Corona-Impfungen in Arztpraxen

Spahn: Gespräche mit Apotheken zur Impfstoff-Logistik laufen

Berlin - 26.02.2021, 13:15 Uhr

Bundesgesundheitsminister Spahn (rechts) und RKI-Chef Wieler informierten am Freitag erneut zum aktuellen Stand beim Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. (Foto: IMAGO / photothek)

Bundesgesundheitsminister Spahn (rechts) und RKI-Chef Wieler informierten am Freitag erneut zum aktuellen Stand beim Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. (Foto: IMAGO / photothek)


Schon bald soll auch in Arztpraxen gegen COVID-19 geimpft werden. Was die Logistik betrifft, spricht Bundesgesundheitsminister Spahn nach eigenen Angaben bereits mit Großhändlern und Apotheken. Bezüglich seiner Schnelltest-Offensive gibt es derweil jedoch noch viele offene Fragen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Länder dazu angehalten, ihre Kapazitäten für die Corona-Impfungen zügig aufzustocken. „Noch liegt zu viel Impfstoff im Kühlschrank“, sagte der CDU-Politiker am Freitag vor Journalisten in Berlin. Nach seinen Worten werden bis Ende kommender Woche schon rund elf Millionen Impfdosen an die Länder ausgeliefert worden sein. Schon jetzt seien rund 5,7 Millionen Impfungen verabreicht worden. Nach den Worten des Ministers sollen so bald wie möglich auch Arztpraxen in die Impfungen einbezogen werden. Dazu liefen Gespräche mit Großhändlern, Ärzten und Apotheken, etwa über Logistik und die Vergütung, sagte Spahn.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) regte unterdessen eine neue Priorisierung beim AstraZeneca-Impfstoff an, dem viele Menschen reserviert gegenüberstehen und von dem bisher nur ein Bruchteil der bereitstehenden Dosen verabreicht wurde. „Wenn es so weitergeht, werden wir auf einem Berg von AstraZeneca-Impfdosen sitzenbleiben. Das kann niemand wollen bei einem Impfstoff, der gut schützt“, sagte der CSU-Chef dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). „Sollte sich der Trend bei AstraZeneca fortsetzen, hat es keinen Sinn, dafür ständige neue Priorisierungen vorzunehmen. Sinnvoll wäre es dann, AstraZeneca gleich über die Ärzteschaft zu verimpfen. Denn wir sollten so rasch wie möglich alles verimpfen, was geht“, sagte Söder. Auch aus der Apothekerschaft war zuletzt die Forderung laut geworden, das pharmazeutische Personal bei der Priorisierung höher einzustufen als bisher – zumindest diejenigen, die Menschen auf Corona testen. In Baden-Württemberg hat man hierfür bereits grünes Licht gegeben.

Selbsttests sind keine Wunderwaffe

Zu den neuen Corona-Selbsttests, die bald überall im Handel erhältlich sein sollen, sagte Spahn am Freitag, diese könnten dem Einzelnen „mehr Trittsicherheit“ geben. Er erwarte, dass sie Teil des Alltags und zur Routine werden – etwa vor Besuchen in Restaurants oder bei Konzerten. Die PCR-Tests, also Labortests, blieben aber der Goldstandard. Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnte jedoch vor einer Überschätzung von Selbsttests in der Pandemie-Bekämpfung. „Selbsttests sind keine Wunderwaffe“, betonte er am Freitag in Berlin. Die Erwartung, dass man sich für bestimmte Situationen „freitesten“ könne, sei nicht hundertprozentig zu erfüllen. Ein negatives Ergebnis sei eine Momentaufnahme und schließe eine Infektion nicht aus. Dennoch seien Schnelltests ein Werkzeug bei der Eindämmung der Pandemie, sagte Wieler. Positiv sei, dass sie mehr Infektionen aufdecken würden. „Das mächtigste Werkzeug neben uns selbst sind die Impfungen“, unterstrich der RKI-Chef. Sie seien der direkte, gemeinsame Weg aus der Pandemie.

Klarheit bei Beschaffung und Finanzierung der Schnelltests gefordert

Zuletzt hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Hoffnungen auf sehr schnelle und umfassende Lockerungen der strengen Kontaktbeschränkungen gedämpft. Merkel sagte am Donnerstagabend nach Beratungen beim EU-Gipfel, es müsse zunächst gründlich geprüft werden, „ob wir uns durch ein vermehrtes Testen auch mit diesen Selbsttests einen Puffer erarbeiten können, so dass wir in der Inzidenz etwas höher gehen können als 35“. Man könne trotz der Selbsttests nicht sofort öffnen.

Der Präsident des Deutschen Städtetages, Burkhard Jung, forderte Klarheit bei der Beschaffung und Finanzierung von Schnelltests. Grundsätzlich seien Schnell- und Selbsttests eine „gute Übergangslösung“, sagte Jung der „Rheinischen Post“ (Freitag). Sie könnten bei einzelnen Öffnungsschritten helfen. Man dürfe sich damit aber nicht in falscher Sicherheit wiegen, weil die Ergebnisse nur für den Augenblick gelten, mahnte Jung.

Baden-Württemberg will vorsichtig öffnen

Baden-Württemberg schlug derweil in einem Impulspapier für die Bund-Länder- Runde vor, mithilfe von Schnelltests unter anderem Teile des Einzelhandels und der Gastronomie sowie Museen zu öffnen. Veranstalter und Betreiber der Einrichtungen „müssen dafür Sorge tragen, dass nur Besucherinnen und Besucher Zutritt erhalten, die einen negativen Test vorweisen können“, heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Papier aus dem Staatsministerium von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). „In bestimmten Bereichen und zu bestimmten Anlässen können wir uns so ein Stück Freiheit zurückholen, ohne dass dies auf Kosten der Sicherheit geht.“



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1 Kommentar

"Lotteriespiel"

von Thomas Eper am 26.02.2021 um 14:12 Uhr

"Ein negatives Ergebnis sei eine Momentaufnahme und schließe eine Infektion nicht aus."

Na dann ist es ja wirklich eine tolle Sache!
Und wenn nur 60% der symptomlosen Corona-Infizierten erfasst werden, dann wird es ein voller Erfolg!
Gratulation an die Profiberater!

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