COVID-19-Komplikationen

Cochrane Review bestätigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen als wichtige Risikofaktoren

Remagen - 17.03.2021, 09:15 Uhr

Vorbestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen bringen ein höheres Risiko für schweres COVID-19 mit sich. Welche das sind, hat ein neuer Cochrane-Review analysiert. (Bild: IMAGO / agefotostock) 

Vorbestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen bringen ein höheres Risiko für schweres COVID-19 mit sich. Welche das sind, hat ein neuer Cochrane-Review analysiert. (Bild: IMAGO / agefotostock) 


Die häufigsten Komplikationen und ihre Ursachen

Die häufigsten kardiovaskulären Komplikationen bei Menschen mit COVID-19 waren Arrhythmien (Vorhofflimmern: 8,5 Prozent), Herzinsuffizienz (6,8 Prozent) sowie Blutgerinnsel in den Beinen oder der Lunge (6,1 bzw. 4,3 Prozent). Herzinfarkte  und Schlaganfälle wurden seltener gemeldet (1,7 bzw. 1,2 Prozent). Nach Einschätzung der Cochrane-Autoren kommen für die kardiovaskulären Komplikationen viele Mechanismen infrage. SARS-CoV-2 gelangt durch Bindung an den ACE2-Rezeptor in die Zellen. Dieser ist im Endothel jedes Organs einschließlich Lunge, Herz und Niere stark exprimiert, was theoretisch direkte Multiorganschäden verursachen kann. Ob es eine spezifische Myokarditis im Zusammenhang mit COVID-19 gibt und ob sich deren Inzidenz von anderen akuten systemischen Virusinfektionen wie Influenza unterscheidet, ist demnach ungewiss. Nach Meinung der Autoren gibt es aber starke Hinweise darauf, dass COVID-19 Koagulopathien verursacht, die zu mikro- und makrovaskulären Thrombosen mit Schädigungen der Lunge, des Herzens, der Niere und des Gehirns führen.   

Laborparameter als Richtschnur

Ihre Ergebnisse unterstützen die Befunde aus anderen systematischen Reviews und Metaanalysen, die ebenfalls eine hohe Rate von kardiovaskulären Komplikationen bei Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf beschreiben, stellen die Wissenschaftler abschließend fest. Sie verweisen hierzu unter anderem auf eine jüngere Publikation von Fu und Kollegen.

Diese hatte anhand von 21 Studien mit 6.130 stationären COVID-19-Patienten eine beträchtliche Rate an Herzschäden von 22 Prozent ermittelt. Gleichwohl fand das Cochrane-Team keine starken Beweise dafür, dass solche Komplikationen bei Menschen mit schwerem COVID-19 häufiger auftreten als bei anderen ähnlich bedrohlichen Infektionen, wie etwa einer Sepsis. Labor-Biomarker könnten helfen, diejenigen zu identifizieren, die ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen und Tod haben.

Große Heterogenität bei den Studien

Als Schwächen ihre Auswertung führen sie an, dass die meisten Studien Krankenhauskohorten umfassten, sodass die Informationen über die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse auf Menschen mit milderem COVID-19 möglicherweise nicht anwendbar sind. Weiterhin fanden sie eine große Heterogenität in Bezug auf Studiendesign, Terminologie, Definitionen und Präsentation von Befunden, einschließlich der Berichterstattung über Bluttests und die Dauer der Nachbeobachtung, was die Datenextraktion und Zusammenfassung schwierig machte. Die Cochrane-Reviewer haben sich deshalb dafür entschieden, keine Metaanalyse durchzuführen, sondern die Erkenntnisse bis auf weiteres narrativ zusammenzufassen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.