Arzneimittel und Therapie

Eisenmangel: Neue Empfehlungen für die Praxis

Stuttgart - 25.03.2021, 15:15 Uhr

Um den Eisenbedarf zu decken, sollten tierische Produkte wie dunkles Fleisch und Leber oder Blutwurst bevorzugt werden. (Foto: Ildi / stock.adobe.com)

Um den Eisenbedarf zu decken, sollten tierische Produkte wie dunkles Fleisch und Leber oder Blutwurst bevorzugt werden. (Foto: Ildi / stock.adobe.com)


Symptome und Ursachen

Symptome eines Eisenmangels sind unter anderem Müdigkeit, Konzen­trationsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Blässe. Ursachen können ein erhöhter Eisenbedarf, ein erhöhter Eisenverlust oder eine verminderte Eisenzufuhr sein. Ein erhöhter Eisenbedarf tritt zum Beispiel während des Wachstums und in der Schwangerschaft auf. Unter erhöhten Eisenverlusten leiden insbesondere Frauen mit starken Menstruationsblutungen. Bei Männern und postmenopausalen Frauen empfehlen die Autoren des neuen Leitfadens, einen Gastroenterologen zu kontaktieren, damit dieser mögliche gastrointestinale Blutungsquellen erkennen kann.

Eine verminderte Eisenzufuhr kann durch einen ungenügenden Eisengehalt der Nahrung auftreten, insbesondere bei Vegetariern, da Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln in dreiwertiger Form vorliegt und somit schlechter resorbiert wird. Auch Interaktionen zwischen Nahrungsbestandteilen können zu einer verringerten Eisenaufnahme führen. Phytate in Hülsenfrüchten, Calcium und Tannine (in Kaffee und Tee) können Eisen komplexieren und so die Resorption beeinträchtigen. Vitamin C hingegen kann die Eisenresorption fördern, indem es die Oxidation von Fe2+ hemmt.

Auch Arzneimittel können die Eisenresorption negativ beeinflussen. Patienten, die Protonenpumpeninhibitoren oder H2-Rezeptor-Antagonisten einnehmen, können einen Eisenmangel entwickeln, da bei höheren pH-Werten im Magen beziehungsweise Duodenum die Löslichkeit des Eisens sinkt. Auch Eisenresorptionsstörungen infolge von Magen-Darm-Erkrankungen wie Zöliakie, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Gastritiden können Auslöser eines Eisenmangels sein. Des Weiteren konnte auch eine Assoziation zwischen Helicobacter-pylori-Infektionen und Eisenmangel bzw. Eisenmangelanämie gezeigt werden und sollte in der Diagnostik berücksichtigt werden. Zudem tragen übergewichtige und fettleibige Patienten durch erhöhte Hepcidin-Spiegel das Risiko, einen Eisenmangel zu entwickeln.

Dieser Artikel erschien in der DAZ Ausgabe 12 / 2021, S. 48

Hohe Dosen bei Therapie­beginn meiden

Zur Behandlung eines Eisenmangels stehen orale und parenterale Präparate zur Verfügung. Als Erst­linientherapie gilt die orale Eisensupplementierung. Es ist darauf zu achten, dass aufgrund der besseren Bioverfügbarkeit Präparate mit Fe2+ zum Einsatz kommen. Die Dosierung beträgt zwischen 50 und 200 mg pro Tag. In Studien konnte gezeigt werden, dass Dosierungen von mehr als 60 mg die Konzentration an Hepcidin für 24 Stunden erhöhen können, was die weitere Eisenresorption hemmt. Deshalb sollten insbesondere zu Therapie­beginn nicht zu hohe Dosen appliziert werden. Limitierender Faktor sind die sehr häufig auftretenden gastrointestinalen Beschwerden wie Übelkeit oder Verstopfung. Die Einnahme von oralem Eisen an jedem zweiten Tag erzielte ein besseres Ergebnis (33 Prozent höhere Resorption) als die tägliche Einnahme und konnte von den Patienten besser vertragen werden. 

Bei ausgeprägtem Eisenmangel, sehr schlechter Verträglichkeit oraler Eisenpräparate oder entzündlichen Darmerkrankungen kommen parenterale Eisenpräparate zum Einsatz. Mittlerweile stehen moderne Eisenformulierungen zur Verfügung, die die Eisenspeicher rasch auffüllen. Hier haben sich insbesondere Eisencarboxymaltose (z. B. Ferinject®) und Eisen(III)-Derisomaltose (z. B. Monofer®) bewährt. Es ist darauf zu achten, dass bei der intravenösen Gabe schwere allergische Reaktionen auftreten können, weshalb die Anwendung nur in spezialisierten Facharztpraxen oder Kliniken durchgeführt werden sollte. Es ist wichtig, dass ein Eisenmangel bzw. eine Eisenmangel­anämie frühzeitig entdeckt und die Ursachen des Mangels identifiziert werden, um eine adäquate Therapie einzuleiten und Folgeschäden zu vermeiden. Der neue Leitfaden soll dabei eine ergänzende Hilfestellung für die tägliche Praxis leisten.

Literatur 

Pasricha S, Tye-Din J, Muckenthaler MU, Swinkels DW. Iron deficiency. Lancet 2021; 397:233-48 
Geisslinger G, Menzel S, Gudermann T, Hinz B, Ruth P. Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; 2019 
Eisenmangel. Doccheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Eisenmangel, Abruf am 28. Februar 2021



Dr. Martina Wegener, Apothekerin
redaktion@daz.online


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