Trotz Fragezeichen

WHO empfiehlt Impfstoff von AstraZeneca

Genf - 12.02.2021, 09:15 Uhr

Erst am Mittwoch hatte die britische Gesundheitsbehörde mitgeteilt, dass eine Abwandlung der dort vorherrschenden Virus-Variante inzwischen auch Merkmale trägt, die von der südafrikanischen Mutante bekannt sind. London dürfte daher froh sein über die WHO-Empfehlung. (Foto: IMAGO / Independent Photo Agency Int.)

Erst am Mittwoch hatte die britische Gesundheitsbehörde mitgeteilt, dass eine Abwandlung der dort vorherrschenden Virus-Variante inzwischen auch Merkmale trägt, die von der südafrikanischen Mutante bekannt sind. London dürfte daher froh sein über die WHO-Empfehlung. (Foto: IMAGO / Independent Photo Agency Int.)


Trotz Berichten über Schwächen des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation den weiteren Einsatz. Erste Studien aus Südafrika zeigten zwar deutlich weniger Wirksamkeit, um relativ milde Krankheitssymptome zu verhindern, es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der Impfstoff nicht gegen schwere Verläufe von COVID-19 schütze. Im Herbst will AstraZeneca eine neue Impfstoff-Version ausrollen.

Erste Studien aus Südafrika zum Corona-Impfstoff von AstraZeneca zeigten zwar deutlich weniger Wirksamkeit, um relativ milde Krankheitssymptome zu verhindern, sagte Alejandro Cravioto, der Vorsitzende eines Expertenrats, der die WHO in Impffragen berät, laut dpa. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der Impfstoff nicht gegen schwere Verläufe von COVID-19 schütze. Der Rat empfahl deshalb, den Impfstoff weiter einzusetzen. Die WHO schloss sich der Empfehlung an.

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„Die Studienergebnisse aus Südafrika sind wichtig, aber nicht eindeutig“, sagte die WHO-Impfexpertin Kate O'Brien. Unstrittig sei, dass der AstraZeneca-Impfstoff gegen andere Virusvarianten sehr effektiv sei. Deshalb würden viele Länder von dem Einsatz profitieren, denn die südafrikanische Variante des Virus, B.1.351, sei längst nicht in allen Ländern verbreitet. Selbst dort, wo die südafrikanische Variante vorkomme, gebe es keinen Grund, den Impfstoff nicht einzusetzen, sagte Cravioto. Es sei bei allen Impfstoffen üblich, dass die Wirksamkeit bei relativ milden Krankheitsverläufen weniger deutlich sei als bei schweren Verläufen, sagte O'Brien. „Es ist plausibel zu erwarten, dass dieser Impfstoff gegen schwere Krankheitsverläufe wirksam ist.“ Zudem sei die für eine Immunantwort wichtige Reaktion der T-Zellen stark. 

SAGE empfiehlt Einsatz von AstraZeneca-Vazine ohne Altersbegrenzung

Der Unabhängige Expertenrat zu Impfungen der WHO (SAGE) besteht aus 26 Wissenschaftler:innen. Er prüft Studien und Angaben zu allen Impfstoffen und gibt dann eine Empfehlung ab, ob und wie diese eingesetzt werden sollen. Für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gibt es bereits eine Empfehlung. 

Im Fall von AstraZeneca empfahl der Rat den Einsatz des Impfstoffs ohne Altersbegrenzung. Es gebe zwar wenig Daten über die Wirksamkeit bei Menschen über 65 Jahren, aber auch keinen Hinweis darauf, dass er bei älteren Menschen weniger wirksam sei. Cravioto sagte: „Wir gehen davon aus, dass die Reaktion der älteren Menschen auf den Impfstoff nicht anders ist.“ Die beiden Spritzen sollten im Abstand von acht bis zwölf Wochen verabreicht werden.

O'Brien betonte, dass alle Geimpften – unabhängig davon, welcher Impfstoff ihnen verabreicht wurde – weiterhin alle Corona-Regeln umsetzen müssten, also auch Abstand halten und Maske tragen. Dies sei wichtig, weil man nach einer Impfung zwar selbst ein geringeres Risiko schwerer Krankheitsverläufe habe, andere aber wahrscheinlich weiter anstecken könne.

AstraZeneca will neue Impfstoff-Version im Herbst ausrollen

Erst am Mittwoch hatte die britische Gesundheitsbehörde mitgeteilt, dass eine Abwandlung der dort vorherrschenden Virus-Variante inzwischen auch Merkmale trägt, die von der südafrikanischen Mutante bekannt sind. London dürfte daher froh sein, dass die WHO das Vertrauen in den Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns gestärkt hat.

Der britische Pharmakonzern AstraZeneca will nun außerdem bereits im kommenden Herbst die nächste Generation seines Corona-Impfstoffes ausrollen, der noch besser vor kursierenden Virus-Varianten schützen soll. Im Frühjahr sollten klinische Tests mit diesen Impfungen beginnen, kündigte das Unternehmen am Donnerstag an. In sechs bis neun Monaten könne dann voraussichtlich die Massenproduktion starten.

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Gut laufende Geschäfte mit neuen Medikamenten und Krebstherapien haben dem britischen Pharmakonzern AstraZeneca im vergangenen Jahr mehr Umsatz und Gewinn eingebracht. Zugleich sanken die Kosten für Forschung und Entwicklung sowie für die Verwaltung. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent auf rund 26,6 Milliarden Dollar (21,9 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in Cambridge mitteilte. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von rund 3,2 Milliarden Dollar, ein Jahr zuvor waren es noch 1,3 Milliarden Dollar. Die Anleger sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 2,80 Dollar je Aktie erhalten. „Wir haben im vergangenen Jahr einen deutlichen Schritt vorwärtsgemacht“, sagte Konzernchef Pascal Soriot laut Mitteilung. Die vereinbarte milliardenschwere Übernahme des US-Wettbewerbers Alexion werde AstraZenecas Entwicklung weiter beschleunigen.

Mehr Umsatz und Gewinn – auch mit dem Corona-Impfstoff?

Für das neue Jahr stellte Soriot ein etwas höheres Umsatzwachstum als 2020 in Aussicht. Allerdings seien der Alexion-Kauf sowie Erlöse mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford dabei noch nicht berücksichtigt. Die Erlöse mit dem Impfstoff will der Konzern ab dem kommenden Quartal separat ausweisen.



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