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18. März 2021
„Wir haben uns dumm und dämlich verdient“, wird ein lieber Berliner Kollege in einem Beitrag der Tagesschau zitiert, der sich u. a. mit der staatlich angeordneten Verteilung der FFP2-Masken durch Apotheken befasste. Auch der genauso liebe Herr Hirschhausen, seines Zeichens Arzt und Entertainer, hatte unlängst in einer Talk-Runde gemeint, dass sich die Apotheken eine goldene Nase mit der Maskenabgabe verdienten. Die Apothekers mit der goldenen Nase sind mir zwar noch nicht begegnet, aber klar, mein liebes Tagebuch, das musste alles so kommen. Noch Anfang Februar rechtfertigte das Bundesgesundheitsminister den Preis von 6 Euro pro Maske. Und schon kurz darauf wurde der Preis Mitte Februar auf 3,90 Euro pro Maske gesenkt. Der Maskenmarkt war unglaublich in Bewegung. Und ja, da mag es clevere apothekerliche Kaufleute gegeben haben, die exorbitant niedrigpreisige Bezugsquellen aufgetan haben sollen. Und mittlerweile gibt’s die FFP2-Masken bereits breitflächig extrem günstiger als noch vor ein paar Wochen, bei Lidl zurzeit für 88 Cent das Stück. Marktwirtschaft eben, it’s the economy, stupid! Dass sich allerdings „die“ Apotheken dumm und dämlich verdient haben sollen – wie es auch der Tagesschau-Bericht suggeriert, indem er die Vergütung der Apotheken für die Maskenausgabe als überhöht darstellte, lässt sich so nicht halten. Und daher rief der Tagesschau-Beitrag auch umgehend die ABDA mit einer Stellungnahme aufs Parkett. Die Vergütung sei keinesfalls überhöht gewesen: „Die Apotheken müssen aus dieser Vergütung nicht nur den Einkauf der Masken, sondern auch alle übrigen Kosten für Vorfinanzierung und Personal bestreiten“, heißt es in der ABDA-Stellungnahme. Der Eindruck, die Mehrheit der Betriebe hätte unangemessene Gewinne erzielt, sei falsch und angesichts der enormen Belastung und guten Versorgungsleistung der Apotheken ebenso ärgerlich wie bedauerlich. Richtig, mein liebes Tagebuch, wir können der ABDA-Stellungnahme, die – und das darf auch mal gesagt sein – im Vergleich zu früheren Stellungnahmen umgehend erfolgte, nur zustimmen. Die Apotheken haben Masken organisiert, als sie noch Mangelware waren, haben malocht und den Maskenball samt Bezugsscheintheater am Laufen gehalten. Das war echt Arbeit und nix mit dumm und dämlich verdienen.
Die Stimmungsmache gegen Apotheken, bei der Maskenabgabe kräftig verdient zu haben, färbt auch auf den Bundesgesundheitsminister ab, der sich beim Maskendeal über alle Bedenken, auch aus seinem Haus, hinweggesetzt und die Aktion im Alleingang beschlossen haben soll – inklusive der umstrittenen Vergütung für die Apotheken von einst sechs Euro je Maske. Ein Rechercheverbund von NDR, WDR und SZ hat laut Tagesschau herausgefunden: Das Fachreferat im Bundesgesundheitsministerium soll den Minister vor „gravierenden Finanzwirkungen“ gewarnt und darauf hingewiesen haben, dass viele Anspruchsberechtigte durchaus in der Lage seien, die Masken selbst zu finanzieren. Acht weitere Referate sollen sich dieser Einschätzung angeschlossen und einen Verzicht auf Erstattungsfähigkeit von FFP2-Masken gefordert haben. Aber Spahn habe sich davon nicht abbringen lassen. Mein liebes Tagebuch, mag sein, dass es so gewesen ist. Das Dumme daran ist nur, dass durch Spahns Alleingang nun auch die Apotheken in den allgemein dahinwabernden Maskensumpf gezogen werden und in der Öffentlichkeit als Profiteure vorgeführt werden. Dabei haben sie nichts anderes gemacht, als die staatlich verordnete Maskenabgabe, z. T. mit großen Mühen und Plagen, ausgeführt.
Der Befreiungsschlag kommt am Donnerstag. Die europäische Arzneimittelagentur EMA veröffentlicht ihre Einschätzung zum Corona-Impfstoff von AstraZeneca: Der Impfstoff sei sicher und wirke effektiv gegen Covid-19, verkündete die EMA, der Nutzen der Vakzine überwiege klar ihre Risiken. Einen Zusammenhang mit einem generellen Anstieg von thromboembolischen Ereignissen habe man nicht feststellen können. Mein liebes Tagebuch, da konnte nicht nur unser Bundesgesundheitsminister aufatmen. Nach fachlicher Rückversicherung beim Paul-Ehrlich-Institut verkündete er sogleich, er wolle auch hierzulande schnellstmöglich weiter impfen lassen. Rückendeckung für diese Entscheidung gab es auch von der ständigen Impfkommission (STIKO). Sie gab grünes Licht für die weitere Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine. Und die bei der EMA verbliebenen Unsicherheitsfaktoren, die in der Kürze der Zeit noch nicht geklärt werden konnten, kommen als Warnung in die Produktinfo.
13 Kommentare
Konsum auf der ganzen Ebene, oder als wir anfingen zu denken
von Bernd Jas am 21.03.2021 um 20:22 Uhr
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Spahn-Fake??
von Dr.Diefenbach am 21.03.2021 um 19:41 Uhr
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Der Anfang vom Ende unseres Berufsstandes
von Pharmafuchs am 21.03.2021 um 17:33 Uhr
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Es gibt keine Zufälle!!
von Thomas Kerlag am 21.03.2021 um 15:15 Uhr
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Schon bei SpOn vorbeigesehen? Valium nicht vergessen... :-)
von Michael Reinhold am 21.03.2021 um 12:20 Uhr
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AW: Schon bei SpOn vorbeigesehen? Valium
von Conny am 21.03.2021 um 14:45 Uhr
AW: Schon bei SpOn vorbeigesehen? Valium
von Michael Reinhold am 21.03.2021 um 16:45 Uhr
AW: Im Glashaus
von Stefan Haydn am 23.03.2021 um 9:39 Uhr
Masken aus Apotheken zu angeblich „überhöhten Preisen“
von Uwe am 21.03.2021 um 11:13 Uhr
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Wen wundert's?
von Reinhard Herzog am 21.03.2021 um 10:49 Uhr
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AW: Wen wundert's
von Bernd Jas am 21.03.2021 um 19:58 Uhr
Dumm und dämlich
von Hans Schmidt am 21.03.2021 um 8:40 Uhr
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Selbstzerfleischung
von Ulrich Ströh am 21.03.2021 um 8:24 Uhr
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