Corona-Impfungen beim Hausarzt nach Ostern geplant

Die Corona-News des Tages

19.03.2021, 06:57 Uhr

Hier sammelt die DAZ.online-Redaktion für Sie die tagesaktuellen COVID-19-Nachrichten u. a. aus dem dpa-News-Kanal. (Bild: Sasa Kadrijevic / stock.adobe.com)

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Corona-Impfungen beim Hausarzt nach Ostern geplant / Landgericht weist Klage gegen Bund im Masken-Streit ab / Langsam kommen mehr Corona-Selbsttests in die Läden / Neue Corona-Verschärfungen deuten sich an / Skandinavier halten an AstraZeneca-Stopp vorerst fest / Gesundheitssenatorin: Niedergelassene Ärzte müssen mitimpfen / Frankreich: AstraZeneca-Impfung nur für über 55-Jährige empfohlen / Entwurf: Bis Ende April immer mehr Corona-Impfungen in Arztpraxen / Tschechien bekommt Antikörper-Cocktail gegen Corona / Biontech-Gründer Sahin: Gemeinsam dritte Corona-Welle eindämmen / Montgomery lobt Impfstopp / Steinmeier ehrt Biontech-Gründer / Kultusminister: Schulen so lange wie möglich offen halten / Arbeitgeber zum Impfen: Aus Bummelzug muss Sprinter werden / Inzidenz über 100: Hamburg zieht die Corona-Notbremse / RKI: Pandemie nicht laufen lassen - Jüngere gefährdet / Berlin impft wieder mit AstraZeneca / Ramenlow: Bund sollte jetzt Vorverträge für Sputnik V machen / Lauterbach: „Wir müssen zurück in den Lockdown" / Corona: Infektionszahl und Inzidenz steigen rasant / Spahn: Dritte Welle durch Impfungen nicht zu stoppen / Corona-Fallzahlen in den USA weiterhin rückläufig / Von der Leyen: Brief an AstraZeneca wegen Lieferschwierigkeiten / Litauen lässt Bürger beim Impfstoff wählen / Forscher sieht möglichen Weg für Thrombosen bei AstraZeneca-Impfung / NRW-Impfzentren impfen seit Freitag wieder mit AstraZeneca / In Thüringen wird wieder AstraZeneca geimpft / Sputnik V-Produktion bald in Schwaben?

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie überschlagen sich an manchen Tagen die Nachrichten zu COVID-19. 
Um Ihnen den Überblick zu erleichtern, bietet DAZ.online Ihnen hier einen Überblick über die wichtigsten Corona-News des Tages – direkt aus dem News-Kanal der Deutschen Presse-Agentur. 

15:58 Uhr

Corona-Impfungen beim Hausarzt nach Ostern geplant

Deutschlands Hausärzte sollen voraussichtlich nach Ostern flächendeckend mit den Corona-Impfungen beginnen - allerdings mit nur einer Sprechstunde pro Woche. Das sieht ein Beschlussentwurf des Kanzleramts vor, den Bund und Ländern am Freitag auf ihrem Impfgipfel beraten haben. Er lag der Deutschen Presse-Agentur aus mehreren Quellen vor. "Mit den Mengen, die wir in den ersten Aprilwochen erwarten, (.) wird es in den Hausarztpraxen erstmal mit etwa umgerechnet einer Impfsprechstunde pro Woche beginnen können", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin.

Schritt für Schritt soll es mehr Impfungen geben. Vergangene Woche, also vor der Unterbrechung der Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca, spritzten die Länder knapp 1,8 Millionen Impfdosen. In der Woche nach Ostern sollen knapp 3,3 Millionen Dosen geliefert werden. Die niedergelassenen Ärzte sollen davon laut dem Entwurf rund eine Million Dosen verabreichen. Das wären bei einer Beteiligung von 50.000 Praxen je 20 Dosen pro Woche.

Einen Schub soll es drei Wochen später geben: In der letzten Aprilwoche sollen 5,4 Millionen Dosen geliefert und davon 3,2 Millionen in den Praxen verabreicht werden. Von Bürokratie sollen diese entlastet werden. Dann könnten erstmals mehr Dosen in die Praxen als in die Impfzentren gehen. Für die Zentren sollen 2,25 Millionen Dosen pro Woche reserviert bleiben, wie aus dem teils vorabgestimmten Kanzleramtsentwurf hervorgeht. In einigen Bundesländern sind bereits jetzt in ausgewählten Arztpraxen Impfungen möglich. Hier werden etwa Krebspatienten versorgt.

Schutz belasteter Grenzregionen
Um bereits in der Wochen nach Ostern eine Mindestmenge von einer Million Impfdosen für die Arztpraxen sicherstellen zu können, sollen den Plänen zufolge auch 270.000 Biontech /Pfizer-Impfdosen einer 580.000 Dosen umfassenden Zusatzlieferung genutzt werden. Die restlichen 310.000 Impfdosen wären dann für den Einsatz in besonders betroffenen Grenzgebieten vorgesehen. Konkret benennt das Papier das Saarland wegen seiner Nähe zum französischen Département Moselle sowie Bayern, Sachsen und Thüringen wegen der kritischen Lage an der Grenze zu Tschechien. Wie viele Impfdosen konkret an welches Bundesland gehen sollen, ist im Entwurf noch nicht beziffert.

Rolle von AstraZeneca
Möglich wurde der neue Impfplan durch eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) vom Vortag. Die EMA hatte nach einer neuen Prüfung ihre Einschätzung bekräftigt, dass der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca weiter verabreicht werden soll. Spahn hatte nach mehreren Fällen von Blutgerinnseln in Venen die Impfungen mit dem Präparat am Montag vorübergehend gestoppt. Am Donnerstag hob er gemeinsam mit den Ländern den Stopp wieder auf. "Der Nutzen der Impfung überwiegt die gegenwärtig bekannten Risiken", urteilte die Ständige Impfkommission. Seit Freitag wird das Präparat wieder in Deutschland eingesetzt. Es sollte aber eine extra Warnung vor den möglichen seltenen Blutgerinnseln hinzugefügt werden.

Vorrang bei den Impfungen
Laut dem Entwurf aus dem Kanzleramt sollen zunächst die jeweiligen Ärztinnen und Ärzte die besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten gezielt einladen. Spahn rief die Länder eindringlich dazu auf, Menschen mit Vorerkrankungen und hohen Risiken für schwere oder tödliche Covid-19-Verläufe zuerst zu schützen. "Bei allem Verständnis dafür, 30-Jährige auch in bestimmten Berufskontexten zu impfen, ist es auch mit Blick auf die Infektionsentwicklung wichtig, die Älteren zu impfen", sagte Spahn. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte: "Das Risiko, bei einer Infektion an Covid zu versterben, ist für einen 80-Jährigen 600 Mal so hoch wie für einen 30-Jährigen. Daher bin ich sehr kritisch, was Vorschläge angeht, die Impfreihenfolge zu verändern." Dass etwa Lehrkräfte wie in NRW vorrangig geimpft werden, ruft seit Tagen Kritik hervor. Zunächst müssten Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren bis tödlichen Verlauf geimpft werden, hatten die Beauftragten von Bund und Ländern für die Belange der Menschen mit Behinderung gefordert.

Warten bis zur zweiten Impfung
Damit mehr Menschen bald die erste Impfung erhalten können, warten laut Spahn nahezu alle Bundesländer mit der zweiten Dosis mittlerweile so lange wie möglich - bei den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna sechs Wochen, bei Astrazeneca zwölf Wochen. Lauterbach sagte: "Wenn man die Erstimpfung bei Biontech und Astrazeneca jetzt vorzieht, dann rettet das zwischen 8000 und 14 000 Menschenleben in der dritten Welle."

Prognosen zur Impfaktion
Laut dem Entwurf aus dem Kanzleramt stehen im April rund 15,4 Millionen Impfdosen in Deutschland zur Verfügung. Die Liefermengen sollen dann weiter steigen. Im zweiten Quartal sollen bisherigen Angaben zufolge 46,6 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna und - nach einer etwas nach unten korrigierten Ankündigung - 15 Millionen Astrazeneca-Dosen geliefert werden. "Bund und Länder halten an dem Ziel fest, im Sommer allen Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot machen zu können", bekräftigt der Kanzleramtsentwurf das bisherige Impfziel von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

15:48 Uhr

Erstes Urteil: Landgericht weist Klage gegen Bund im Masken-Streit ab

Das Landgericht Bonn hat im Streit zwischen dem Bund und mehreren Firmen um die Bezahlung von Schutzmasken die Klage eines Lieferanten abgewiesen. Es handle sich um das erste Urteil in dem Komplex, in dem mittlerweile 85 Klagen eingegangen seien, sagte eine Sprecherin am Freitag. Hintergrund für die juristischen Auseinandersetzungen sind Lieferungen von Mund-Nasen-Masken, die der Bund - unter anderem mit Verweis auf Qualitätsmängel - nicht bezahlt.

Im nun entschiedenen Fall hatte eine Firma nach Angaben des Gerichts die Lieferung von einer Million Masken angeboten und den Zuschlag erhalten. 960.000 seien Anfang Mai 2020 auch geliefert worden. Die restlichen 40.000 sollten nachgeliefert werden. Der Bund monierte allerdings Mängel, etwa bei der Durchlässigkeit oder Löcher an den Schlaufen. Nur bei 50.000 Masken wurden den Angaben zufolge keine Mängel gerügt. Diese Masken wurden auch bezahlt.

Das Landgericht entschied, dass die Firma keinen Anspruch auf die Zahlung des Kaufpreises für die restlichen 950.000 Masken in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro habe - auch nicht bei Nachlieferung anderer Schutzmasken. Der Bund sei wirksam vom Kaufvertrag zurückgetreten. Die gelieferten oder zur Lieferung angebotenen Masken seien mangelhaft und hätten Produktfehler.

Hintergrund in dem Klage-Komplex ist ein im April 2020 vergebener Großauftrag des Bundesgesundheitsministeriums, das seinen Dienstsitz in Bonn hat. Damals suchte der Staat in der Coronakrise händeringend nach FFP2-Masken für Kliniken und andere Einrichtungen. Beim sogenannten Open-House-Verfahren setzten sich nicht die besten Bieter durch, sondern alle, die sich beteiligt und zur Lieferung von Schutzausrüstung verpflichtet hatten. Mehr als 700 Firmen bekamen den Zuschlag, von denen laut Ministerium aber viele Lieferfristen nicht einhielten und damit aus dem Vertrag ausschieden.

Dies ist jedoch strittig - einige Kläger argumentieren, dass die vom Bund beauftragten Logistiker Ort und Zeit für die Übergabe mehrfach verschoben hätten und sie als Lieferanten gar keine richtige Möglichkeit gehabt hätten zum Abladen der Mundschutzberge. In anderen Fällen beanstandete der Bund Qualitätsmängel, die von manchen Lieferanten aber wiederum bestritten werden.

15:43 Uhr

Langsam kommen mehr Corona-Selbsttests in die Läden

Langsam aber sicher kommen in Deutschland mehr Corona-Selbsttests in die Läden. Das ergab am Freitag eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Aldi Nord und Aldi Süd kündigten an, ab Montag wieder Test-Kits in den Filialen zu verkaufen. Gleich drei verschiedene Produkte seien in der kommenden Woche im Angebot - solange der Vorrat reicht.

Bei Deutschlands größter Drogeriemarktkette dm erhielten die Filialen nach Angaben von Geschäftsführer Sebastian Bayer bereits ab Freitag eine Lieferung von Selbsttests zum stationären Verkauf. Konkurrent Rossmann teilte mit, die Tests seien «in der Auslieferung». Sie würden in Kürze deutschlandweit angeboten.

Der Handelsriese Rewe hat nach Angaben eines Sprechers diese Woche erste Selbsttests bundesweit erhalten und bietet sie seinen Kunden an. Die Rewe-Discount-Tochter Penny werde gegen Ende der kommenden Woche erste Lieferungen erhalten. Darüber hinaus würden in den nächsten Wochen bis Ostern weitere Lieferungen erwartet.

Eher zurückhaltend äußerte sich Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka. Der Handelsriese teilte lediglich mit, er plane den Verkauf von Corona-Selbsttests, sobald sie verfügbar seien. Ein Datum nannte er nicht. Ganz ähnlich äußerte sich die Edeka-Discount-Tochter Netto.

Der Discounter Lidl teilte mit, er werde ab Samstag wieder Corona-Selbsttests über den Onlineshop an seine Kunden verkaufen. Aldi, dm und Rossmann bieten die Tests ebenfalls im Internet an. «Aufgrund der hohen Nachfrage unserer Kunden sind unsere Bestände jedoch schnell ausverkauft», sagte dm-Geschäftsführer Bayer. Doch rechne das Unternehmen für die kommenden Wochen mit einer Verbesserung der Verfügbarkeit.

Auch Aldi warnte, aufgrund der hohen Nachfrage könnten die Selbsttests kurzzeitig vergriffen sein. Die Märkte erhielten jedoch kontinuierlich neue Ware. Rossmann beschränkte die Abgabemenge pro Haushalt wegen der hohen Nachfrage von vorneherein auf vier Stück.

15:42 Uhr

Bund und Länder beraten über Corona-Impfungen durch Hausärzte

Bund und Länder haben am Freitagnachmittag mit ihren Beratungen über das weitere Vorgehen bei den Corona-Impfungen begonnen. In der Schaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder soll besonders das Einbeziehen der Hausärzte in die Impfkampagne geregelt werden. Nach einem Entwurfpapier des Kanzleramts für die Beratungen sollen ab der Woche nach Ostern immer mehr Corona-Schutzimpfungen in Hausarztpraxen möglich sein.

Für die Woche ab dem 5. April sind demnach aber zunächst nur rund 1 Million Impfdosen für die Arztpraxen vorgesehen, für die letzte Aprilwoche werden mehr als 3,1 Millionen angestrebt. «Aufgrund der zunächst noch sehr geringen Liefermengen pro Woche in der Größenordnung von 20 Impfdosen pro Praxis für ca. 50 000 Hausarztpraxen (1 Mio. Dosen insgesamt) wird zunächst etwa eine Impfsprechstunde pro Woche ermöglicht», heißt es in dem Papier. Daher erscheine es sinnvoll, dass zunächst die jeweiligen Ärztinnen und Ärzte die besonders vulnerablen Patienten hierzu gezielt einladen.

Das Papier, das der Deutschen Presse-Agentur aus mehreren Quellen vorlag, hat den Stand 11.00 Uhr. Es ist dem Vernehmen nach mit den Vorsitzländern der Ministerpräsidentenkonferenz Berlin und Bayern vorabgestimmt.

15:38 Uhr

Neue Corona-Verschärfungen deuten sich an – „Starke dritte Welle“

Angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen deuten sich wieder schärfere Alltagsbeschränkungen an. Hamburg zog am Freitag schon die von Bund und Ländern vereinbarte «Notbremse» und macht Öffnungen rückgängig, die erst Anfang vergangener Woche ermöglicht worden waren. Kurz vor den nächsten Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten an diesem Montag kündigte auch Baden-Württemberg Verschärfungen an. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: «Wir befinden uns in der dritten Welle der Pandemie, die Zahlen steigen, der Anteil der Mutationen ist groß.» Die kritische Entwicklung sei allein durch Impfen nicht zu stoppen.

«Alle Szenarien, die wir sehen, laufen im Moment darauf hinaus, dass sich die Intensivstationen wieder sehr stark füllen», sagte Spahn. Die steigenden Infektionszahlen könnten bedeuten, dass es vielleicht keine weiteren Öffnungsschritte geben könne, sondern «sogar Schritte rückwärts» nötig würden. Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, sagte: «Das Infektionsgeschehen gewinnt an Dynamik.» Eine Verschlimmerung der Lage um Ostern, vergleichbar mit der Zeit vor Weihnachten, sei gut möglich. Der Anstieg der Fallzahlen sei real und nicht mit inzwischen mehr Schnelltests zu erklären.

Bundesweit stieg die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen nun auf 96, wie das RKI am Freitag bekannt gab - am Donnerstag hatte diese Sieben-Tage-Inzidenz bei 90 gelegen. Es gibt aber weiterhin starke regionale Unterschiede - von jetzt 56 im Saarland bis 187 in Thüringen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach vom Beginn einer «fulminanten dritten Welle» und forderte: «Man kann es drehen und wenden wie man will, wir müssen zurück in den Lockdown.» Je früher man reagiere, desto kürzer müsse er sein, um wieder auf eine beherrschbare Fallzahl zu kommen.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: «Ich befürchte, dass sich die Lage weiter verschlechtert. Wir sind in einer starken dritten Welle.» In der Hansestadt sollen gemäß der «Notbremse» ab diesem Samstag wieder die Regeln von vor dem 8. März gelten. Private Kontakte müssen sich auf eine Person außerhalb des eigenen Hausstandes beschränken. Kinder bis 14 Jahre sollen diesmal nicht mitgezählt werden. Die «Notbremse» sieht vor, Öffnungen wieder zurückzunehmen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region oder einem Land an drei aufeinander folgenden Tagen auf über 100 steigt.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte vor den erneuten Bund-Länder-Beratungen: «Damit muss man rechnen, dass Dinge zurückgenommen und verschärft werden.» Angesichts vieler Ansteckungen in Kitas und Schulen könne es zudem sein, «dass wir da auch was ändern müssen». Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) sagte der dpa: «Ohne Kontaktnachverfolgung und ohne Testen bin ich nicht fürs Öffnen, da bin ich für gar nichts.»

Die Schulen sollen nach dem Willen der Kultusminister der Länder so lange wie möglich offengehalten werden. Dabei sollten Lehrkräfte im Präsenzunterricht zugleich Vorrang beim Impfen bekommen. Auf diese Position verständigte sich die Kultusministerkonferenz (KMK) in einem am Freitag veröffentlichten Beschluss. Für Kinder und Jugendliche sei der Schulbesuch für ihre weitere Bildungsbiografie von entscheidender Bedeutung, sagte KMK-Präsidentin Britta Ernst (SPD) aus Brandenburg. Seit Februar wird an den meisten Grundschulen in Deutschland wieder unterrichtet. Zuletzt waren je nach Land auch ältere Jahrgänge zumindest im Wechselbetrieb zurückgekehrt. Regional sind Schulen wegen hoher Corona-Zahlen aber auch schon geschlossen.

14:50 Uhr

Skandinavier halten an AstraZeneca-Stopp vorerst fest

Dänemark belässt es wie Norwegen und Schweden erst einmal dabei, dass vorübergehend niemand im Land mit dem Impfstoff von Astrazeneca gegen Covid-19 geimpft wird. Trotz des positiven Bescheids der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hält Deutschlands nördlichster Nachbar an einem noch bis nächste Woche geltenden 14-tägigen Aussetzen der Impfungen mit dem Präparat fest. Dies geschehe aus einem Vorsorgeprinzip heraus, sagte der Direktor der dänischen Gesundheitsverwaltung Sundhedsstyrelsen, Søren Brostrøm, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Man wolle tiefer in der Sache graben, um die Nebenwirkungen besser zu verstehen.

Ähnliche Signale waren nach der EMA-Ankündigung bereits am Donnerstagabend aus Stockholm und Oslo gekommen. Deutschland und einige andere Länder hatten den Einsatz des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca dagegen wiederaufgenommen.

Dänemark hatte den Gebrauch des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers am 11. März vorsorglich für 14 Tage ausgesetzt. Es war damit das erste Land in der EU gewesen, dass die Verabreichung des Astrazeneca-Mittels komplett gestoppt hatte. Grund dafür waren Berichte über vereinzelte Fälle von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen. Darunter war auch ein dänischer Todesfall gewesen.

Die EMA hatte am Donnerstag grünes Licht für die Verwendung des Astrazeneca-Präparats gegeben. Es wird jedoch eine zusätzliche Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen hinzugefügt.

13:47 Uhr

Gesundheitssenatorin: Niedergelassene Ärzte müssen mitimpfen

Nach Überzeugung von Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci müssen auch die niedergelassenen Ärzte bei Corona-Impfungen einbezogen werden, wenn es ernsthafte Fortschritte geben soll. «Wir haben in Berlin ein Modellprojekt mit 137 Praxen. Das ist natürlich viel zu wenig. Ich möchte, dass alle Arztpraxen impfen können», sagte die SPD-Politikerin am Freitag beim Besuch des Impfzentrums in Tegel, in dem seit dem Vormittag wieder Astrazeneca-Impfstoff im Einsatz ist. «Ab April ist mein großer Wunsch, dass wir auch das Impfen bei den niedergelassenen Ärzten durchführen können», sagte Kalayci.

Durch den vorübergehenden Impfstopp für Astrazeneca sei Vertrauen verloren gegangen. «Das ist das Beste, was einem passieren kann, dass einem der vertraute Hausarzt die Risiken erklärt und auch Bedenken ausräumen kann.» Dadurch lasse sich die Impfbereitschaft erhöhen, argumentierte die Senatorin.

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca ist aus Sicht der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) sicher, wie die Behörde am Donnerstag in Amsterdam mitteilte. Es werde aber eine extra Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen aufgenommen. Die Vergabe des Impfstoffs war wegen der Prüfung der Behörde in dieser Woche bundesweit kurz ausgesetzt worden.

Kalayci sagte, im Rahmen der Impfungen werde nun auch auf die sehr seltenen Nebenwirkungen hingewiesen. Der Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers schütze vor schweren und vor tödlichen Krankheitsverläufen. «Die Wirksamkeit ist sehr hoch.» Die Senatorin erklärte, sie lade alle ein, die bereits eine Impfeinladung und einen Code bekommen hatten, ihre Termine in Anspruch zu nehmen.

Die Zahlen für Buchungen von Impfterminen seien nach der Entscheidung, Astrazeneca wieder zuzulassen, noch nicht sehr hoch. «Es sieht noch nicht so aus, dass das Impfzentrum voll wird», sagte Kalayci am Freitagmittag. Auch im Impfzentrum Tempelhof sollte der Impfbetrieb am Freitag wieder starten.

13:38 Uhr / aktualisiert 15:01 Uhr

Frankreich: AstraZeneca-Impfung nur für über 55-Jährige empfohlen

Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde empfiehlt die Impfung mit Astrazeneca nach einem kurzzeitigen Impfstopp nur noch für Menschen im Alter über 55 Jahren. Es gebe der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zufolge ein mögliches erhöhtes Risiko für Hirnvenenthrombosen bei jüngeren Menschen, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme der französischen Gesundheitsbehörde. Jüngere Menschen, die zur aktuellen Impfgruppe gehören, sollten einen mRNA-Impfstoff erhalten. Die Behörde will sich bald dazu äußern, wie mit Menschen unter 55 Jahren verfahren werden soll, die bereits ihre erste Impfdosis von AstraZeneca erhalten haben.

Premierminister Jean Castex hatte angekündigt, dass Frankreich ab Freitag wieder mit dem Vakzin impfen wolle. Die Behörde gab nun allgemein grünes Licht dafür. Am Nachmittag ließ sich der 55-jährige Castex dann vor laufenden Kameras den Impfstoff spritzen.

Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin waren wegen mehrerer Thrombosefälle in Deutschland und anderen EU-Staaten ausgesetzt worden. Am Donnerstag bekräftigte die EMA jedoch ihre Einschätzung zur Sicherheit des Corona-Impfstoffs. Zugleich werde eine extra Warnung hinzugefügt vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen.

13:43 Uhr / aktualisiert 14:24 Uhr

Entwurf: Bis Ende April immer mehr Corona-Impfungen in Arztpraxen

Ab der Woche nach Ostern sollen nach den Plänen des Bundeskanzleramts immer mehr Corona-Schutzimpfungen in Hausarztpraxen möglich sein. Für die Woche ab dem 5. April sind demnach aber zunächst nur rund eine Million Impfdosen für die Arztpraxen vorgesehen, für die letzte Aprilwoche werden mehr als 3,1 Millionen angestrebt. Dies geht aus einem Entwurfpapier des Kanzleramts für den Impfgipfel von Bund und Ländern an diesem Freitag hervor. Das Papier, das der Deutschen Presse-Agentur aus mehreren Quellen vorlag, hatte den Stand 11.00 Uhr. Das Papier ist dem Vernehmen nach mit den Ländern Bayern und Berlin vorabgestimmt.

«Aufgrund der zunächst noch sehr geringen Liefermengen pro Woche in der Größenordnung von 20 Impfdosen pro Praxis für ca. 50.000 Hausarztpraxen (1 Mio. Dosen insgesamt) wird zunächst etwa eine Impfsprechstunde pro Woche ermöglicht», heißt es weiter im Papier. Daher erscheine es sinnvoll, dass zunächst die jeweiligen Ärztinnen und Ärzte die besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten hierzu gezielt einladen. In einigen Bundesländern sind bereits jetzt in ausgewählten Arztpraxen Impfungen möglich. Hier werden etwa Krebspatienten versorgt.

Die bestehenden Impfzentren der Länder sollen den Plänen zufolge im April weiter vorrangig mit verfügbarem Impfstoff beliefert werden - mit 2,25 Millionen Dosen pro Woche. Im April stünden damit in Summe rund 15,4 Millionen Impfdosen in Deutschland zur Verfügung, davon gingen den Plänen zufolge circa 6,4 Millionen an die Arztpraxen.

Um bereits in der Wochen nach Ostern eine Mindestmenge von eine Million Impfdosen für die Arztpraxen sicherstellen zu können, sollen den Plänen zufolge auch 270 000 Biontech/Pfizer-Impfdosen einer 580 000 Dosen umfassenden Zusatzlieferung genutzt werden.

Die restlichen 310 000 Impfdosen wären dann für den Einsatz in besonders betroffenen Grenzgebieten. Konkret benennt das Papier das Saarland wegen seiner Nähe zum französischen Département Moselle sowie die Bundesländer Bayern, Sachsen und Thüringen wegen der kritischen Lage an der Grenze zu Tschechien. Wie viele Impfdosen konkret an welches Bundesland gehen sollen, ist aber im Entwurf noch nicht beziffert.

Ab 15.00 Uhr wollen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten in einer Telefonschalte das Vorgehen beraten. Die Konferenz hatte ursprünglich am Mittwoch stattfinden sollen, war dann aber wegen der zwischenzeitlichen Aussetzung von Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca auf Freitag verschoben worden. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben den Übergang zu breit angelegten Impfungen in Praxen bisher spätestens für die Woche vom 19. April angepeilt.

Offen ist dem Entwurf zufolge noch, ob einzelne Bundesländer gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium bis Montag (22. März) erklären können, ob sie «im April noch nicht an der routinemäßigen Impfung in den Arztpraxen teilnehmen wollen», wie es heißt. Allerdings steht der Punkt noch in eckigen Klammern, das bedeutet, dass es hier noch erheblichen Diskussionsbedarf geben dürfte.

Um mehr Tempo in die Impfungen zu bekommen, soll zudem die Bürokratie reduziert werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werde gemeinsam mit der Gesundheitsministerkonferenz gebeten, den «Dokumentationsaufwand in den Arztpraxen möglichst gering» zu halten, heißt es dazu im Entwurf.

13:02 Uhr / aktualisiert 13:12 Uhr

Tschechien bekommt Antikörper-Cocktail gegen Corona

Die Ärzte im stark von der Pandemie betroffenen Tschechien erhalten eine neues Medikament gegen das Coronavirus. Die erste Lieferung des Antikörper-Cocktails von Regeneron werde in den nächsten Tagen erwartet, sagte Ministerpräsident Andrej Babis nach Angaben der Agentur CTK am Freitag. Das Gesundheitsministerium in Prag hat bereits eine Notfallzulassung für das Medikament erteilt, mit dem auch der frühere US-Präsident Donald Trump behandelt worden war. Bereits seit Februar wird in Tschechien ein anderes Antikörper-Präparat, Bamlanivimab, eingesetzt.

Tschechien kämpft mit einer dramatischen dritten Welle. Die Menschen dürfen ihren Bezirk nur in Ausnahmefällen verlassen. Die Minderheitsregierung hat diese Reisebeschränkungen bis zum 28. März verlängert. An diesem Tag läuft der seit Oktober geltende Notstand aus. Über eine erwartete Verlängerung des Lockdowns über Ostern und darüber hinaus will das Kabinett offiziell erst am Montag entscheiden - und auch das Parlament müsste dem noch zustimmen.

Die Behörden meldeten am Freitag 10 576 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Seit Beginn der Pandemie gab es 24 331 Todesfälle. Binnen 7 Tagen steckten sich mehr als 680 Menschen je 100 000 Einwohner mit dem Virus Sars-CoV-2 an. In Deutschland lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei 95,6.

12:42 Uhr / aktualisiert 13:09 Uhr

Biontech-Gründer Sahin: Gemeinsam dritte Corona-Welle eindämmen

Biontech-Gründer Ugur Sahin hat die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, sich gemeinsam gegen die dritte Welle der Corona-Pandemie zu stemmen. "Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten, dass diese dritte Welle möglichst effektiv so lang wie möglich eingedämmt wird", sagte er am Freitag bei der Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. "Jeder kann sich selbst schützen. Und jeder schützt dadurch auch den Anderen."

Sahin, der zusammen mit seiner Frau Özlem Türeci den ersten wirksamen Covid-19-Impfstoff, der in der EU zugelassen wurde, entwickelt hat, betonte mit Blick auf die Bekämpfung der Pandemie: "Wir sind schon zwei Drittel des Weges gegangen." Mit Blick auf das dritte Drittel sagte er: "Der letzte Abschnitt, die nächsten sechs Monate, werden uns noch einiges abverlangen." Die Virusvariante, die die dritte Pandemiewelle verursache, lasse sich schwieriger kontrollieren. "Wir müssen wieder Kräfte bündeln und dürfen uns durch diese dritte Welle, die wahrscheinlich auch länger anhalten wird, nicht demoralisieren lassen."

Steinmeier zeichnete Türeci und Sahin mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus - eine hohe Stufe des Bundesverdienstkreuzes. An der Zeremonie im Schloss Bellevue nahm auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.

12:32 Uhr

Montgomery lobt Impfstopp: „In meinen Augen richtig gemacht“

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat das Handeln von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim Corona-Impfstoff von Astrazeneca gelobt. «Wenn Sie einfach mit Gewalt durchimpfen, dann zerstören Sie noch mehr an dem Image», sagte Montgomery am Freitagmorgen im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Anfang der Woche hatte Deutschland nach einer Empfehlung des für die Impfstoff-Sicherheit zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) die Impfungen mit Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt. In einigen europäischen Ländern waren Auffälligkeiten bekannt geworden. Auch in Deutschland gab es mehrere Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen. Am Donnerstag hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) mitgeteilt, dass der Nutzen des Impfstoffs die Risiken übersteige.

Zum erneuten Start der Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca müsse nun besser aufgeklärt werden, forderte Montgomery. «Wir müssen den Leuten auch sagen, dass es sich um eine Risikoabschätzung handelt. Und das ist für viele Menschen, die nicht wissenschaftlich ausgebildet sind, extrem schwer einzuschätzen». Kurz nach Impfstopp hatte Montgomery in einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vor einem Imageschaden gewarnt.

«Ein Bundesgesundheitsminister, der von Haus aus weder Wissenschaftler noch Arzt ist, (...) ist gut beraten, auf den Rat seiner Fachleute zu hören und die Impfung auszusetzen», betonte Montgomery. «Diese zwei, drei Tage machen den Kohl nun wirklich nicht fett.»

12:01 Uhr / aktualisiert 15:17 Uhr

Steinmeier ehrt Biontech-Gründer - „mehr Mut bei Pandemie-Bekämpfung"

Mehr Ehrung geht kaum: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin am Freitag für die Entwicklung des ersten Covid-19-Impfstoffs in der EU mit einer hohen Stufe des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. Dieser Impfstoff sei «ein Dienst an der Menschheit», sagte Steinmeier am Freitag im Berliner Schloss Bellevue. Zugleich rief er zu mehr Mut und weniger Verzagtheit im Kampf gegen die Corona-Pandemie auf. Sahin appellierte an die Menschen in Deutschland, sich gemeinsam gegen die dritte Welle der Pandemie zu stemmen.

Steinmeier verlieh dem Forscher- und Unternehmerpaar das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Es war seine erste persönliche Ordensaushändigung in diesem Jahr. An der Zeremonie nahm auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) teil. Beides war ein Zeichen der besonderen Anerkennung.

Mit Blick auf das zunehmend kritisierte deutsche Corona-Krisenmanagement betonte Steinmeier: «Gerade jetzt, im Angesicht der dritten Welle, ist nicht die Zeit für Resignation und Selbstmitleid.» Natürlich seien Fehler gemacht worden, die aufgearbeitet werden müssten. «Aber wir verbrauchen wahrlich viel Kraft auf der Suche nach dem Schuldigen des Tages. Kraft, die wir als Gesellschaft an anderer Stelle brauchen.» Jetzt helfe doch nur eines: «Mehr und schneller impfen - mit allen Mitteln die wir haben. Das ist das Gebot der Stunde! Mit Mut, mit Klugheit, mit einem guten Stück mehr Pragmatismus.»

An die Adresse der beiden Ausgezeichneten sagte der Bundespräsident: «Ihre bahnbrechende Entdeckung rettet Menschenleben, sie rettet Existenzen, sie sichert unser gesellschaftliches, wirtschaftliches und kulturelles Überleben.» Jeder geimpfte Mensch bedeute «einen kleinen Schritt zurück in Richtung Alltag, einen Schritt hin zu dem Leben, das wir vermissen».

Sahin machte allerdings deutlich, dass bis zur völligen Normalität nochmals eine Kraftanstrengung nötig sein wird. «Wir sind schon zwei Drittel des Weges gegangen», sagte er. Aber: «Der letzte Abschnitt, die nächsten sechs Monate, werden uns noch einiges abverlangen.» Die Virusvariante, die die dritte Pandemiewelle verursache, lasse sich schwieriger kontrollieren. «Wir müssen wieder Kräfte bündeln und dürfen uns durch diese dritte Welle, die wahrscheinlich auch länger anhalten wird, nicht demoralisieren lassen.»

Dazu gehört aus Sicht des Biontech-Gründers auch, dass jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leistet, diese dritte Welle so gut wie möglich einzudämmen. «Jeder kann sich selbst schützen. Und jeder schützt dadurch auch den Anderen», sagte Sahin. Die Impfstoffentwickler wiederum täten alles dafür, dass jeder, der dies wolle, auch bis Ende des Sommers einen Impfstoff bekommen könne.

Türeci berichtete von vielen Zuschriften aus der ganzen Welt mit Bildern «von den Liebsten in ihren Familien, die geimpft worden sind», oder «von Ärzten und Pflegekräften, um die sich ihre Familien keine Sorgen mehr machen müssen». Türecis Resümee: «Wenn ich diese Nachrichten lese, kann ich sagen: Das Licht im Dunkeln wird heller.»

Weil die Corona-Pandemie aber eben noch nicht ausgestanden ist, fand auch die Ordensverleihung im Großen Saal von Schloss Bellevue unter strengen Auflagen statt. Während hier in Vor-Corona-Zeiten bei Staatsbanketten bis zu 200 Menschen saßen, wohnten jetzt nur wenige Gäste der Zeremonie bei. Türeci und Sahin mussten sich die bereitstehenden Orden selbst nehmen und bekamen sie nicht wie sonst üblich überreicht und angesteckt. «In Nicht-Corona-Zeiten würden jetzt hier ganz viele Menschen stehen und applaudieren», sagte Steinmeier. Doch auch ohne diesen Beifall war dem Ehepaar die Freude über die Auszeichnung anzumerken. «Der heutige Tag ist eine besondere Ehre für uns», sagte Sahin.

11:56 Uhr / aktualisiert 15:09 Uhr

Kultusminister: Schulen so lange wie möglich offen halten

Die Kultusminister der Länder wollen sich dafür einsetzen, dass die Schulen in Deutschland trotz steigender Corona-Zahlen so lange wie möglich offen bleiben. Lehrkräfte im Präsenzunterricht sollten in dem Zusammenhang außerdem Vorrang bei der Impfkampagne bekommen, forderten die Ministerinnen und Minister am Freitag nach Beratungen in der Kultusministerkonferenz (KMK). Grundschullehrer werden zwar inzwischen vorrangig geimpft, Lehrkräfte weiterführender Schulen müssen aber noch warten. Kritik am Beschluss der Minister kam von Bildungsgewerkschaften.

«Wir ringen um jeden Tag der Präsenzbeschulung für Schülerinnen und Schüler», sagte die brandenburgische Bildungsministerin und Präsidentin der KMK, Britta Ernst (SPD), am Freitag bei einer Pressekonferenz. Im Interview im «Bayerischen Rundfunk» fügte sie später hinzu: Man tue Kindern «etwas an», wenn Schulen monatelang geschlossen blieben. Die Aussage der Kultusminister sei ja nicht, Schulen um jeden Preis offen zu halten. «Aber was nicht geht, ist, dass andere gesellschaftliche Bereiche offen gehalten werden, wie
Baumärkte, und die Schulen geschlossen werden.»

Seit Februar wird an den meisten Grundschulen in Deutschland wieder unterrichtet. Zuletzt waren je nach Bundesland auch ältere Jahrgänge zumindest im Wechselbetrieb zurückgekehrt. Regional sind Schulen wegen steigender Corona-Zahlen aber auch schon wieder geschlossen worden. Über das Thema wird zum Teil erbittert gestritten, etwa in Nordrhein-Westfalen, wo die Landesregierung Entscheidungen lokaler Behörden zu geplanten Schließungen wieder einkassiert hatte.

Im Vergleich zu allen anderen Lebensbereichen müssten Schulen am längsten geöffnet bleiben, heißt es nun im KMK-Beschluss. «In diesem Zusammenhang betonen die Kultusministerinnen und Kultusminister nachdrücklich, dass Kinder und Jugendliche nicht als Gefahr für alle an der Schule Beteiligten stigmatisiert werden sollen.»

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte am Freitag, dass die immer dominierender werdende britische Virusvariante sich über Schüler und Kinder besonders stark verbreite. «Es gibt keine Altersgruppe, wo der Zuwachs der Fälle derzeit so ausgeprägt ist, wie bei den Kindern und den jungen Erwachsenen.» Lauterbach forderte, der Aufbau der Teststrategie in den Schulen müsse höchste Priorität haben.

Tests für Schüler und Lehrer halten auch die Kultusminister für wichtig. Sie fordern allerdings vor diesem Hintergrund auch eine Prüfung, ob bei Entscheidungen über Schulschließungen künftig weiterhin vor allem die sogenannte Inzidenzzahl - also die Ansteckungszahl auf 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen 7 Tage - ausschlaggebend sein soll. Die Begründung: Wenn Kinder und Jugendlichen nun überall massiv getestet werden, werden automatisch mehr Fälle gefunden - und dadurch steigen auch die Inzidenzwerte.

Bei den Impfungen von Lehrern sieht KMK-Präsidentin Ernst Fortschritte. Sie geht davon aus, dass inzwischen eine «sehr hohe Gruppe» von Grundschullehrkräften bereits geimpft ist. Auch weil die Quote der geimpften Bevölkerung und des pädagogischen Personals steige, müsse der Inzidenzwert anders betrachtet werden, forderte sie.

Kritisch äußerten sich Bildungsgewerkschaften am Freitag: «Wenn die Kultusminister die Schulen weiter öffnen wollen, müssen sie alles dafür tun, dass sie coronafreie Orte werden», forderte Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, der die Gymnasiallehrer vertritt. «Wir brauchen Impfangebote für alle Lehrkräfte, eine kluge Teststrategie und die nötigen Voraussetzungen dafür, nämlich ausreichend Selbst- und Schnelltests.» Wie gut es mit Tests von Schülern und Lehrkräften bisher klappt, ist regional sehr unterschiedlich.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der nach eigenen Angaben als Gewerkschaft mehr als 160 000 Pädagogen vertritt, kritisierte ebenfalls einen fehlenden Infektionsschutz an den Schulen. Mit Blick auf die vom Robert Koch-Institut vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen, die einen starken Anstieg der entdeckten Infektionen bei Kindern gezeigt hatten, sagte Verbandschef Udo Beckmann, die KMK dürfe sich nicht vor Schulschließungen in Gebieten mit sehr hohen Inzidenzen verschließen. «Wir brauchen die klare Definition einer Notbremse für den Schulbereich.»

11:33 Uhr

Bislang knapp 80.000 Corona-Schnelltests am Saarlands Schulen

An den Schulen im Saarland sind seit der Einführung von Schnelltests am 22. Februar rund 70 Coronafälle entdeckt worden. Bis zum 17. März wurden insgesamt etwa 79.000 Schüler und Lehrer getestet, wie die Kassenärztliche Vereinigung und das Bildungsministerium des Saarlands am Freitag mitteilten. Unter den Getesteten waren rund 58 000 Schülerinnen und Schüler. Bei 6 Lehrern und 66 Schülern wurde Sars-CoV-2 festgestellt.

Die Schnelltests werden mit Hilfe der Kassenärztlichen Vereinigung und der Apothekerkammer des Saarlandes angeboten. Beschäftigte und Schüler können sich bis zu zweimal wöchentlich per Antigen-Schnelltest auf Corona testen lassen.

11:29 Uhr

Arbeitgeber zum Impfen: Aus Bummelzug muss Sprinter werden

Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern haben die Arbeitgeber deutlich mehr Tempo bei den Impfungen gefordert. "Aus dem Bummelzug muss jetzt ein Sprinter werden und es müssen so rasch wie möglich auch die niedergelassenen Ärzte und die Betriebsärzte in der Fläche eingebunden werden", erklärte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger am Freitag.

Nur durch eine Beschleunigung des Impftempos werde sich das wirtschaftliche und soziale Leben in absehbarer Zeit wieder normalisieren, so Dulger. "Alleine mit den Impfungen in den Impfzentren werden wir den entstandenen Rückstand nicht aufholen können." Die Wirtschaft stehe zu ihrem Angebot, die Impfstrategie durch einen koordinierten Einsatz von Betriebsärzten zu unterstützen.

Der Impfgipfel sollte eigentlich schon am Mittwoch stattfinden, war dann aber wegen der Aussetzung des Präparats von Astrazeneca auf Freitag verschoben worden. Nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) am Donnerstag bekräftigt hatte, dass der Impfstoff von Astrazeneca sicher sei, soll er bereits ab diesem Freitag in Deutschland wieder zum Einsatz kommen - aber mit einem neuen Warnhinweis für Frauen unter 55 Jahren.

11:21 Uhr  / aktualisiert 14:54 Uhr

Inzidenz über 100: Hamburg zieht die Corona-Notbremse

Hamburg zieht die Corona-«Notbremse»: Da die Sieben-Tage-Inzidenz seit drei Tagen über 100 liegt, hat der Senat die erst Anfang vergangener Woche vollzogenen Öffnungsschritte wieder rückgängig gemacht. Damit dürfen unter anderem Geschäfte Waren nur noch zum Abholen bereitstellen und jeweils nur noch eine Person einen fremden Hausstand besuchen.

«Die Regelung gilt direkt ab Samstag», sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Freitag. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) kündigte nach der Empfehlung der Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) an, den Impfstoff von Astrazeneca kommende Woche wieder zu nutzen. «Wir werden mit Eingang der aktuellen Astrazeneca-Lieferung, die uns vermutlich am Montag erreicht, ganz planmäßig diesen Impfstoff wieder einsetzen.» Dann würden auch neue Impftermine vergeben.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde stieg die Zahl der registrierten Neuinfektionen am Freitag um 400. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Infektionen pro 100 000 Einwohner und Woche, kletterte auf 108,6; am Donnerstag lag sie bei 105,4, am Mittwoch bei 100,9. «Die dritte Welle ist nicht nur da, sie ist stark», sagte Tschentscher. Auch wenn das Robert Koch-Institut für Hamburg noch eine Sieben-Tage-Inzidenz von 91 melde, wiesen eigene Daten auf eine höhere Inzidenz und zwängen zum Handeln.

Museen, Galerien, Zoos und botanische Gärten müssten daher wieder schließen, der Einzelhandel müsse auf «Click & Collect» umstellen. «Kein Terminshopping mehr», sagte Tschentscher. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Kinder bis 14 Jahre nicht von den Kontaktbeschränkungen betroffen seien. Sie dürften zudem in Gruppen bis zu zehn Jungen und Mädchen im Freien Sport betreiben. Hamburg folge damit exakt dem jüngsten Beschluss von Bund und Ländern zum Vorgehen beim dreitägigen Überschreiten der 100er-Inzidenz.

Acht Bundesländer haben Tschentscher zufolge noch höhere Inzidenzwerte als Hamburg. Er führte das auch darauf zurück, dass die Inzidenz-Grenze, ab der Schritte unternommen werden müssen, von 35 auf 50 angehoben wurde. Das habe in der Wirkung dazu geführt, «dass sofort große Öffnungsschritte in vielen Ländern und Landkreisen vorgenommen wurden». Dabei sei damals schon klar gewesen, dass man am Anfang einer von Virusmutationen bestimmten dritten Welle stehe. «Vor allem die Situation im Einzelhandel hat zu viel Shopping-Tourismus geführt.» Dabei sei Mobilität ein wesentlicher Pandemie-Faktor.

Mit Blick auf die nächste Gesprächsrunde der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise sagte Tschentscher: «Ich werde mich am Montag dafür aussprechen, dass wir keine weiteren Lockerungsschritte vornehmen und werde dafür plädieren, dass alle Länder die beschlossenen Regelungen zur Notbremse konsequent umsetzen.» Das betreffe auch den Tourismus über die Ostertage. «Wir haben zu frühe, zu große Schritte gemacht. Wir sind jetzt in einer schwierigeren Lage als noch vor zwei Wochen.» Entsprechend skeptisch zeigte sich der Regierungschef mit Blick auf Forderungen nach Sonderregelungen für den Ostertourismus.

Wegen der am Montag eingelegten Impfpause beim Vakzin von Astrazeneca mussten nach Angaben von Sozialsenatorin Leonhard fast keine Impftermine abgesagt werden. Durch die Erweiterung des Zweitimpfungs-Rhythmus bei Biontach/Pfizer von drei auf Sechs Wochen und einer überraschend doch eingetroffenen Moderna-Lieferung hätten mehr als 23 000 Termine umgeplant werden können. Die Folge: «Wir haben in Hamburg in den vergangenen fünf Tagen 18 000 Impfungen durchgeführt und insgesamt sind seit Start der Impfkampagne 160 000 Menschen erstgeimpft worden», sagte Leonhard.

Da die EMA nun ihre Haltung erneuert hat, dass der Nutzen des Impfstoffs von Astrazeneca die Risiken übersteigt, wird Hamburg das Impfen mit dem Vakzin am Montag wieder aufnehmen, wie Leonhard ankündigte. In den kommenden Tagen werde auch begonnen, weitere Gruppen zu den Impfungen einzuladen. «Das betrifft insbesondere die über 70-Jährigen, die jahrgangsweise von uns Post bekommen.» Zudem solle möglichst rasch das Impfen durch Hausärzte ermöglicht werden - sofern ausreichend Impfstoff vorhanden sei. Für die Woche nach Ostern sei die Lieferung von insgesamt 50 000 Impfdosen aller Hersteller zugesichert worden.

Eine Eingrenzung des Infektionsgeschehens auf einzelne Bezirke oder Stadtteile ist laut Leonhard nicht möglich. «Die Infektionen (...) gehen viel seltener auf den Wohnort zurück als auf den eigentlich Arbeits-, Aufenhalts- und Aktionsort.» Beispielsweise arbeiteten viele Bewohner des stark betroffenen Bezirks Harburg nicht dort, sondern an anderen Orten der Stadt. Zudem seien viele von ihnen in Berufen beschäftigt, wo sie überdurchschnittlich stark exponiert seien, etwa im Einzelhandel, in der Pflege oder bei Reinigungsdiensten.

Schulen und Kitas sind von den Einschränkungen vorerst nicht betroffen, allerdings soll von kommender Woche an jeder Schüler einmal und jeder Schulbeschäftigte dreimal pro Woche getestet werden. «Wir haben jetzt insgesamt 480 000 Selbst-Schnelltests an die Hamburger Schulen ausgeliefert - genug, um umfangreiche Testungen in den nächsten Wochen zu ermöglichen», erklärte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Pilotversuche in dieser Woche mit mehr als 20 000 Selbst-Testungen bei Schulbeschäftigten hätten gezeigt, dass der Test auch von Laien einfach und unkompliziert anwendbar sei.

11:04 Uhr

RKI warnt: Pandemie nicht laufen lassen - Jüngere gefährdet

Angesichts der fortschreitenden Impfungen bei den besonders gefährdeten Senioren hat das Robert Koch-Institut (RKI) vor einer möglichen Fehleinschätzung bei der Corona-Lage gewarnt. Wenn man nun denke, dass man das Infektionsgeschehen wegen dieser bisherigen Impfungen laufen lassen könne, komme es zu einem Schwenk hin zu den jüngeren Jahrgängen bei den Todesfällen und Intensivpatienten, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag in Berlin. Er appelliere dringend, dies zu berücksichtigen.

«Wir sehen das jetzt schon auf den Intensivstationen, dass sich die Patienten dort ändern: Die werden jünger», betonte Schaade. Noch sei der Anstieg der Fallzahlen auf den Intensivstationen zwar nicht so stark wie manche vielleicht erwarteten, aber das werde sich mit zunehmender Zahl an Infizierten ändern. «Dann werden wir nämlich immer mehr auch junge Patienten auf den Intensivstationen haben. [...] Die sind jetzt noch am allerwenigsten geschützt.» Auch Virologen haben wiederholt vor einem solchen Szenario gewarnt.

10:56 Uhr

Berlin impft wieder mit AstraZeneca - Impfzentrum Tegel in Betrieb

In Berlin kommt der Impfstoff Astrazeneca wieder zum Einsatz. Seit Freitagmorgen sei das Impfzentrum im Terminal C des ehemaligen Flughafens Tegel wieder in Betrieb, sagte die Sprecherin der Impfzentren, Regina Kneiding. Am Nachmittag folge das in Hangar 4 des ehemaligen Flughafens Tempelhof. In beiden werde der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers nach dem zwischenzeitlichen Impfstopp in den vergangenen Tagen wieder genutzt, sagte Kneiding am Freitag.

Wenn Astrazeneca-Impftermine in den vergangenen Tagen abgesagt worden seien, könnten diese ab sofort nachgeholt werden, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci am Freitagmorgen im RBB-Inforadio. Sie forderte ausdrücklich dazu auf, die Impfmöglichkeiten zu nutzen: "Wir haben noch richtig viel Luft bei den Terminierungen für Astrazeneca. Ich hoffe, dass alle Impfberechtigten jetzt Termine buchen - und das sind nicht wenige, da gibt es immer noch viele Pflegekräfte, Ärzte, Erzieherinnen, Lehrer, über 70-Jährige", sagte die Senatorin.

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca ist aus Sicht der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) sicher, wie die Behörde am Donnerstag in Amsterdam mitteilte. Es werde aber eine extra Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen aufgenommen. Die Vergabe des Impfstoffs war wegen der Prüfung der Behörde in dieser Woche bundesweit kurz ausgesetzt worden.

Kneiding kündigte an, die Impfzentren in Tegel und Tempel seien auch am Wochenende geöffnet. In dem in Tempelhof werde außerdem erstmals ganztägig von 9 bis 18 Uhr geimpft. "Es bleibt danach offen im Vollbetrieb. Damit sind ab Samstag alle sechs Impfzentren in Berlin ganztägig in Betrieb." Die Impfkapazitäten werden damit hochgefahren, die volle Auslastung ist aber erst möglich, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit kündigte am Donnerstagabend an, alle in der Zukunft liegenden Termine, die am Montag abgesagt worden seien, seien wieder gültig. "Dazu werden die Impfberechtigten per Mail und SMS kontaktiert, soweit die Kontaktdaten hinterlegt sind."

10:44 Uhr

Ramelow: Bund sollte jetzt Vorverträge für Sputnik V machen

Angesichts der Impfstoffknappheit hat sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) für eine baldige Vorbestellung des russischen Corona-Impfstoffs, Sputnik V, ausgesprochen. "Es ist (...) notwendig, dass wir auch dieses Vakzin einfach in Anspruch nehmen", sagte er am Freitagmorgen im ARD-"Morgenmagazin". "Ich persönlich plädiere auch dafür, dass die Bundesregierung jetzt die Vorverträge für Sputnik V fertig macht".

Nach Einschätzung des Ministerpräsidenten dürfe Deutschland mit der Bestellung nicht erst auf die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) warten. Mit den Verantwortlichen in Russland stehe er bereits in Kontakt, betonte Ramelow. "Es liegt mir eine Offerte vor, die mir der Oberbürgermeister von Weimar vermittelt hat". Das Präparat ist nach russischen Angaben bereits in fast 50 Ländern zugelassen, darunter ohne EMA-Zulassung im EU-Land Ungarn.

Thüringen ist seit Wochen das am stärksten von der Pandemie betroffene Bundesland. Gerade im Ostthüringer Landkreis Greiz sind die Inzidenzen besonders hoch. "Es geht darum, dass wir viel mehr Vakzine brauchen. Wir brauchen eine größere Menge und wir müssen zuerst anfangen im Landkreis Greiz", sagte Ramelow.

Dem Impfstoff von Astrazeneca vertraut Ramelow trotz der Diskussionen um Risiken. "Ich würde mich auch mit Astrazeneca impfen lassen. Ich muss nicht unbedingt auf Sputnik V warten", sagte er. Vorangegangen war das Votum der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), laut dem der Nutzen des Astrazeneca-Impfstoffs die Risiken übersteigt.

10:41 Uhr

Lauterbach: „Wir müssen zurück in den Lockdown"

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich dafür ausgesprochen, die Corona-Maßnahmen schnell wieder zu verschärfen. «Man kann es drehen und wenden wie man will, wir müssen zurück in den Lockdown», sagte er am Freitag in Berlin. Es mache keinen Sinn zu warten. Je früher man reagiere, desto kürzer müsse der Lockdown sein, um wieder auf eine beherrschbare Fallzahl zu kommen. Lauterbach sprach vom Beginn einer «fulminanten dritten Welle». Seinen Angaben nach ist durch die stattfindende Verdrängung der alten Virusvariante durch neue Varianten Mitte April mit einer bundesweiten Inzidenzzahl von 200 zu rechnen. Wenn die Fallzahlen nicht abgebremst würden, sei eine Überlastung der Intensivstationen in wenigen Wochen zu erwarten.

Lauterbach begrüßte zugleich die für diesen Freitag geplante Fortsetzung der Impfung mit Astrazeneca. Es handele sich dabei um einen sehr wirksamen Impfstoff, der bei den älteren Menschen die Krankenhauseinweisungen und den Tod sehr sicher verhindern könne. «Daher ist der Impfstoff sicher, und der Nutzen ist gewährleistet, und ich begrüße ausdrücklich, dass in Deutschland die Impfung wieder begonnen hat.» Er würde diesen Impfstoff jederzeit nehmen, sagte Lauterbach.

10:35 Uhr / aktualisiert 11:10 Uhr

Corona: Infektionszahl und Inzidenz steigen rasant

Der Anstieg der Corona-Infektionszahlen in Deutschland verläuft nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder «ganz deutlich exponentiell». «Das Infektionsgeschehen gewinnt an Dynamik», sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag in Berlin.

Eine Zunahme von 5,6 binnen eines Tages - das hatte es bei der Zahl bundesweit binnen sieben Tagen gemeldeter Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner schon länger nicht mehr gegeben. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Freitag bundesweit bei 95,6. Am Donnerstag hatte sie noch bei 90 gelegen. Einen mindestens ebenso rasanten Tagesanstieg hatte es zuletzt im Januar im Zuge der zweiten Welle gegeben - vom 9. auf den 10. Januar von 153,9 auf 162,2.

Ein Wert von mehr als 95 wurde zuletzt Ende Januar (98,1 am 28.1.) gemeldet. Danach war die Inzidenz noch einige Zeit gesunken, ein Tiefstand wurde mit 56,8 am 19. Februar erreicht. Seither geht es mit dem Wert wieder merklich aufwärts.

Angesichts der raschen Ausbreitung der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 stünden «leider wieder schwere Wochen bevor», sagte Schaade. Eine Verschlimmerung der Lage um Ostern, vergleichbar mit der Zeit vor Weihnachten, sei gut möglich. «Dieser Anstieg der Fallzahlen ist real. Nach unseren Daten lässt er sich nicht damit erklären, dass mehr Schnelltests gemacht werden», betonte er. Die ansteckendere und wohl auch tödlichere Variante B.1.1.7 wird nach RKI-Daten inzwischen in etwa drei von vier Fällen nachgewiesen.

Dass die neue Corona-Welle sich zunehmend aufschaukelt, wird auch bei den erfassten Neuinfektionen deutlich. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen eines Tages 17 482 Corona-Neuinfektionen - etwa 5000 mehr als vor einer Woche. Auch Werte um 17 500 hatte es bei den täglich gemeldeten Neuinfektionen zuletzt im Januar gegeben.

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 226 weitere Todesfälle registriert. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 12 834 Neuinfektionen und 252 neue Todesfälle verzeichnet. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zum Januar, in dem die Zahl neu erfasster Todesfälle häufig noch um die 900 oder gar 1000 gelegen hatte.

Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich das Infektionsgeschehen stets verzögert in den Todeszahlen niederschlägt, weil zwischen Nachweis der Infektion und dem Tod häufig mehrere Wochen liegen. Die aktuell steigenden Fallzahlen werden sich also erst in einigen Wochen in der Todesfallstatistik niederschlagen. Zudem sehen Experten inzwischen aber auch einen Impfeffekt: Viele der Senioren, die besonders anfällig für schwere Covid-19-Verläufe sind, sind inzwischen geimpft und damit weitgehend geschützt.

Dies dürfe aber nicht zu einer Fehleinschätzung der Lage führen, warnte Schaade. Laufen lassen könne man das Infektionsgeschehen nach wie vor nicht, weil es dann immer mehr Intensivpatienten und Todesfälle in jüngeren Generationen gebe. Schon jetzt sei zu sehen, dass die Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen im Mittel immer jünger werden.

Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 629 750 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 401 700 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 74 358.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 1,12 (Vortag 1,06). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 112 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

10:30 Uhr

Spahn: Dritte Welle der Pandemie durch Impfungen nicht zu stoppen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Bevölkerung darauf eingestimmt, dass die dritte Corona-Welle in Deutschland nicht durch Impfungen gestoppt werden kann. «Wir befinden uns in der dritten Welle der Pandemie, die Zahlen steigen, der Anteil der Mutationen ist groß», sagte Spahn am Freitag in Berlin. «Zur ehrlichen Lageanalyse gehört: Es gibt in Europa noch nicht genügend Impfstoff, um die dritte Welle allein durch Impfen zu stoppen», sagte Spahn. «Selbst wenn die Lieferungen aus EU-Bestellungen nun zuverlässig kommen, wird es noch einige Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind», so der CDU-Politiker. «Erst dann können wir auch über breitere Öffnungen der Gesellschaft reden. Wir werden also noch einen langen Atem brauchen.»

Die steigenden Infektionszahlen könnten bedeuten, dass es vielleicht keine weiteren Öffnungsschritte geben könne - sondern «sogar Schritte rückwärts» nötig würden. An diesem Montag wollen die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die weiteren Schritte bei den Beschränkungen beraten.

10:16 Uhr

Corona-Fallzahlen in den USA weiterhin rückläufig

In den USA geht die Zahl der täglich erfassten Corona-Neuinfektionen weiter zurück. Die Behörden meldeten am Donnerstag 58 196 neue Fälle, wie aus den Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von Freitagmorgen (MEZ) hervorging. Am Donnerstag der Vorwoche waren noch 62 404 neue Infektionen gemeldet worden. Der bisherige Tagesrekord war am 2. Januar mit 300 416 neuen Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet worden.

Die Anzahl der täglichen Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Ansteckung hingegen stieg im Wochenvergleich etwas. Sie lag laut JHU am Donnerstag bei 1611. Am gleichen Tag der Vorwoche waren 1557 Todesfälle gemeldet worden. Der bisherige Höchstwert wurde am 12. Januar mit rund 4470 Toten verzeichnet.

In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang mehr als 29,6 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert, rund 539 700 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der US-Gesundheitsbehörde CDC oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen werden die Zahlen - unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten - nachträglich aktualisiert.

10:16 Uhr

Von der Leyen: Brief an AstraZeneca  wegen Lieferschwierigkeiten

Die EU-Kommission hat ein förmliches Schreiben an den Pharmakonzern Astrazeneca wegen Lieferschwierigkeiten beim Corona-Impfstoff geschickt. "Wir wollen ein strukturiertes Vorgehen zur Lösung der Kontroversen in Gang setzen", sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Freitag). Es gebe einige offene Punkte bei den Verträgen und der beste Weg, sie zu klären, sei dieser. Das Schreiben wurde demnach am Donnerstag verschickt.

Das Thema Lieferungen ist auch mit Blick auf einen möglichen Vertrag für den russischen Impfstoff Sputnik V wichtig. Dessen Daten würden derzeit bewertet, es sei aber noch keine formale Zulassung beantragt worden, erklärte von der Leyen. "Der zweite grundlegende Punkt ist - und das sehen wir bei Astrazeneca -, dass ein Unternehmen in der Lage sein muss, die Lieferungen einzuhalten." Im Moment habe man noch keinen Nachweis für die Produktionskapazität für Sputnik gesehen. "Die EMA muss vor der Genehmigung auch die Produktionsstätten und deren Qualität prüfen."

Die Kommissionspräsidentin hielt außerdem am Ziel fest, bis zum Sommer 70 Prozent der Erwachsenen in der EU geimpft zu haben. "Wir sind äußert zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen werden", erklärte die 62-Jährige. Sie sei überzeugt, dass man am Ende verstehen werde, dass es der richtige Schritt sei, als EU zusammen zu stehen.

10:11 Uhr

Litauen ändert Impfverfahren nach AstraZeneca-Entscheidung

Litauen ändert mit Wiederaufnahme der vorsorglich gestoppten Corona-Impfungen mit dem Astrazeneca-Mittel am Freitag das Impfverfahren. «Von nun an kann jeder frei entscheiden, ob er mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft werden möchte oder nicht», sagte Gesundheitsminister Arunas Dulkys am Donnerstagabend in Vilnius. Demnach könnten die Menschen in ihrem Impfzentrum einen der Impfstoffe auswählen. Sollte das gewünschte Präparat nicht verfügbar sein, werde die Person später kontaktiert, sagte Dulkys.

Impfzentren sollen sich zudem nicht mehr starr nach der festgelegten Impfreihenfolge richten müssen, sondern mehr Freiheit erhalten. Dazu gehört auch, dass überzählige Impfdosen weitergegeben werden können. Die Änderungen erfolgten nach der Erklärung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), dass Astrazenecas Impfstoff sicher sei. Dulkys und andere litauische Spitzenpolitiker wollen sich am Montag öffentlich mit dem Astrazeneca-Mittel impfen lassen, um ihr Vertrauen in das Mittel zu zeigen.

9:46 Uhr / aktualisiert 13:25 Uhr

Forscher sieht möglichen Weg für Thrombosen bei AstraZeneca-Impfung

Greifswalder Forscher halten einen bestimmten Mechanismus für die Ursache der möglichen Thrombose-Fälle nach einer Astrazeneca-Impfung. "Wir wissen, um was es sich handelt", sagte Andreas Greinacher, Leiter der Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald (UMG), am Freitag in einer Videoschalte mit Journalisten und Journalistinnen. Demnach könnten bei den selten auftretenden Hirnvenenthrombosen bestimmte Moleküle des Immunsystems eine Rolle spielen. Von unabhängigen Experten geprüft und in einem Fachjournal erschienen sind die Ergebnisse nicht.

Über eine ähnliche Vermutung hatten am Donnerstag bereits Forscher in Norwegen berichtet: Pal Andre Holme vom Universitätsklinikum Oslo hatte gesagt, er vermute, dass die Bildung der Gerinnsel über eine starke Immunantwort und dabei entstehende Antikörper, die an die Blutplättchen andocken und diese aktivieren, laufen könnte. Experten betonen, dass solche Ideen zum möglichen Ablauf bisher rein spekulativ sind.

"Wir meinen, dass wir einen Zusammenhang nachweisen können zwischen dem Vorliegen dieser Antikörper und dem Auftreten der Thrombosen", sagte Greinacher. Eine ganz andere Frage sei, wie häufig diese Thrombosen ausgelöst werden und ob durch die Impfung deutlich vermehrt Komplikationen auftreten. "Es ist höchstwahrscheinlich so, dass diese Komplikationen sehr, sehr selten auftreten."

In Abstimmung mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) seien von seinem Team zusammen mit österreichischen Wissenschaftlern Blutproben von Menschen untersucht worden, die nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin schwerwiegende Thrombosen entwickelt hatten, erläuterte Greinacher. Die Proben von vier Betroffenen seien intensiv untersucht worden, drei weitere Proben hätten die Annahmen bestätigt. Weitere Proben würden noch untersucht.

"Bei allen Patienten mit der Komplikation, die wir bislang untersuchen konnten, haben wir alle das gleiche gefunden", erklärte Greinacher. Vom Immunsystem in Reaktion auf die Impfung gebildete Abwehrstoffe hätten bei den Betroffenen offenbar die Blutplättchen aktiviert, was wiederum zu Blutgerinnseln geführt habe. Das passiere normalerweise etwa, wenn Gefäße beschädigt seien.

Ob die Reaktion auf den Impfstoff selbst oder den Vektor - also die Verpackung des Wirkstoffes - zurückgehe oder es sich um eine allgemeine Entzündungsreaktion als Immunantwort auf die Impfung handele, müsse noch untersucht werden. Greinacher zufolge ließe sich der Mechanismus bei Betroffenen mit einem Test auf die speziellen Moleküle nachweisen. Mit einem gängigen Medikament, das für viele Erkrankungen verwendet werde und in allen Krankenhäusern zur Verfügung stehe, könne er gehemmt werden. Tests und eine etwaige Behandlung seien aber nur sinnvoll, wenn es entsprechende Anzeichen für eine solche Thrombose gebe.

Fälle von Hirnvenenthrombosen in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung hatten zum zeitweisen Stopp der Astrazeneca-Impfungen geführt. Hinweise darauf, dass die Impfungen tatsächlich die Vorfälle verursachten, hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA nicht gefunden. Sie bekräftigte am Donnerstag die Sicherheit des Impfstoffs. Dieser soll nun mit der Warnung versehen werden, dass er in möglichen seltenen Fällen Hirnvenenthrombosen bei Frauen unter 55 Jahren verursachen könnte. Die Impfungen in Deutschland sollten am Freitag wieder aufgenommen werden.

Die EMA gab auch zu bedenken, dass es zumindest zum Teil auf den höheren Anteil dieser Gruppe bei den Impfungen zurückgehen könnte, dass die meisten Berichte Frauen unter 55 Jahren betrafen: In Deutschland wurden mit Astrazeneca zunächst Menschen unter 65 Jahren, vielfach Klinik- und Pflegepersonal geimpft - das von Frauen dominiert wird.

Zuvor hatte bereits der Virologe Christian Drosten bei NDR Info angemerkt, dass es sich möglicherweise um ein statistisches Problem handeln könnte: In Deutschland seien Menschen unter 65 Jahre mit Astrazeneca geimpft worden, weil es zunächst keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für Ältere gegeben hatte. In England hingegen seien bevorzugt Ältere damit geimpft worden; trotz einer höheren Zahl an Impfungen sei dort keine solche Thrombosen-Häufung beobachtet worden.

Auch Drosten verwies auf einen wohl hohen Frauenanteil beim medizinischen Personal und Pflegepersonal, das das Mittel in Deutschland erhielt. Er fragte: "Könnte es sein, dass das die Statistik färbt?" Bei Frauen seien Probleme mit Thrombosen generell häufiger.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) werde die Erkenntnisse aus Greifswald prüfen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag.

9:36 Uhr

NRW-Impfzentren impfen seit Freitag wieder mit AstraZeneca

Viele Impfzentren in Nordrhein-Westfalen haben am Freitag wieder Corona-Impfungen mit dem Mittel von Astrazeneca aufgenommen. Alle bereits vereinbarten Impftermine fänden wie geplant statt, teilte etwa die Stadt Münster mit. Impfungen, die wegen des Impfstopps seit dem 15. März ausgefallen waren, könnten in der kommenden Woche am selben Wochentag zur selben Uhrzeit nachgeholt werden. Alle Betroffenen würden per E-Mail darüber informiert.

Auch in den Kreisen Minden-Lübbecke und Viersen sind nach Angaben von Sprechern seit Freitag wieder alle bereits geplanten Impfungen möglich. Ausgefallene Termine müssten neu gebucht werden. Der Oberbergische Kreis will von sich aus alle Personen kontaktieren, die wegen des Impfstopps einen neuen Termin benötigen. Düsseldorf wollte am Freitag ebenfalls wieder mit Astrazeneca starten und die Kapazitäten im Impfzentrum entsprechend hochfahren.

Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass die Impfungen mit Astrazeneca von Freitag an in NRW weitergingen. «Wir werden genau da weitermachen, wo wir aufgehört haben: Astrazeneca wird den Berufsgruppen zur Verfügung gestellt, bei denen die Impfungen bereits angelaufen sind», sagte Laumann. Dazu gehörten auch Lehrer an Grund- und Förderschulen. «Wir setzen jetzt alles daran, die abgesagten Impftermine schnell neu zu vergeben.»

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte den zugelassenen Impfstoff erneut auf den Prüfstand gestellt, nachdem in einigen europäischen Ländern Auffälligkeiten bekannt geworden waren. Am Donnerstag hatte die EMA aber die Sicherheit des Astrazeneca-Vakzins bekräftigt. Jedoch solle nun eine extra Warnung vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen hinzugefügt werden.

9:05 Uhr

In Thüringen wird wieder AstraZeneca geimpft

In Thüringen sind die vorsorglich gestoppten Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca wieder aufgenommen worden. «Seit Freitag wird wieder in den Zentren in Erfurt und Gera geimpft», sagte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums Silke Fließ der Deutschen Presse-Agentur.

Die Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hatte zuvor die Sicherheit des Impfstoffes bekräftigt. Allerdings wird nun eine extra Warnung vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen hinzugefügt.

In den Impfzentren in Erfurt und Gera waren laut der Sprecherin diese Woche ungefähr 10 000 Termine ausgefallen. Sie würden nun in den nächsten Wochen nachgeholt. Alle Betroffenen würden automatisch benachrichtigt. Es habe nach dem zeitweiligen Impfstopp aber auch 10 bis 15 Prozent an Stornierungen gegeben.

8:12 Uhr

Wird der russische Impfstoff Sputnik V bald in Schwaben produziert?

Im schwäbischen Illertissen könnte künftig der russische Impfstoff Sputnik V produziert werden. Das Unternehmen R-Pharm investiere mehr als 30 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Noch hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) aber nicht über die Zulassung des Impfstoffs entschieden.

"Die Impfungen sind ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen die Pandemie. Nur sie bieten uns langfristig Schutz vor schweren COVID-19-Verläufen und dem Tod durch eine Erkrankung", betonte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) in einer Pressemitteilung. "Deswegen ist jeder Impfstoff, der zugelassen wird, ein weiterer Lichtblick und Hoffnungsschimmer."

Der Impfstoff wurde vom Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Sollte er in der EU zugelassen werden, will die Firma R-Pharm den Impfstoff auch importieren und die Chargenfreigabe übernehmen.


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