Nächster Ansturm auf die Apotheken

Bayern setzt auf FFP2-Masken und Impfpflicht

Berlin - 12.01.2021, 17:55 Uhr

Markus Söder setzt auf FFP2-Masken. (Foto: imago images / Sven Simon)

Markus Söder setzt auf FFP2-Masken. (Foto: imago images / Sven Simon)


Um das Coronavirus zu stoppen, schreitet Bayerns Ministerpräsident Markus Söder voran: Er schreibt FFP2-Masken im Supermarkt vor und regt eine Impfpflicht an. Außerhalb Bayerns findet er jedoch wenig Nachahmer. Die bayerischen Apotheken sind nun einem besonderen Masken-Ansturm ausgesetzt.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat eine verpflichtende Corona-Impfung für bestimmte Berufsgruppen ins Gespräch gebracht und dafür auf breiter Front Kritik geerntet. In der „Süddeutschen Zeitung“ und im ZDF-„Morgenmagazin“ beklagte Söder, unter den Beschäftigten in Alten- und Pflegeheimen gebe es zu viele Impfverweigerer.

Gleichzeitig setzt Bayern auf eine verschärfte Maskenpflicht. Das Landeskabinett beschloss am heutigen Dienstag in München, dass in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr ab der kommenden Woche eine FFP2-Maske getragen werden muss. Die „normalen Community-Masken“ dienten in der Corona-Pandemie dem Schutz anderer, sagte Söder. FFP2-Masken schützten auch die Träger selbst. Ihre „Verfügbarkeit im Handel ist ausreichend gewährleistet“. Die Apotheken im Freistaat bekommen das bereits zu spüren – nicht nur nach der Corona-Schutzmaskenverordnung berechtigte Personen fragen nun nach den Masken.

Der Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus (CDU), begrüßte die bayerische Regelung. Die Mutation des Virus beunruhige ihn sehr. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) will nach eigenen Worten zumindest über eine FFP-Maskenpflicht nachdenken.

Andere Landesregierungen äußerten sich deutlich zurückhaltender. So sagte ein Regierungssprecher in Brandenburg, eine derartige Vorschrift sei derzeit „nicht vorgesehen“. Saarlands Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) sagte: „Ich springe nicht gleich aufs Pferd, wenn Herr Söder das vorgibt.“ Man werde darüber aber „mit Sicherheit diskutieren, weil er sich ja mit seinen Leuten im Kabinett sicherlich etwas dabei gedacht hat“.

Kontroverse um Impfpflicht für Pflegekräfte und medizinisches Personal 

Eine Pflicht zur Corona-Impfung, wie sie nun Bayern ins Spiel bringt, hatte die Politik bislang strikt ausgeschlossen. Söder sagte nun jedoch, wenn man höre und lese, dass sich wenige Pflegekräfte impfen lassen wollten, müsse der Ethikrat über ein solches Vorgehen zumindest diskutieren: „Sollte sich die Impfbereitschaft dramatisch verbessern, ist es sicher nicht notwendig“, räumte der CSU-Chef ein. „Aber wenn es so bleibt auf dem Level die nächsten Monate, dann ist das einfach der Bereich, der die größte Anfälligkeit hat und die größte Herausforderung ist.“

Spitzenpolitiker von CDU und SPD wandten sich allerdings ebenso entschieden gegen Söders Vorstoß wie Opposition, Patientenschützer und Gewerkschaften. „Die Impfung muss freiwillig sein“, betonte Verdi-Chef Frank Werneke. „Die Debatte um eine Impflicht ist kontraproduktiv für die gesellschaftliche Akzeptanz der Impfmaßnahmen.“

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte bei RTL und ntv: „Im Moment über eine Impfpflicht zu spekulieren, verbietet sich.“ Auch Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, ist nach eigenen Worten „kein Freund einer Impfpflicht“. Eine „deutliche Empfehlung“ sei sinnvoll, sagte Merz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ergänzte, man habe sich während der gesamten Pandemie gegen eine Impfpflicht ausgesprochen. „Das ändern wir jetzt nicht mittendrin.“

Unterstützung für Söder kam lediglich vom Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank-Ulrich Montgomery. „Für Pflegekräfte und medizinisches Personal ist eine berufsspezifische Impfpflicht gegen Corona sinnvoll“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wer Umgang mit vulnerablen Gruppen hat, muss immunisiert sein“ – durch eine überstandene COVID-19-Erkrankung oder durch eine Schutzimpfung.

Virusmutante aus Südafrika in Deutschland nachgewiesen

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte indessen eindringlich vor der in Großbritannien aufgetauchten veränderten Variante des Coronavirus. Sie könne in sehr kurzer Zeit „die Führerschaft gegenüber dem alten Virus“ übernehmen, dann wäre man wieder mitten im exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen, sagte Merkel in der Unionsfraktionssitzung nach Angaben mehrerer Sitzungsteilnehmer. „Deshalb ist also aller-, allerhöchste Vorsicht geboten.“

Erstmals wurde auch eine weitere Virusmutante aus Südafrika in Deutschland nachgewiesen. Betroffen sei eine erkrankte Person aus dem Zollernalbkreis, teilte das Baden-Württembergs Sozialministerium mit.



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2 Kommentare

Klientelpolitik

von Matthias am 13.01.2021 um 6:42 Uhr

Sollte die FFP2 Maske so viele Vorteile haben, warum dann erst jetzt?
Warum haben über 60-jährige Bezugsscheine für die FFP2 Masken erhalten, während nach dem neuen Zwang alle anderen diese jetzt mit finanziellen Aufwand erwerben müssen?
Dieses Virus ist gefährlich, was zweifelsfrei feststeht. Allerdings ist die Politik des Herrn Söder klar auf die CSU Stammwähler ausgerichtet und wird über künstlich geschürten Angst mit der Lösung des starken Mannes betrieben.
Deshalb wäre das Credo:
Impfpflicht Diskussion bitte erst, wenn alle anderen (nicht nur die CSU Hauptwählergrupe) die Möglichkeit hatte sich impfen zu lassen!
FFP2 Masken für alle über Bezugsscheine erhältlich!
Hoffnung statt Angst in der Rethorik!

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Mit Fragen zur Verteilung wenden Sie sich an...?

von Hummelmann am 13.01.2021 um 2:44 Uhr

Haben die Verantwortlichen denn eine Ahnung, was nach solchen Meldungen in den Apotheken und bei den Krankenkassen los ist?
Seit zwei Wochen warten wir auf die schon lange versprochenen Berechtigungsscheine zum Bezug der Masken. Bis heute hat noch kein einziger Kunde von uns dieses Schreiben bekommen. Nun werden wir durch die Medien über eine FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und ÖPNV ab 18.1. in Bayern informiert. Das müssen wir jetzt x-mal pro Stunde am Telefon und in der Apotheke unseren Kunden erklären.
Hätte man mit der Diskussion um eine FFP2-Pflicht nicht warten können, bis die Gutscheine von der Bundesdruckerei ausgegeben und in der Apotheke eingelöst wurden?
Oder anders gefragt: Hätte man die Coupons nicht schon viel früher versenden können? Dass FFP2-Masken vor Corona-Infektionen besser schützen als der Fanschal wissen wir schon seit mindestens 10 Monaten!
Viel zu lange hat man uns glauben lassen, dass man mit der Schließung von Kneipen und Kinos das Problem lösen kann und der Rest ergibt sich dann von selbst, sobald der erste Impfstoff zugelassen wird.
Noch wissen wir nicht, wann wir wieviel Impfstoff bekommen könne, schon wird über eine Impfpflicht öffentlich schwadroniert. Als nächstes werden vermutlich wieder die Gerichte entscheiden müssen, was unter diesen und jenen Umständen überhaupt erlaubt ist und was nicht.
Sind denn jetzt alle im Panikmodus? Ein gut durchdachter Gesundheits-Plan sieht definitiv anders aus.
Bisher dachte ich, dass nur die Covid-Leugner den Verstand verloren haben. Oder sind das schon die ersten Vorwehen eines unsäglichen Digital-Medien-Wahlkampfes?

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