Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.01.2021, 07:30 Uhr

Diese Woche: Apothekers auf dem Weg zum Masken- und Digitalexperten. (Foto: Alex Schelbert) 

Diese Woche: Apothekers auf dem Weg zum Masken- und Digitalexperten. (Foto: Alex Schelbert) 


19. Januar 2021

Lieferengpässe bei Corona-Impfstoffen! Die Durchimpfung der Bevölkerung ist ins Stocken geraten! Beim Nachschub der Impfstoffe klemmt’s. Was ist da los? Wir freuten uns darüber, dass Big Pharma und Behörden in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit Impfstoffe entwickelt und zugelassen haben – und nun klappt es nicht mit Produktion und Nachschub. Oder liegt’s an unserem Chefeinkäufer? Oder an Europa? Vizekanzler Olaf Scholz und die SPD-geführten Bundesländer wollen es nun genauer wissen und haben dem Bundesgesundheitsministerium einen Fragenkatalog geschickt. Tja, mein liebes Tagebuch, aus den Antworten auf insgesamt 30 Seiten geht hervor: Es ist ein Mix aus vielem. Da gab’s wie immer Missverständnisse, da fällt einem Unternehmen ein, umbauen zu müssen und man konnte im Voraus nicht wissen, welche Impfstoffe zuerst zugelassen werden. Und dann gab es da noch die EU-Problematik. In der Tat, einfach war und ist das alles nicht. Und hellsehen konnte auch keiner. Und immerhin: Deutschland soll da noch ein Ass im Ärmel haben: Man habe eine vorvertragliche Absichtserklärung geschlossen, in der Biontech sich zur Lieferung von 30 Millionen Impfdosen an die Bundesrepublik zusätzlich zur geplanten EU-Lieferung verpflichtet habe. Also, mein liebes Tagebuch, ja, es gibt die unschönen Startschwierigkeiten, aber es soll besser werden. Hoffentlich!

 

Neue Idee eines Start-ups: „Arzneipost“, eine Plattform, die den Apothekenbotendienst auf digitale Beinchen stellen will. Der Verbraucher kann auf dieser Plattform nach der Eingabe seiner Postleitzahl eine Apotheke, die sich dieser Plattform angeschlossen hat, und seine Arzneimittel auswählen. Die Apotheke wird ihm dann seine Arzneimittel per Botendienst innerhalb 2 Stunden oder in einem vorgegebenen Zeitfenster zustellen. Es soll so ähnlich funktionieren wie bei einem Essenslieferdienst. Noch steckt das Unternehmen in den Anfängen, der Dienst wird derzeit erstmal in Köln angeboten. Keimzelle des Unternehmens ist die Viktoria-Apotheke. Der Bruder der Inhaberin, Daniel Kaufmann, ist Gründer und Chef dieser Internet-Plattform, die seit 1. Januar 2021 online ist. Bis Mitte des Jahres will man in allen Großstädten des Landes vertreten sein. Für beteiligte Apotheken entstehen derzeit fixe Kosten von 50 Euro pro Monat. Der Kunde zahlt für eine Zustellung 3,50 Euro, ab 19 Euro ist der Bringdienst kostenlos. Wert gelegt wird auch auf die pharmazeutische Beratung: Kunden können per Live-Chat mit ihrer ausgewählten Stammapotheke sprechen. Und wenn der Kunde ein Rezept einlösen will, dann wählt er keinen Liefer-, sondern einen Abholtermin für sein Rezept. Erst wenn das Rezept in der Apotheke vorliegt, werden danach die Arzneimittel zum Kunden gebracht. Mein liebes Tagebuch, für welche Apotheken könnte das interessant sein? Vielleicht für diejenigen, die keinen eigenen Shop im Netz haben? Oder die sich keiner anderen großen Plattform, die derzeit aufgebaut werden, anschließen wollen? Vielleicht für diejenigen, die ihren Botendienst ausbauen wollen? Andererseits, wenn eine Apotheke bereits mit einem Shop im Netz ist und click&collect anbietet, lässt sich so ein Botendienst doch auch selbst auf die Beine stellen – wenn man es denn will. Wo der Vorteil der Arzneipost liegen soll, muss sich noch zeigen.

 

Wiederholungsrezepte! Welche Wiederholungsrezepte? Stimmt, da war doch was! Genau, mein liebes Tagebuch, mit dem Masernschutzgesetz im März letzten Jahres wurden die sogenannten Wiederholungsrezepte beschlossen. Eigentlich sollten Ärzte schon längst Wiederholungsrezepte ausstellen, um ihre eigene Arztpraxis zu entlasten und ihren Patienten den Weg in die Arztpraxis zu ersparen. Sinn dieser gesetzlichen Regelung ist es, dass Patienten nicht mehr jedes Quartal in die Praxis gehen, nur um sich ein Medikament verschreiben zu lassen, das sie seit Jahren einnehmen. Gut gemeint, aber mit der Umsetzung dieser Regelung geht es nicht voran. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß kritisiert die Blockadehaltung der Selbstverwaltung: Die Gespräche zwischen Ärzten, Apothekern und Kassen kommen nicht voran. Vor allem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) will nicht. Aber auch der GKV-Spitzenverband mauert, er sieht noch Klärungsbedarf. Eines seiner Argumente: Es soll verhindert werden, dass Patienten die gesamte verordnete Arzneimittelmenge abholen – die Verfallsdauer der Arzneimittel könnte im Jahresverlauf überschritten oder die Wirkung der Arzneimittel durch falsche Lagerung zuhause beeinträchtigt werden. Mein liebes Tagebuch, das ließe sich doch verhindern. Als Knackpunkt wird außerdem die Art der Verordnung problematisiert: etwa auf einem Muster-16-Dokument, auf mehreren Dokumenten oder in Form einer elektronischen Verschreibung? Die Kassen präferieren dabei die elektronische Verordnung, die für unterschiedliche Einlösezeiträume ausgestellt werden könnte. Mein liebes Tagebuch, was will uns das alles sagen? Dieses Thema wird wohl noch so lange hinausgezögert, bis das elektronische Rezept da ist. So wird Politik gemacht.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Kausalitäten berücksichtigen

von Reinhard Rodiger am 24.01.2021 um 16:48 Uhr

Das Auffälligste ist, dass die entscheidenden Kausalbezüge nicht berücksichtigt werden:

- Für die Preisgestaltung ist die Auslieferung an die
Marktmechanismen schuld, nicht nur die Einzelnen,die
davon Gebrauch machen.

- Wiederholungsrezepte wird es nicht geben, weil die Ärzte
dabei zuviel verlieren oder

- Wiederholungsrezepte wird es geben, weil sie auf e-Rezept-
Basis das Zukunftsparadies für den Hollandversand sind.

- Die Berücksichtigung unserer Honorarnotwendigkeiten ist
direkt proportional zur Nachweisintensität unseres Nutzens.


- Die neue Dienstleistung QT-Life wird sich mit einem ähnlichen? Apple-Program (Applewatch) auseinandersetzen müssen und mit den erstatteten Kosten.Die Regie hat ein Datenfirma mit strategischen Absichten.

Wo sind die Antworten ist die Frage, die sich stellt. Jetzt ist die Zeit dafür, bald nicht mehr.

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Wiederholungsrezepte

von Gregor Huesmann am 24.01.2021 um 12:34 Uhr

Die Argumente der KV sind doch alle vorgeschoben. In Wirklichkeit geht es ums liebe Geld. Ich bin bei der Barmer versichert und habe mir nun mal die Abrechnungen meiner Ärzte angesehen. Für einmal Rezeptausstellen - sonst nichts gewollte, den Arzt nicht einmal gesehen - berechnet dieser der BEK zwischen 35 und 45 Euro. Da wäre ich als Arzt auch gegen Wiederholungsrezepte.

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Digital überall?

von Dr.Diefenbach am 24.01.2021 um 11:53 Uhr

Es stellt sich beim Bearbeiten der ganzen Literatur und der ganzen Infos die Frage,OB eigentlich ausser der Digitalwelt noch irgendetwas anderes zählt im Apothekenwesen?Es geht ja bloss noch um Logistik,Masken,Strukturen um sich irgendwie Marktvorteile zu verschaffen:Von Wissenschaft liest man in den Zusammenfassungen kaum noch,WEIL dies alles durch KI-Denke,Automatismen und immer globalere rein wirtschaftlich ausgerichtete Perspektiven abgelöst ist/wird,Immer neue Modelle,Konnektoren,Server, Identity-Provider,jetzt ein ja sicher sinnvolles QT-Life-Projekt,neue Modelle werden wöchentlich präsentiert ,.WAS hört man zB über Securpharm.Effizienzen?Mittlerweile ein IT-saurier!!Es sind noch nicht einmal die Zugangsausweise richtig am Laufen,teuer genug,da rückt schon das Modell 2025 in Sichtweite.Übrigens rege ich mal ein WORDING..... an, das alle diese wundervollen Fremdbegriffe katalogisiert.Das Ding muss aber zumindest monatlich aktualisiert werden.Stellt sich die Frage,wie die BASICS,also der Umgang mit unseren Patienten und Kunden in der maskenfreien Zeit, die dann zur Makelzeit werden dürfte,auf Dauer noch genug Substanz beinhalten?!Denn wenn diese Prozesse wie HOME DELIVERY ohne grosse CONSULTATION ,dafür externen PERSONAL TRAINERN,auch dem Papier 2030(PAPIER!!) jeden Rang ablaufen.:DANN ,das sieht man ja an den Entwicklungen, gibt es absehbar PERSONAL PHARMACIES erst ab mindestens drei bis vier Betrieben.Was vielerorts Probleme,auf die ICH hier nicht eingehe, aufwerfen dürfte.Wie die Zukunft aussieht,erfährt der Bürger gerade in einigen Parteiprogrammen.Da wird alles NUR noch von zu Hause geregelt, in den Städten gibt es SMART BENCHES und zur Versorgung trägt PLATOONING bei.Ob das allein selig macht?Ich stelle auch mal die Frage,OB die Schöpfer der ganzen Begriffe eigentlich selbst in der Lage sind das WORDING dem Betrachter zu erklären.Digital ist eben NICHT alles.

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Impfprioisierung ohne Vakzine ... typisch Spahn oder nur des Ende vom Anfang? ...

von Christian Timme am 24.01.2021 um 8:42 Uhr

Bankkaufmann müsste man sein ... da lernt man wenigstens das systematische Chaos gleich im Großformat. Erst der Deutschland-Test und jetzt auch EU-weit ... Spahn "liefert" ... und der Rest darf "springen" ...

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