Vier Grad machen den Unterschied

Warum sich SARS-CoV-2 in den oberen Atemwegen besser vermehrt

Remagen - 13.04.2021, 07:00 Uhr

Im Gegensatz zu SARS-CoV, vermehrt sich SARS-CoV-2 bevorzugt in den oberen Atemwegen, das heißt in der Nasenhöhle, im Rachen und in der Luftröhre. (c / Ill: 7activestudio | macondos / stock.adobe.com)

Im Gegensatz zu SARS-CoV, vermehrt sich SARS-CoV-2 bevorzugt in den oberen Atemwegen, das heißt in der Nasenhöhle, im Rachen und in der Luftröhre. (c / Ill: 7activestudio | macondos / stock.adobe.com)


Vor allem zu Anfang der Pandemie haben viele geglaubt, dass das neuartige Coronavirus doch so ähnlich sein müsse, wie SARS-CoV, dass in den Jahren 2002/2003 die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts ausgelöst hat. Das trifft jedoch nur bedingt zu. So ist SARS-CoV-2 weitaus ansteckender. Ein Wissenschaftler-Team aus Bern hat die Temperatur in den Atemwegen näher beleuchtet und ist dabei einem wichtigen Faktor auf die Spur gekommen.

SARS-CoV-2 ist ein enger Verwandter von SARS-CoV, einem anderen Coronavirus, das in den Jahren 2002 bis 2003 einen pandemischen Ausbruch ausgelöst hatte. Von Südchina ausgehend hatte sich das Virus binnen weniger Wochen über nahezu alle Kontinente verbreitet.

Allerdings war dessen Ausprägung, wenn auch nur zahlenmäßig, mit 8.400 Ansteckungen und 800 Todesfällen am Ende deutlich weniger dramatisch als die aktuelle Corona-Pandemie. Außerhalb Asiens starben nur 45 Menschen an SARS-CoV, davon 43 in Kanada. Europa blieb weitestgehend verschont und hat den „Weckruf“, der von dieser Pandemie ausging, vielleicht auch deswegen nicht vernommen. 

Ein Land wie Taiwan dagegen, das mit 37 Toten bei 346 SARS-CoV-Fällen zu den am schwersten gebeutelten Ländern in Asien gehörte, hat seine Lektion für die aktuelle Pandemie gelernt. Dort wurden frühzeitig und konsequent Gegenmaßnahmen ergriffen, während zahlreiche andere Länder außerhalb Asiens dem Geschehen zunächst rat- und weitgehend tatenlos zusahen – mit den sattsam bekannten Folgen. Dabei gilt SARS-CoV noch nicht einmal als so ansteckend wie SARS-CoV-2. Warum ist das so?

„Tatort“ obere Atemwege

Eine Infektion mit SARS-CoV führt vornehmlich zu einer schweren Erkrankung und Entzündung der unteren Atemwege. Außerdem sind infizierte Personen erst nach dem Auftreten von Symptomen ansteckend. Dadurch können sie leichter identifiziert und Infektionsketten unterbrochen werden. SARS-CoV-2 vermehrt sich im Gegensatz bevorzugt in den oberen Atemwegen, das heißt in der Nasenhöhle, im Rachen und in der Luftröhre. Dadurch kann es leicht von einer Person zur anderen übertragen werden, und zwar schon bevor Krankheitssymptome auftreten. Zudem verläuft eine SARS-CoV-2-Infektion individuell sehr unterschiedlich. Sie kann völlig asymptomatisch bleiben, sich aber auch als leichte oder schwere Erkrankung bis hin zu Multiorganversagen manifestieren.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Noch lange auffällige Laborwerte bei mildem COVID-19-Verlauf bereiten Sorge

„Blackbox“ Immunabwehr

Immunsystem verliert bei schweren COVID-19-Verläufen die Balance

Überfordert und unausgereift

Chance für neuartige antivirale Therapieformen

Wie können Coronaviren Artenschranken überwinden?

Reaktive T-Zellen dank zirkulierender Coronaviren eröffnen neue Perspektiven

Hoffen auf Hintergrund­immunität

Das Potenzial und die Herausforderungen viraler „Genfähren“

Adenovirale Vektorimpfstoffe unter der Lupe

Neuigkeiten in Kürze

Corona-Ticker

Antikörper gegen SARS-CoV-2

Was macht COR-101 so besonders?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.