Gastkommentar

Die zwei Seiten des E-Rezeptes

Erding - 12.03.2021, 13:45 Uhr

Wenn die Digitalisierung das eigentliche Ziel ist und die Arzneimittelsicherheit kaum eine Rolle spielt, dann sollte doch wenigstens der Zahlungsfluss für die Apotheken vereinfacht und damit schneller und sicherer gemacht werden, meint Dr. Franz Stadler. (Foto: IMAGO / Future Image)

Wenn die Digitalisierung das eigentliche Ziel ist und die Arzneimittelsicherheit kaum eine Rolle spielt, dann sollte doch wenigstens der Zahlungsfluss für die Apotheken vereinfacht und damit schneller und sicherer gemacht werden, meint Dr. Franz Stadler. (Foto: IMAGO / Future Image)


Wenn schon, denn schon

An dieser Stelle werden viele einwenden: Aber das wissen wir doch alles. Das E-Rezept ist aber nicht mehr zu verhindern. Unsere Politik hat entschieden. Seine Ausgestaltung steht und die Umsetzung läuft. Ja, mag sein.

Aber erstens soll später niemand sagen können, diese Folgen haben wir nicht erwartet. Das haben wir nicht gewusst und nicht gewollt. Und zweitens, wenn es schon so kommen muss, dann sollten wir die Sache doch bitte ganz durchziehen. Diese Aufforderung richtet sich nicht nur an die Gematik oder den jeweiligen Gesundheitsminister, sondern auch an unsere Standesvertretung. Wenn die Digitalisierung das eigentliche Ziel ist und die Arzneimittelsicherheit kaum eine Rolle spielt, dann sollte doch wenigstens der Zahlungsfluss für die Apotheken vereinfacht und damit schneller und sicherer gemacht werden.

Apotheker Dr. Franz Stadler hat seine Apotheke mittlerweile verkauft. Er ist aber weiterhin regelmäßiger Gastkommentator auf DAZ.online, hat zudem im vergangenen Jahr das Buch „Medikamenten Monopoly“ herausgebracht und vor Kurzem die „Stiftung für Arzneimittelsicherheit“ gegründet.

Auch wenn wir aktuell fast nur über Corona reden, wirkt der AvP-Skandal noch immer nach. Immer noch kämpfen viele Apotheken mit Liquiditätsproblemen und manche mit Existenzängsten. Wenn aber in den goldenen Zeiten des E-Rezeptes jedes Rezept in Sekundenbruchteilen überall hin verschickt werden kann, wenn manche Krankenkassen schon jetzt über eine sofortige Retax- und Genehmigungsprüfung nachdenken und wenn all das in Echtzeit stattfinden kann, dann hätte eine selbstständige Apotheke auch gerne sofort (oder zumindest einmal pro Woche) die Überweisung des Erstattungsbetrages auf dem Geschäftskonto.

Warum sollen wir für die abgegebenen Arzneimittel, die noch dazu im Schnitt immer teurer werden, in Vorauskasse gehen, alle Gelder zunächst über ein Abrechnungszentrum laufen lassen, ein auch unter Kontrolle der Bafin nicht wegzudiskutierendes Insolvenzrisiko eingehen und uns dort automatisch ggf. nicht gezahlte Herstellerrabatte oder dergleichen abziehen lassen? Das muss im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr sein. Ware gegen Geld. Und Entschuldigung: Auf Vorstandspöstchen, veraltete Geschäftsmodelle oder überbürokratische Rahmenverträge kann da keine Rücksicht genommen werden.

Wer nimmt denn auf die Arzneimittelsicherheit oder die Apotheke vor Ort Rücksicht?



Dr. Franz Stadler
redaktion@daz.online


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