Nach EMA-Entscheidung

Spahn will heute mit AstraZeneca weiter impfen lassen

Berlin - 19.03.2021, 07:00 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (rechts) und PEI-Präsident Professor Klaus Cichutek äußerten sich gestern Abend zum positiven Votum der EMA zum Corona-Impfstoff von AstraZeneca. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (rechts) und PEI-Präsident Professor Klaus Cichutek äußerten sich gestern Abend zum positiven Votum der EMA zum Corona-Impfstoff von AstraZeneca. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)


Nachdem am gestrigen Donnerstagnachmittag die EMA bekannt gegeben hatte, der Nutzen einer COVID-19-Impfung überwiege nach ihrer Einschätzung weiterhin die zu erwartenden Risiken, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an, heute die Immunisierung mit der Vakzine des schwedisch-britischen Herstellers weiter laufen lassen zu wollen. Eine Anpassung des Aufklärungsbogens für die Impfwilligen habe er bereits in die Wege geleitet.

In Deutschland soll ab dem heutigen Freitag wieder mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden. Nach einem positiven Votum der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am gestrigen Donnerstagabend vor Journalisten in Berlin, er wolle auch hierzulande schnellstmöglich weiter impfen lassen.

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Vorausgegangen waren dem Impfstopp mit der Vakzine von AstraZeneca Meldungen über das vereinzelte Auftreten von Hirnvenenthrombosen bei Menschen, die wenige Tage zuvor den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers gegen COVID-19 erhalten hatten. Konkret lagen der zuständigen Bundesoberbehörde, dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Stand Donnerstagmittag 13 entsprechende Meldungen vor, wie am Abend PEI-Präsident Professor Klaus Cichutek noch einmal bestätigte. Er stand Spahn als fachlicher Berater bei der Pressekonferenz zur Seite.

Bei den Betroffenen habe es sich vorwiegend um Frauen gehandelt. Zwölf weibliche Empfängerinnen der Impfung haben Cichuteks Angaben zufolge eine Hirnvenenthrombose erlitten, zwei von ihnen starben. Zudem sei ein vergleichbarer Fall bei einem Mann aufgetreten, der den Vorfall ebenfalls nicht überlebt habe. Sie alle hatten vier bis 16 Tage zuvor den Impfstoff von AstraZeneca erhalten.

Die Zahl der Ereignisse habe „deutlich über der zu erwartenden Anzahl“ der  Zwischenfälle dieser Art gelegen, sodass das PEI diese als Risikosignal gewertet habe, berichtete Cichutek. Er betonte, es handele sich dennoch um eine sehr geringe Fallzahl. Die Ursache für das Auftreten der speziellen Art von Thrombose sei derzeit noch unklar. Nach EMA-Einschätzungen ist ein Zusammenhang mit der Impfung nicht belegt, auszuschließen sei dies aktuell jedoch nicht.

Keine vergleichbaren Signale bei anderen Impfstoffen

Laut Spahn ist eine Anpassung des Aufklärungsbogen für die Impfkandidat:innen bereits gestern parallel zur Bekanntmachung der EMA angelaufen. Bis die Bögen den Impfenden vorliegen, könnten diese einen entsprechenden Hinweis auch handschriftlich ergänzen, sagte er. Der Minister unterstrich, es sei richtig gewesen, die Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca am Montag kurzfristig auszusetzen. Im Rahmen der Nationalen Impfkampagne „kommt uns eine besondere Sorgfaltspflicht zu“, gab er zu bedenken.

Natürlich sei von Montag bis Donnerstag nach dem Aussetzen der Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine weniger geimpft worden als ursprünglich geplant, räumte er ein. Nun gehe es darum, diese vier Tage Rückstand wieder aufzuholen. Planungen, wonach spätestens ab der Kalenderwoche 16 auch in Arztpraxen mit dem Präparat geimpft werden soll, blieben von dem Zwischenfall unberührt. Über das Vorhaben werden Spahn zufolge Bund und Länder heute noch einmal beraten.

Cichutek stellte heraus, dass der nun aufgenommene Warnhinweis konkret die Symptome aufführe, auf die Bürger:innen und Ärzt:innen achten sollten, falls sie innerhalb von vier bis 14 Tagen nach erfolgter Impfung mit AstraZeneca auftreten. In diesem Zeitraum seien die üblichen Impfreaktionen bereits abgeklungen. Über mögliche Mechanismen „machen wir uns Gedanken“, im konkreten Fall wüssten Ärzt:innen aber, wie sie eine Thrombose zu behandeln hätten. Bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna seien derweil keine vergleichbaren Risikosignale zu verzeichnen gewesen, ebenso wenig bei anderen Vektorimpfstoffen, zum Beispiel gegen Ebola.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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