler nicht. Er bietet Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 angesteckt haben und in Quarantäne gehen müssen, eine Art Betreuungspaket an: Wer möchte, bekommt eine Telefonnummer, unter der er jederzeit entweder Bühler selbst oder einen von drei seiner Kollegen erreicht, mit denen er sich diese Aufgabe teilt. Dort können sie alle Fragen stellen, die ihnen bezüglich ihrer Infektion unter den Nägeln brennen, auch zum Beispiel zu den aktuell geltenden Quarantänebestimmungen. Benötigte Arzneimittel liefert die Apotheke der Bühlers natürlich per Bote nach Hause.

„Wer ein positives Testergebnis bekommt, hat oft erst einmal Angst“, berichtet Bühler im Gespräch mit DAZ.online. In dieser Situation suchten viele Unterstützung und einen Ansprechpartner, der sich mit ihnen auseinandersetzt. „Die Menschen sind dankbar, dass sich jemand um sie kümmert.“ Und dafür steht in seinen Augen auch die Apotheke vor Ort: Nähe, Verlässlichkeit und Menschlichkeit.

Viel Rückenwind aus der Bevölkerung – jetzt ist die Politik dran

Die Rückmeldung aus der Bevölkerung ist überwältigend, erzählt Bühler. Täglich erreichen ihn und sein Team selbstgebackene Kekse, Kuchen und Dankeskarten. Auch das Interesse der Medien hat er geweckt: Erst kürzlich war ein Fernsehteam des SWR bei ihm zu Gast, das ausführlich über seine Testzentren berichtet hat.

Doch der Jungpharmazeut, der auch den Karlsruher Landrat in Sachen Teststrategie berät, will sich auch die Anerkennung der Politik erkämpfen – denn daran mangelt es offenbar noch. Wie sonst ließe sich erklären, dass Apotheken 3 Euro weniger je durchgeführtem Test bekommen als Arztpraxen? „Die ungleiche Bezahlung von Ärzten und Apotheken ist in meinen Augen nicht tragbar“, sagt er. Immerhin gingen die Apotheken freiwillig mit großen Summen in Vorkasse, um ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten – in Bühlers Fall sogar im sechsstelligen Bereich.

Warum wird nicht über die Rechenzentren abgerechnet?

Hinzu kommt, dass sie zum Teil sehr lange auf ihr Geld warten müssen. Die Abrechnung übernehmen die Kassenärztlichen Vereinigungen im jeweiligen Kammerbezirk, die Prozesse sind nicht eingespielt und viele Kolleg:innen tappen völlig im Dunkeln, wann sie ihre Vergütung auf ihr Konto bekommen. „Warum übernehmen eigentlich nicht die Apothekenrechenzentren die Abrechnung für die Apotheken?“, fragt Bühler. Aus seiner Sicht hätte die Standesvertretung diesbezüglich mehr Druck machen müssen. Immerhin: In dieser Woche hat er erstmals Geld von der KV Baden-Württemberg erhalten.

Im Jahr 2021, in dem die Pandemie auf ein Superwahljahr trifft, ist es Bühler zufolge mal wieder an der Zeit, der Politik die Leistungen der Offizinen vor Augen zu führen. „Ich bin dafür, eine bundesweite Kampagne zu starten, was die Apotheken alles leisten“, sagt Bühler gegenüber DAZ.online. Es gelte, jetzt auf sich aufmerksam zu machen und den Wert des flächendeckenden Netzes an inhabergeführten Apotheken in Deutschland herauszustellen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Testen,Testen,Testen

von Frank Heidenreich am 01.05.2021 um 7:48 Uhr

Ohne PCR fast 7000€ pro entdeckter Infektion...so wünschenswert eine Honorarerhöhung für Tests ist, so unwahrscheinlich ist sie leider auch...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

"Elende Selbstverständlichkeit"??

von G. Wagner am 30.04.2021 um 19:40 Uhr

Da bin ich völlig anderer Meinung, sehr geehrter Herr Mückschel! Solche Aktionen engagierter Kolleginnen und Kollegen sind nicht nur bei der Pandemiebekämpfung äußerst sinnvoll ("Testen, testen, testen"), sondern unterstreichen auch die Unentbehrlichkeit lokal verankerter Apotheken, auch wenn es für die ungleiche Honorierung von Ärzten und Apothekern wie Bühler betont natürlich keine Rechtfertigung gibt. Wir sollten froh sein, dass es Kollegen wie Benedikt Bühler gibt. Mit "elender (?) Selbstverständlichkeit" hat sein Projekt mit Verlaub nichts zu tun.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: "Elende Selbstverständlichkeit&

von Roland Mückschel am 02.05.2021 um 11:12 Uhr

Werter Herr Wagner!

Ich wollte nicht das lobenswerte Engagement von Herrn Bühler entwerten.


Das haben Sie falsch verstanden.
Mir geht es nur um die Reaktion der Politik die die Unentbehrlichkeit lokaler Apotheken erst feststellen werden
wenn sie diese weggeschafft haben.
Und Schuld sind dann andere.

Leistung und Wert

von Roland Mückschel am 30.04.2021 um 17:24 Uhr

Tut mir leid Herr Bühler,
das einzige was Sie damit der Politik zeigen ist
diese elende Selbstverständlichkeit.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.