Kammerversammlung in Niedersachsen

Niedersachsen: Anerkennung für die Apotheken aus dem Ministerium

Hannover - 15.04.2021, 12:15 Uhr

Apotheken haben während der Pandemie viel geleistet, insbesondere bei der Desinfektionsmittelherstellung, bei der Maskenausgabe, beim Testen und bei der Imfpstofflieferung an Hausärzte. Das würdigt auch die Politik in Niedersachsen (x / Foto: IMAGO / localpic)

Apotheken haben während der Pandemie viel geleistet, insbesondere bei der Desinfektionsmittelherstellung, bei der Maskenausgabe, beim Testen und bei der Imfpstofflieferung an Hausärzte. Das würdigt auch die Politik in Niedersachsen (x / Foto: IMAGO / localpic)


Erwartungsgemäß war die Pandemie das zentrale Thema bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen. Als Vertreterin des Landesgesundheitsministeriums würdigte Abteilungsleiterin Claudia Schröder den Einsatz der Apotheken und betonte die gute Zusammenarbeit mit Kammer und Verband. Impfungen erwartet sie schon bald mehr bei den Ärzten als in Impfzentren.

In politischer Hinsicht stand das Grußwort aus dem Landesgesundheitsministerium im Mittelpunkt der Online-Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen am gestriigen Mittwoch. Claudia Schröder, Abteilungsleiterin für Gesundheit und Prävention im Niedersächsischen Sozial- und Gesundheitsministerium und stellvertretende Leiterin des niedersächsischen Corona-Krisenstabes, bekräftigte, dass die Apotheker und Apothekerinnen für die Gesundheitsversorgung unverzichtbar seien. „Dafür steht das Ministerium und das Land Niedersachsen“, erklärte Schröder. Sie dankte der Apothekerkammer und dem Landesapothekerverband für den konstruktiven Dialog und kündigte an: „Den werden wir gemeinsam fortsetzen.“

Schröder betonte, dass die Pandemie gemeinsam bewältigt werden müsse. Die Apotheker hätten in Niedersachsen einen hervorragenden Ruf, sie seien für viele Menschen die erste Anlaufstelle. Schröder würdigte die Arbeit der Apotheken, insbesondere bei der Desinfektionsmittelherstellung, bei der Maskenausgabe, beim Testen und bei der Lieferung des Impfstoffes an die Hausärzte. Die Instabilität der Impfstofflieferungen sei jedoch eine enorme Herausforderung. Sie habe gerade erfahren, dass die Ankündigungen der Hersteller für den Mai noch immer nicht bestätigt seien. Für den Herbst erwarte sie, dass das Impfen in die Regelversorgung aufgenommen werde und die Impfzentren aufgegeben werden könnten. 

Mehr Impfstoff für die niedergelassenen Ärzte

In der Diskussion räumte Schröder ein, dass die Hausarztpraxen schneller als die Impfzentren impfen können. Darum habe Niedersachsen schon früh auf Impfungen durch die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen gedrängt. Andere Länder würden dagegen eher die Impfzentren hochfahren wollen. Niedersachsen sei wie andere Länder an die Vereinbarungen mit Bund über die „Grundlast“ der Impfungen in den Impfzentren gebunden. Doch der größere Teil der Impfdosen solle demnächst an die niedergelassenen Ärzte gehen. Zudem räumte Schröder ein, dass die Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca wegen der langen Aufklärungsgespräche mehr Zeit erfordere. Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, würdigte die „gigantische Leistung“ der Ärzte in der vorherigen Woche. Doch bei den Anfang Mai zu erwartenden Dosen kämen auch die Hausärzte an ihre Grenzen. Daher bräuchten wir auch die Fachärzte, folgerte Groeneveld. Kammervizepräsident Christopher Jürgens ergänzte, dass auch in den Apotheken zu den Impfungen aufgeklärt werde. Auch die Ärzte hätten Beratungsbedarf.

Niedersachsen würdigt dezentrale Apothekenstruktur

In der Diskussion wurde außerdem eine Diskrepanz bei wirtschaftlichen Betrachtungen durch die Politik aufgezeigt. Derzeit werde vieles sehr planwirtschaftlich organisiert, beispielsweise die Maskenausgabe, aber die Apotheken stünden für Vertrauen, Aufklärung und Engagement. Die Vorteile ihrer dezentralen Struktur würden in der Bundespolitik nicht genug gewürdigt. Schröder bekräftigte, dies sei auch die Auffassung des Ministeriums. Daher setze sich Niedersachsen im Bund für die dezentrale Struktur der Apotheken ein.

Burs: Die Apotheken waren immer da

Auch Kammerpräsidentin Cathrin Burs betonte den guten Draht zum Landesgesundheitsministerium und dankte der langjährigen Ministerin Carola Reimann (SPD) für ihr Engagement. Reimann hatte ihr Amt im März aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Burs äußerte sich zuversichtlich, dass dieses gute Miteinander mit der Nachfolgerin Daniela Behrens (ebenfalls SPD) fortgesetzt werde. In ihrem Bericht blickte Burs auf die Zeit seit November zurück. Sie wertete den Auftrag für die Maskenausgabe als Vertrauensbeweis des Bundesgesundheitsministers für die Leistungsfähigkeit der Apotheken. „Die Apotheken waren immer da“, erklärte Burs und hätten dieses Bild bei der Maskenausgabe erhärtet. Der Aufwand dafür habe sich Außenstehenden nicht erschlossen, aber die Bruttovergütung von 6 Euro sei verdient gewesen. Allerdings sei auch sie über die Stilblüten des Marketings einzelner Apotheken bei dieser Aktion erstaunt gewesen.

Burs berichtete auch über das Engagement der Apotheken bei Corona-Schnelltests. Der Rahmenvertrag zwischen dem Land und dem Landesapothekerverband sei eine gute Idee, die die Organisation erleichtere. Mehr als 600 Apotheken im Land seien bereits beigetreten. Auch bei den Impfungen durch Hausärzte habe Bundesgesundheitsminister Spahn „keine Sekunde an einen anderen Vertriebsweg“ als über die Apotheken gedacht. Doch müsse der enorme Aufwand angemessen vergütet werden, forderte Burs. Die ABDA werde daher den tatsächlichen Aufwand übermitteln, wie es die Verordnung vorsieht.

Zuversicht und Digitalisierung

Weiter berichtete Burs über den großen Einsatz der Apotheken für das E-Rezept. In Niedersachsen hätten bereits 93 Prozent der Apotheken eine SMC-B und 81 Prozent der Apothekeninhaber einen elektronischen Heilberufeausweis. Die Apotheken seien schon lange im Backoffice stark digitalisiert und stünden für das E-Rezept bereit. Sie würden sich dabei auch gegen große Versender durchsetzen. Die Patienten nähmen den Mehrwert der Apotheken vor Ort wahr. Dazu würden erweiterte Kompetenzen bei pharmazeutischen Dienstleistungen gehören, die von allen Apotheken angeboten werden sollten. Dabei gehe es nicht um einzelne Leuchtturmprojekte, sondern jede Apotheke sei mit ihrer Beratung ein Leuchtturm für ihre Patienten, erklärte Burs. Mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie zeigte sich Burs überzeugt: „Die Zeit des Aufarbeitens wird kommen.“ Dann werde auch die wirtschaftliche Perspektive betrachtet. Burs ermunterte die Kammermitglieder zur Zuversicht. Sie erwarte, dass der Berufsstand gestärkt aus der Krise hervorgehen werde. In einem weiteren Beitrag wird DAZ.online über die Beschlüsse der Kammerversammlung berichten.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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