Zum 5. Todestag

Prince und das Fentanyl

Stuttgart - 21.04.2021, 15:20 Uhr

Am 21. April 2016, also heute vor fünf Jahren, wurde Prince tot aufgefunden. Er starb an einer Überdosis Fentanyl.(Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Am 21. April 2016, also heute vor fünf Jahren, wurde Prince tot aufgefunden. Er starb an einer Überdosis Fentanyl.(Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Fentanyl statt Aspirin?

Direkt nach dem Tod von Prince hieß es zudem, dass mehrere „Pillendosen“ gefunden worden seien, die nicht nur die deklarierten Arzneimittel, sondern auch Fentanyl enthielten. In Behältnissen, in denen Aspirin oder Vitamin C sein sollten, sollen sich Fentanyl-haltige Arzneimittel befunden haben. In einer Packung mit rund 20 Tabletten – deklariert als Paracetamol und Hydrocodon – sei zudem mindestens eine Fentanyl-Tablette gewesen. Diese Aussagen lassen sich anhand des vorliegenden Protokolls nicht eindeutig bestätigen.

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Verschrieben für den Bodyguard

Interessanterweise wurde anscheinend keines der bei ihm gefundenen Arzneimittel für den Popstar selbst verschrieben. Zum Teil liefen die Verordnungen auf seinen Freund und Bodyguard Kirk Johnson. Als Prince wenige Tage vor seinem Tod wegen einer Opioid-Überdosis behandelt werden musste, soll laut „Los Angeles“ ein Arzt zu Protokoll gegeben haben, er habe die Privatsphäre von Prince wahren wollen und daher ein Opioid – Oxycodon – auf den Namen des Bodyguards Kirk Johnson verordnet. Durch seine Anwälte ließ dieser Arzt aber später mitteilen, dass er keineswegs den Bodyguard als „Durchreiche“ für Schmerzmittel-Rezepte benutzt habe. Er habe zudem niemals Opioide für Prince selber verschrieben. Und tatsächlich: In einer Verordnungs-Datenbank, die Apothekern helfen soll, Missbrauch zu erkennen, findet sich keine Verschreibung auf den Namen von Prince Rogers Nelson. Der Mediziner habe aber, so sagen seine Anwälte, auch für niemand anderen Opioide mit dem Zweck verschrieben, es an den Sänger weiterzugeben.

Klar ist wohl aber trotzdem, dass Prince ein Opioid-Problem hatte. Er soll wegen seiner Hüftbeschwerden regelmäßig starke Schmerzmittel genommen haben, unter anderem Oxycodon und Paracetamol. Der britischen Tageszeitung „Guardian“ zufolge wurde er aufgrund seiner Schmerzmittel-Abhängigkeit behandelt und litt kurz vor seinem Tod an Entzugssymptomen. Er soll zudem mit einem Arzt in Kontakt getreten sein und um Behandlung in dessen Entzugsklinik gebeten haben. Dazu kam es dann aber nicht mehr.

2018 verklagte die Familie des Sängers dann seinen Arzt, weil er, so der Vorwurf, versäumt habe, die Opioidabhängigkeit zu behandeln. Dieser hatte zuvor jegliches Fehlverhalten bestritten. Die Familie forderte einen Schadenersatz von mehr als 50.000 Dollar. Die Klage wurde allerdings später fallengelassen, ebenso wie weitere Klagen gegen die Apotheke, die Princes Rezepte belieferte, und das Krankenhaus in Illinois, das ihn wegen seiner Überdosis behandelte. Medienberichten zufolge hat man sich außergerichtlich geeinigt.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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