Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.02.2021, 08:00 Uhr

Erstaunlich, was jetzt alles möglich wird: Ein Test-Fest kommt auf uns zu. (Foto: Alex Schelbert)

Erstaunlich, was jetzt alles möglich wird: Ein Test-Fest kommt auf uns zu. (Foto: Alex Schelbert)


Das wird ein Test-Fest: Jens Spahn kündigt kostenlose Corona-Schnelltests für alle an. Also: Schnelltests aller Art bald in aller Munde bzw. in allen Nasen. Wenn es schon mit dem Impfstoff hapert, dann sollen wenigstens die Schnelltests helfen, die Inzidenzen zu drücken. Fein, bloß wer macht die professionellen Tests? Klar, auch die Apotheken, wenn sie wollen – und können. Und einige können’s, so richtig gut. Und dann gibt’s ja bald noch die Laien- und Heimtests – auch bei Aldi, Aral und in Apotheken. Na, sag ich doch, es wird ein Test-Fest. 

15. Februar 2021

Es ist wie so oft im Leben: Wenn es irgendwo neue Geldtöpfe gibt, greift jeder gerne zu. Da machen unsere lieben Rezeptabrechnungszentren keine Ausnahme: Für die Abrechnung der Masken-Bezugsscheine, die mit dem Bundesamt für Soziale Sicherung abgerechnet werden, verlangen die Abrechnungszentren von den Apotheken extra Gebühren. Klar, es sind keine Rezepte, die da bearbeitet werden, sondern die Sammelbelege der Apotheken über die Anzahl der abgegebenen Masken-Sets. Und klar, das macht zusätzliche Arbeit, kostet Personal und auch eine Anpassung der Abrechnungssoftware. Die Frage ist nur, wie hoch sollten faire Gebühren für diese Abrechnung sein? Darüber sind sich die Abrechner nicht im Klaren. Und so kalkuliert jeder seinen eigenen Betrag, der eine langt einfach mal kräftiger zu, der andere gibt sich zurückhaltender. Nur ein paar Beispiele: Das Abrechnungszentrum NARZ/AVN verlangt 0,035 Euro je Maske (fürs Sechser-Set also 21 Cent), wobei die Gebühr auf 500 Sets je Apotheken im Monat gedeckelt ist (also maximal 105 Euro). Das ARZ Haan kassiert nur 89 Euro pro Sammelbeleg, andere Dienstleister rechnen prozentual ab mit Gebühren zwischen 0,95 und sogar 1,25 Prozent. Jeder hat so sein eigenes Ding. Was vielen Apothekerinnen und Apothekern besonders sauer aufstößt: Die Rechenzentren ließen sie lange im Unklaren darüber, wie hoch diese Gebühren ausfallen und was da auf sie zukommt. Mein liebes Tagebuch, verständlich, dass das für Unmut bei den Apothekers sorgt. Es ist einfach kein gutes Benehmen, wenn man seine Geschäftspartner nicht rechtzeitig darüber informiert, welche Kosten da entstehen und warum. Immerhin, das ARZ Darmstadt, dessen Gebühr mit 1,25 Prozent verhältnismäßig hoch ausfiel, besserte nach und deckelte seine Gebühr auf 175 Euro – was allerdings immer noch relativ hoch ist, ähnlich wie Noventi mit einer Deckelung von 185 Euro pro Beleg. Wäre einfach nett gewesen, wenn man die Gebühren früher und offener kommuniziert hätte.

16. Februar 2021

Spahn macht’s wahr: Alle Bürgerinnen und Bürger sollen kostenlos von geschultem Personal mit Antigen-Schnelltests getestet werden können. Wow, mein liebes Tagebuch, klingt doch super gut, oder nicht? Und damit nicht genug, bald soll’s dann noch die Laien-Schnelltests geben – die derzeit allerdings noch in den Prüfverfahren stecken: entweder im europäischen Zertifizierungsverfahren oder, wenn’s ein bisserl schneller gehen darf, in der Sonderzulassung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Immerhin, bei letzteren rechnet man damit, dass die ersten Sonderzulassungen der Laien-Schnelltests Anfang März erteilt werden. Und dann, ja dann geht’s los, oder? Für entsprechende Kontingente steht das Bundesgesundheitsministerium schon in Verhandlungen mit verschiedenen Herstellern. Mein liebes Tagebuch, wenn ähnlich „gut“ verhandelt wird wie beim Impfstoff, wissen wir, wie das ausgeht.

Nun ja, ab Anfang März können die Bürgerinnen und Bürger erstmal in die Testzentren gehen, wo sie professionell kostenlos getestet werden. Schön und gut, aber wer stellt diese Testzentren auf die Beine? Wer investiert hier in Räume, Zelte, Testsoftware und Desinfektionsmittel, um dann für 9 + 9 Euro (also 9 für den Test und 9 fürs Machen) abrechnen zu können? Mein liebes Tagebuch, ja, das machen auch die Apotheken in unserem Land. Der Haken dabei: Während Ärzte für solche Tests wesentlich besser honoriert werden, sollen sich die Apothekers mit nur neun Euro Honorar begnügen. Kein Wunder, wenn die Begeisterung unter den Apotheken, hier mitzumachen, eher verhalten ist. Was vollkommen verständlich ist. Ein Honorar von 9 Euro für den logistischen Aufwand, den körperlichen Einsatz mit potenzieller Infektionsgefahr ist alles andere als angemessen. Viele Apotheken werden da nicht mitmachen (aber auch nicht mitmachen müssen, wie Spahn anmerkt).

Und dennoch, mein liebes Tagebuch, ich habe großen Respekt für Apotheken, die die Mühe auf sich nehmen, ein Testzentrum auf die Beine stellen, Mitarbeiter schulen und dafür freistellen. Sie helfen mit und leisten einen wichtigen Beitrag dazu, aus der Pandemie-Krise zu kommen. Jede infizierte Person, die über diese Tests identifiziert wird, kommt in Quarantäne – die Verbreitung des Virus wird gehemmt. Übrigens, mein liebes Tagebuch, es kommt gut an in der Bevölkerung, in den Medien, wenn sich Apotheken hier engagieren. Apotheken können mit diesem Einsatz im Ansehen punkten. Und manchmal ergeben sich sogar tolle Aktionen und Kooperationen daraus (siehe mein Tagebuch-Eintrag vom 19. Februar über Apotheker Dr. Schittenhelm, der sogar eine Teststrategie für einen ganzen Landkreis mit aufgebaut hat).

 

Übrigens, mein liebes Tagebuch, unser DAZ- Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn hat die vielen Überlegungen, die eine Apothekerin, einen Apotheker zum Thema der kostenlosen Corona-Schnelltests umtreiben können, in seinem lesenswerten Kommentar „Rechnung mit vielen Unbekannten“ zusammengefasst.

17. Februar 2021

Spahn fährt so richtig ab auf die Laien- oder auch Wohnzimmer-Schnelltests, die es zwar noch nicht gibt, aber bald kommen sollen. Tja, da unserem Bundesgesundheitsminister erst in den letzten Wochen eingefallen ist, dass es vielleicht nicht schlecht ist, wenn sich Laien auch gerne mal selbst testen, freundete sich sein Haus endlich mit diesem Gedanken an. Doch leider gibt es hierzulande, anders als z. B. in Österreich, noch keine zugelassenen Schnelltests für Laien. Spahn begründet das mit einer sorgfältigen Prüfung der Herstelleranträge. Ja klar, ist schon richtig, es sollen keine Schrott-Tests auf dem Markt landen, die falsch negative Ergebnisse anzeigen oder nur unzureichend sensitiv und wenig spezifisch sind. Es bleibt halt einfach die Frage offen, warum Österreich bereits Tests hat, aber wir noch nicht.

Also, Deutschland wartet nun auf die Laien-Selbsttests. Sobald sie in ausreichender Zahl verfügbar sind, dürfen sie dann überall verkauft werden, u. a. auch bei Aldi, Aral und in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, wir werden sehen, wie sich dieser Markt entwickelt und was die Tests kosten. Spahn murmelte beim Thema Kosten übrigens etwas von einer „geringen Eigenbeteiligung von 1 Euro“ für diese Laientests. Oh Schreck, bedeutet das, dass da Ähnliches wie mit den Masken für zwei Euro auf Bezugsschein auf die Apotheken zukommt?

 

Das Medienhaus Burda hatte gegen die Zusammenarbeit von Bundesgesundheitsministerium und Google geklagt und mit einer einstweiligen Verfügung erwirkt, dass Google bei einer Suche nach Krankheitsbildern die Informationen des BMG-Portals gesund.bund.de nicht mehr an prominenter Stelle bei den Suchergebnissen platziert. Durch so eine Zusammenarbeit sei letztlich die Medien- und Meinungsvielfalt in Gefahr. Der Wort & Bild-Verlag geht allerdings weiter gegen die Zusammenarbeit des BMG mit Google vor: Nach seinem Antrag auf einstweilige Verfügung beim Landgericht Berlin hat er jetzt auch bei der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein die Untersagung dieser sogenannten Knowledge Panels beantragt. Das Baierbrunner Unternehmen geht damit gegen die hervorgehobene Präsentation und pauschale Priorisierung von Inhalten des Internetportals gesund.bund.de vor. Mittlerweile werden die kritisierten BMG-Infoboxen von Google nicht mehr hervorgehoben angezeigt, da zeigt das erste Urteil des Münchner Landgerichts schon seine Wirkung. Aber, so der Wort & Bild-Verlag, es sei auch wichtig, dass die Landesmedienanstalt das Vorgehen wegen Verstoßes gegen den Medienstaatsvertrag beanstande und untersage. Denn hier gehe es um die Presse- und Meinungsfreiheit: Die priorisierte Anzeige von Knowledge Panels, die exklusiv aus staatlichen Informationen des BMG gespeist wurden, stelle eine ganz offene Diskriminierung der privatwirtschaftlich organisierten Presse dar, so die Kritik des Verlags. 

18. Februar 2021

Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, ist überzeugt, dass Spahn mit seinem Angebot der „kostenlosen Corona-Antigentests für alle“ eine übergeordnete Strategie verfolgt. Da die Impfkampagne mehr als holprig ist und aggressivere Virusmutationen das Infektionsgeschehen bestimmen, fokussiere sich die Politik jetzt auf die bewährte Methode: testen, testen, testen. Hinter Spahns Angebot für kostenlose Tests in Testzentren könnte auch die Absicht stecken, so Preis, die Zeit zu überbrücken, bis die Laien-Schnelltests zur Verfügung stehen. Mein liebes Tagebuch, das kann man durchaus so interpretieren. Preis geht davon aus, dass die professionell durchgeführten PoC-Antigen-Schnelltests an Bedeutung verlieren, wenn die Laientests auf dem Markt sind. Mit einem Run auf die Apotheken rechnet Preis nicht, denn zum einen sind bei den kostenlosen Testangeboten nicht nur einige Apotheken beteiligt (die dies auch wollen und können), sondern auch ärztliche Einrichtungen und andere Testzentren. 
Und wenn es dann die Laientests gibt: Da biete sich, so Preis, als Abgabestelle die öffentliche Apotheke an. Nun ja, mein liebes Tagebuch, wird leider nicht so kommen, Apothekenexklusivität gibt’s für diese Laientests nicht. Spahn will, dass sie freiverkäuflich sind.

 

Die Vizepräsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, geht dagegen schon eher davon aus, dass die Nachfrage nach den PoC-Antigen-Schnelltests, wie sie bereits einige Apotheken anbieten, noch einmal deutlich steigen wird, wenn diese professionellen Tests kostenlos angeboten werden. Apotheken, die bereits ein Testzentrum betreiben, werden mit Sicherheit mit einer größeren Nachfrage rechnen müssen, meint sie. Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg würde es jedenfalls begrüßen, wenn noch weitere Apotheken Testkapazitäten anböten, und bietet seinen Mitgliedern hier organisatorische Hilfen an. Mein liebes Tagebuch, natürlich wäre es sehr schön, wenn sich weitere Apotheken durchringen könnten, ein Testzentrum einzurichten. Es gibt Hilfsangebote von Kolleginnen und Kollegen, wie man dabei vorgeht. Man muss halt wissen, dass das nicht dazu dient, sein Einkommen zu mehren. Und im Hintergrund lauert die Frage: Was ist nach dem 1. März, wenn es die Laien-Schnelltests gibt? Wie viele Menschen werden sich dann noch in ein Testzentrum begeben?

 

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) geht in seinem Gesundheitsmonitor in regelmäßigen Abständen der Frage nach, wie zufrieden die Deutschen mit ihrer Gesundheitsversorgung sind. Das aktuelle Ergebnis lässt sich sehen: 75 Prozent der Deutschen sind mit ihrer gesundheitlichen Versorgung noch zufriedener als im vergangenen Jahr – im Vorjahr waren dies nur 71 Prozent. Und natürlich, mein liebes Tagebuch, freut uns ein Ergebnis dieser Umfrage ganz besonders: Bei der Frage, wie hoch das Vertrauen in die Akteure des Gesundheitswesens ist, stehen die Apotheken vor Ort weiterhin an erster Stelle: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben „ausgesprochen“ oder „eher“ hohes Vertrauen in die Apotheken. Dieser Wert hat sich übrigens in der Pandemie nicht signifikant verändert, was aber auch bedeutet, dass er nicht gesunken ist. Nur zum Vergleich: Arznei-Versandhändler genießen nur bei 37 Prozent ein hohes Vertrauen. BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz kommentiert die Umfrageergebnisse so: Trotz aller anfänglicher Unsicherheiten aufgrund Lockdowns, unterbrochener Lieferketten und strenger Hygienemaßnahmen haben „Arzneimittel-Hersteller und Apotheken alles daran gesetzt, die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln zu sichern. Das spiegelt sich auch in den Vertrauenswerten wider.“ Mein liebes Tagebuch, das sollte ruhig mal die Politik verinnerlichen.

 

Der Rezeptabrechner ARZ Haan langt nun gleich zweimal zu: Er stellt seinen Apotheken nicht nur einen Zuschlag von 89 Euro für die Abrechnung der Masken-Bezugsscheine in Rechnung, sondern seit Kurzem auch eine Hygienepauschale von 9,81 Euro pro Monat. Mit dieser Pauschale werden u. a. die Rezeptboxen desinfiziert, Luftfilteranlagen eingerichtet und räumliche Trennungen der Arbeitsplätze geschaffen. Mein liebes Tagebuch, alles richtig, alles gut. Der Großteil der Apotheken hat Verständnis für die Maßnahmen und zahlt die Hygienepauschale gerne. So ganz leise im Hinterkopf blitzt allerdings bei einigen Apothekers auch die Frage auf: Und wem können wir eigentlich eine Hygienepauschale in Rechnung stellen – für unsere Desinfektionsmaßnahmen, für die Spuckwände und die Masken fürs Apothekenteam?

19. Februar 2021

Kostenlose Schnelltests für alle – das ist also Spahns Überraschungs-Coup im Rahmen der Nationalen Teststrategie. Apotheken, die es sich zutrauen, sind herzlich eingeladen, ein Testzentrum aufzubauen und mitzutesten. Fein, mein liebes Tagebuch, das klingt doch erstmal phantastisch gut, das hat was von Herausforderung, von Challenge und Abenteuer. Doch wie viele Apothekers wollen das? Oder besser, wie viele können das? Nun, Spahn weiß, dass das nicht alle können und auch nicht wollen. Und er sagt auch: „Es müssen nicht alle Apotheken mitmachen.“ Nun gut, und wenn eine Apotheke doch einsteigen will: Die ABDA stellt bereits entsprechende Arbeitshilfen zur Verfügung, macht aber darauf aufmerksam, dass die Durchführung solcher Tests mit einem hohen personellen, sächlichen und organisatorischen Aufwand verbunden ist, der nicht von jeder Apotheke geleistet werden könne.

Und wer wissen will, wie hoch der Aufwand tatsächlich ist, sollte sich vertrauensvoll an einen Apotheker wenden, der bereits ein Testzentrum betreibt. Dort bekommt man Tipps und Hinweise aus erster Hand. Dann bleibt noch die Frage: Lohnt sich das überhaupt? Wie so oft heißt hier die Antwort ganz klar: Jein. Die staatliche Vergütung für die Schnelltests (9 Euro Materialkosten plus 9 Euro Honorar je Test) ist mehr als knapp bemessen. Da sollte man schon täglich ein paar Tests mehr durchführen und eine gute Test-Software im Hintergrund laufen haben, damit man nicht in die roten Zahlen rutscht. Wofür es allerdings Pluspunkte gibt, wenn man testet, das ist der Imagegewinn für die Apotheke.

In einer Stellungnahme zum Vorstoß des Bundesgesundheitsministers macht die ABDA deutlich, dass sie „die bislang vorgesehene Vergütung für die Testdurchführung einschließlich Ausstellung eines Testzeugnisses von 9 Euro für nicht ärztliche Leistungserbringer als deutlich zu niedrig erachtet“. Diese Vergütung bildet den in den Apotheken entstehenden Aufwand nicht in ausreichender Weise ab. Welches Honorar die ABDA stattdessen erwartet, sagt sie allerdings  nicht. Mein liebes Tagebuch, ob Spahn die ABDA erhört? In einer Diskussionsrunde konnte ich selbst Jens Spahn fragen, ob er bei den neun Euro noch etwas zulegen kann. Seine Antwort sinngemäß: Er wolle die Bitte mal mitnehmen, aber er wisse auch, dass Apotheken und Testzentren sehr wohl mit diesem Honorar zurechtkämen. Mein liebes Tagebuch, lassen wir uns überraschen, vielleicht legt er mit der Verordnungsanpassung noch zwei, drei Euro drauf.

Und zum Thema Laientests: Da pocht die ABDA auf eine Apothekenpflicht für solche Produkte. Tja, mein liebes Tagebuch, wäre schön gewesen, wird aber nicht kommen. Da ist Spahn voll auf einem anderen Kurs: Laientests sind für Laien und dementsprechend sollen sie freiverkäuflich sein, und ja, selbstverständlich auch in Apotheken, aber auch bei Aldi. Also, mein liebes Tagebuch, die Apothekenpflicht für Laientests können wir uns abschminken.

 

Er ist derzeit einer der gefragtesten Apotheker in den Medien: Dr. Björn Schittenhelm, Inhaber der Alamannen-Apotheken in Holzgerlingen im Landkreis Böblingen. Spiegel, Stern, Welt und Markus Lanz berichten über seinen Einsatz und sein Engagement in Sachen Schnelltests. Sogar in der Tagesschau kam an erster Stelle ein Bericht, der das Schönbuch-Testzentrum von Schittenhelm zeigte. Mein liebes Tagebuch, was hat Schittenhelm gemacht? Schon sehr bald, im Dezember hat er ein Testzentrum aufgebaut im Auftrag des Gesundheitsamts. Der Landrat des Landkreises Böblingen war von dieser Aktion so begeistert, dass er Schittenhelm bat, in seinem Landkreis doch flächendeckend weitere Schnelltestzentren aufzubauen. Schittenhelm sprach vier weitere Kolleginnen und Kollegen an, die dann ebenfalls ein Testzentrum mit Hilfe seiner Erfahrung aufbauten. Dem Landrat gefiel das so gut, dass er, noch vor dem kostenlosen Testangebot von Jens Spahn, für alle Einwohner seines Landkreises kostenlose Tests anbietet. Mein liebes Tagebuch, wirklich ein tolles Projekt, das Schittenhelm hier initiierte und auf die Beine stellte. In meinem Podcast habe ich mit ihm darüber gesprochen, wie er dabei vorgegangen ist. Und natürlich spreche ich mit ihm auch über die Kosten. Übrigens, sein Wissen teilt er gerne mit Kolleginnen und Kollegen, die darüber nachdenken, PoC-Antigen-Schnelltests anzubieten. 

 

Die Frühjahrsveranstaltung des Apothekerverbands Nordrhein, der Zukunftskongress öffentliche Apotheken, fand auch in diesem Jahr statt, mittlerweile zum 13. Mal, in diesem Jahr allerdings virtuell. Mit dabei waren u. a. die Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, bekannt auch durch ihren Youtube-Kanal „maiLab“. Unter der Überschrift „Fakt statt Fake – Gesundheitskommunikation neu denken“ schaute sie sich mit erfrischenden Gedanken vor allem die Wissenschaftskommunikation in Zeiten von Corona an. Prof. Dr. Theo Dingermann zog in seinem Vortrag eine (Zwischen-)Bilanz über die Corona-Pandemie aus pharmazeutischer Sicht.

Und die politische Diskussion mit Dr. Georg Kippels (CDU), Jörg Schneider (AfD), Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP) und Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, drehte sich in erster Linie um die Rolle der Apotheken in  der Pandemie. Mal zwei Statements aus dieser Diskussion:  Thomas Preis ist überzeugt, dass Apotheker grundsätzlich bereitstehen, auch gegen Corona zu impfen, sollten Impfzentren, Ärzte und Betriebsärzte es nicht schaffen, die bald ausreichend zur Verfügung stehenden Impfdosen zu verimpfen. Außerdem unterstützen die Apotheken prinzipiell die neue Teststrategie der Bundesregierung, mehr Schnelltests durchzuführen, ist Preis überzeugt. Dass allerdings die kommenden Laien-Schnelltests nicht apothekenpflichtig sind – dafür hatte Preis erwartungsgemäß kein Verständnis. Der Verkauf im Supermarkt sei der falsche Weg. Und Andrew Ullmann meinte: Die Apotheker sind keine akademischen Verkäufer. Die Apotheker stellen ihr Licht unter den Scheffel. Da kommt zu wenig von der ABDA über. Er erwartet von der Berufsorganisation eine klare Aufstellung der apothekerlichen Leistungen und was sie dafür verlangen. Mein liebes Tagebuch, Gratulation an den AV Nordrhein, der ein attraktives Programm angeboten hat. Der virtuelle Kongress hat funktioniert. (Vielleicht hat ja die ABDA im Berliner Apothekerhaus zugesehen und festgestellt, dass ein berufspolitischer Kongress virtuell durchaus möglich ist – z. B. eine Anregung fürs kommende Wirtschaftsforum!).



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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12 Kommentare

Positiv sehen

von Harald Schmidt am 21.02.2021 um 21:27 Uhr

Vielleicht kann man die Entwicklungen in letzter Zeit auch äußerst positiv sehen für die Apotheken. Nachdem es jahrelang nur darum ging, Packungen über den Tresen zu schieben, Rezepte zu beliefern und sich über DocMorris zu ärgern, sind Apotheken plötzlich in das Zentrum des Interesses als lokaler, niederschwelliger Gesundheits-Anbieter hervorgetreten und breit akzeptiert. Einen genialeren Marketingschlag gegen DocMorris hätten sich die Apotheken nicht wünschen können. Also bitte mal aufhören zu jammern, immerhin sind Apotheken geöffnet und werden wie nie zuvor als wertvoll und kompetent anerkannt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten

AW: Positiv sehen

von Anita Peter am 22.02.2021 um 6:22 Uhr

Schieben Sie nur Packungen über den Tresen? Dann läuft was falsch bei Ihnen.

AW: Positiv sehen

von Conny am 22.02.2021 um 7:39 Uhr

Der zweite Satz von Ihnen ist vollkommender Unsinn und hat in meiner Apotheke noch nie so stattgefunden.

AW: Positiv sehen

von Egon Günther am 22.02.2021 um 8:28 Uhr

Ach Herr Professor Schmidt, lange nichts von Ihnen gehört! Was macht das Aktienpaket im Keller?!
Sehen wir uns das Ganze doch mal an: Pandemie 2020, Vor-Ort-Apotheke kümmern sich, gleichen Versorgungsengpässe aus, beschaffen Masken, rühren Desinfektionsmittel an, beschaffen Pfegehilfsmittel, etc. all das neben dem üblichen Betrieb. Versorgen, rotieren, machen, tun. Oft an der Belastungsgrenze und mitten im Pandemiegeschehen. Einige schaffen es sogar noch, parallel Impfzentren mit aufzubauen und zu betreueen oder wie im Artikel beschrieben Test(zentren) zu betreiben. Alles, aller Ehren wert! Der kurzfristige Dank ist Ihnen garantiert. Kurzfristig. Dank. Klatschen. Wirtschaftlich lohnt sich davon so gut wie nichts, Verluste im RX-Bereich, gewaltig im OTC-Bereich. Aber was solls - andere dürfen gar nicht arbeiten.

Was passiert derzeit hinter der Käsegrenze: die Aktien der beiden Großen schießen ins Unendliche - Aktien-Gewinne jenseits des Vorstellungsvermögens, der OTC-Verkauf steigt. Also, alles richtig gemacht. Pandemie ist gut fürs Geschäft, pfeift Oberhänsli.
Aber was "jammere" ich...

Danke fürs Schulterklopfen, Herr Professor. Grüße gen Maastricht und bleiben Sie gesund!

AW: Positiv sehen

von Karl Friedrich Müller am 22.02.2021 um 9:43 Uhr

@ Herr Günther:
bravo!

Geburtsstunde des "freien Apothekers" ...

von Christian Timme am 21.02.2021 um 12:24 Uhr

Was muss denn noch alles passieren ...?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wann nur, die Wiedergeburt des "freien Apothekers" ...

von Bernd Jas am 21.02.2021 um 13:06 Uhr

Die toten Fische werden im Strom mit fortgespült, die noch lebenden spielen im Takte Smetanas Moldau für die Nächsten.
Das Spiel ist schon lange bekannt.

"Bananenrebublik"

von Dietmar Bittenbinder am 21.02.2021 um 10:14 Uhr

"... zur Bananenrenrebublik mutiert ", auf allen Ebenen und in allen Bereichen reformbedürftig. Auch wir Apotheker sind ein Teil des Volkes, der gehört und mit dem nötigen Respekt vor unserer Arbeit und unserem Engagement fair behandelt werden muss. Alles andere ist nicht länger akzeptabel!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Dienstleistungen und Digitalisierung

von Karl Friedrich Müller am 21.02.2021 um 10:09 Uhr

Preise.
Egal, was für Aufgaben und Apotheken übertragen oder angeboten werden, ist es nicht nur zu einem möglichst geringen Honorar, sondern auch maximal kompliziert, also die Abrechnung. Man ist unfähig, für eine Dienstleistung einen Preis und einen Ablauf festzulegen. Nein, es müssen Unterschiede her, die freilich auch gesondert abgerechnet werden müssen mit x PZNR.
Die Digitalisierung macht es möglich. Ob Masken, Schnelltests, bei denen es mir mal wieder aufgefallen ist. Verschiedene Preise. Grenzgänger, Kita, Lehrer, was auch immer. Verschiedenes Abrechnen, am Besten auch noch verschiedene Bezahler.
Grundsätzlich soll die Digitalisierung alles einfacher machen? Nein! Es wird monströs kompliziert. Warum? Weil es geht! Dabei, so bin ich überzeugt, ließe sich die Akzeptanz der Digitalisierung erheblich steigern, wenn alles einheitlich und einfach wäre. 1000 Platformen, Anbieter, Netzwerke, damit verbunden ebenso viele Passwörter, Vorschriften.... wozu? Das ist kein Wettbewerb, das ist Schwachsinn.
Ist z.B ein Test nicht ein Test, egal an wem? Wieso verschiedene Preise, auch nach Anbieter? Die Intransparenz ist gigantisch und erheblicher Aufwand für jeden. Wahrscheinlich auch beabsichtigt. Keiner kann mehr etwas nachprüfen, wo Geld, Daten usw hinfließen.
Das zieht sich durch das ganze Apothekenleben.
Mit dem Computer kam das Chaos und nicht die Übersicht
In der Apotheke jedenfalls handhabe ich das so, dass Vorgänge möglichst einheitlich geplant werden. Das führt zu Sicherheit, wenig Fehlern und zur Zufriedenheit der Mitarbeiter.
Am Ende noch ein Wort zu Testzelten: so einfach ist das wohl nicht, weil die Teste einen bestimmten Temperaturbereich brauchen, Raumtemperatur. Da kann man zumindest im Moment, nicht einfach ein Zelt vor die Tür stellen.
Ich hab es schon mal geschrieben: wenn die Öffentlichkeit eine umfassende Testerei will, sollten sich die Behörden kreativ einbringen mit dem Stellen von Räumen, weil das finanziell nicht auch noch zu stemmen ist bei dem Risiko, dass es in 2,3 Wochen wieder vorbei ist und die Entlohnug ja nur „kostendeckend“ , wie immer. Dann könnten sich mehrere Apotheken zusammenschließen und abwechselnd Personal für Tests bereitstellen.
Es ist wieder zu viel Aktionismus, zu wenig denken. .

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ein Ja zu den COVID-19 Test

von Hundertmark Iris am 21.02.2021 um 8:41 Uhr

Mein Team und ich werden die Herausforderung der Durchführung kostenloser COVID 19 Tests ab 1. März annehmen. Wir sind bereits geübt, erfahren und routiniert, da wir sie bereits seit Wochen erfolgreich in der Apotheke anbieten. Die Anerkennung unter unseren Kunden hierfür ist groß.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 21.02.2021 um 8:16 Uhr

Nachdem die deutsche Politik die Maskenherstellung zurück nach Deutschland holen wollte, und viele Firmen die Produktion umgestellt, bzw. ausgebaut haben lese ich heute das:

https://www.welt.de/wirtschaft/article226763877/Trotz-Bundes-Foerderung-Behoerden-kaufen-Corona-Masken-in-Asien.html

Und jetzt gibts ein wenig Honig ums Maul, damit wir schön die Tests durchführen, und danach wieder den Tritt in den A*****. Manche Leute verstehen es bis heute nicht, das wir mit vorauseilendem Gehorsam nicht weiter kommen.

Nachdem Horst Drehhofer die Wissenschaft schon angewiesen hat, die entsprechenden Ergebnisse zu liefern, hat jetzt ein Ösi Doktorand das passende Strategie Papier dazu verfasst:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article226755565/BMI-Sprachpruefer-verfasste-zentrale-Teile-eines-Corona-Strategiepapiers.html

Und das Impfchaos geht derweilen munter weiter. Zu was für einen Banenenrebublik sind wir doch mittlerweile verkommen.....

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AW: Banenenrebublik

von Sabine Schneider am 21.02.2021 um 8:56 Uhr

Auch ein schöner neuer Begriff

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.