Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.01.2021, 07:44 Uhr

„Vertrauen unter Stress" – darum bittet unser Bundesgesundheitsminister in Sachen Corona-Impfung. Gerne, wir tun was wir können. (Foto: Alex Schelbert)

„Vertrauen unter Stress" – darum bittet unser Bundesgesundheitsminister in Sachen Corona-Impfung. Gerne, wir tun was wir können. (Foto: Alex Schelbert)


9. Januar 2021

Die Bitte um „Vertrauen unter Stress“ war Jens Spahns abschließende Botschaft in einer zweistündigen Live-Diskussion am Samstagnachmittag, die sich im Rahmen der Kampagne „Zusammen gegen Corona“ dieses Mal ans Fachpublikum richtete, an Ärzt:innen und Apotheker:innen. Spahn und drei Professores, (Lothar Wieler vom RKI, Klaus Cichutek vom PEI und Thomas Mertens von der STIKO) beantworteten viele der über 2.000 z. T. auch vorher eingereichten Fragen rund um die Impfung gegen COVID-19. Wer die Diskussion verfolgen konnte, hat eine Menge an fachlichen Informationen und Klarstellungen mitnehmen können. Schön, mein liebes Tagebuch, dass Spahn zu Beginn der Diskussion ausdrücklich uns Apothekers mit eingeschlossen hat: Es sei ihm wichtig, dass Apothekerinnen und Apotheker zu den Impfteams in den Impfzentren gehören. Auch als Unterstützer für die Frage vieler Bürger:innen, ob man sich impfen lassen sollte, spielen Apothekerinnen und Apotheker in der öffentliche Apotheke eine große Rolle, so Spahn, ihre Meinung beeinflusse sehr stark die Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Bei der Frage, ob Apotheken in absehbarer Zeit in die Corona-Schutzimpfung mit eingebunden werden sollen, zeigte sich Spahn zurückhaltend: Da COVID-19 eine neue Erkrankung ist, wird die Impfung vorerst den Ärzten vorbehalten sein. Spahn hob aber ausdrücklich hervor, er freue sich, dass Apotheker:innen und ihre Teams schon heute in den Impfzentren ihr pharmazeutisches Wissen einbringen z. B. bei der Zubereitung, bei der Rekonstitution des Impfstoffs, bei der Lagerung und Logistik. Und er wiederholte: Apotheker:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Information rund um das Pandemiegeschehen und zur COVID-19-Impfung. Ja, mein liebes Tagebuch, das tun wir. Und so hofft Spahn auch darauf, dass wir Apothekers angesichts der nur schleppend anlaufenden Impfungen die Bevölkerung pro Impfung einstimmen. 

Eine zentrale Erkenntnis dieser Diskussionsrunde war: Es mangelt nach wie vor an der richtigen Kommunikation und an mehr Aufklärung der Bevölkerung zu Fragen rund um diese Impfung, so Thomas Mertens. Noch immer gibt es viele falsche und verunsichernde Informationen über diese Impfung. Der Informationsbedarf über Kontraindikationen, Nebenwirkungen, zur Frage, ob es Ausschlusskriterien von dieser Impfung gibt, sei enorm hoch. Man sehe dies auch daran, dass sich weniger als die Hälfte der Pfleger:innen derzeit impfen lassen wollen. Lothar Wieler stellte heraus, dass bereits viele Informationen für Fachleute auf den Webseiten vom Robert Koch-Institut, vom Paul-Ehrlich-Institut und von der Ständigen Impfkommission vorhanden sind, er sehe da auch eine Holschuld der Fachkreise.

Mein liebes Tagebuch, aus der Fülle an Themen greifen wir hier nur mal einige wenige heraus:

  • Zum Abstand zwischen den Impfungen: Die Wirksamkeit der Impfstoffe setzt 14 Tage nach der ersten Impfung ein. Zur vollen Wirksamkeit der Impfstoffe sind allerdings unbedingt zwei Impfungen notwendig, auf die zweite darf nicht verzichtet werden. Beim Biontech-Impfstoff sollte nach 21 Tagen wieder geimpft werden, beim Moderna-Impfstoff nach 28 Tagen, bei beiden spätestens nach 42 Tagen.
  • Aus den Mehrdosenbehältnissen dürfen nun offiziell sechs Dosen pro Behältnis entnommen werden, nicht nur fünf. Eine Wahlmöglichkeit, welchen Impfstoff man möchte, hat der Impfling derzeit nicht. Das ist der Knappheit des Impfstoffs geschuldet, möglicherweise aber sei dies später möglich.
  • Die Experten verteidigten die Priorisierung der Impfberechtigten: Mertens machte deutlich, dass man sich hier streng an der wissenschaftlichen Literatur und den Daten orientiert habe. Spahn geht davon aus, dass die Personen der höchsten Priorität bereits im ersten Quartal geimpft werden, sodass mit der nächsten Stufe die Personen mit erhöhter Priorität ab dem zweiten Quartal an der Reihe sind.
  • Der Minister wiederholte sein Versprechen, dass er allen Impfwilligen spätestens im Sommer ein Impfangebot machen könne, wenn wie angekündigt weitere Impfstoffe zugelassen werden.
  • Und was die Diskussionen um ausreichende Mengen des Impfstoffs in Deutschland betrifft, versuchte Spahn zu beruhigen: Ja, es gab zu Beginn der Impfungen (ab 27. Dezember 2020) eine gewisse Knappheit, aber die bestellten Mengen werden zurzeit alle geliefert, die 12 Mio. Impfdosen fürs erste Quartal werden eintreffen.

Und zum Schluss appellierte Spahn ans Durchhaltevermögen aller: Er kann verstehen, dass es Enttäuschungen gab über die anfängliche Knappheit des Impfstoffs, über die Priorisierung, über Schwierigkeiten bei der Terminvergabe, hinzukommen die Härten für die Bürger:innen, die der Lockdown mit sich bringt – „das alles bringt auch Stress, Gereiztheit und macht dünnhäutig, aber wir sind seit dem 27. Dezember 2020 auf dem Weg raus aus der Pandemie“, frohlockte Spahn.

Es sei genug Impfstoff bestellt, bis zum Ende des ersten Quartals werden knapp 12 Mio. Impfdosen der beiden bisher zugelassenen Präparate verimpft, wahrscheinlich kommen sogar noch weitere Impfdosen hinzu. Seine Bitte: „Haben Sie Vertrauen trotz Stressbedingungen“ – mein liebes Tagebuch, es bleibt uns da auch nichts anderes übrig. Der Impfstoff ist der Gamechanger, aber was wir jetzt brauchen, ist Geduld.



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Hans Spahn in allen Gassen

von Jürgen Weinberg am 10.01.2021 um 10:38 Uhr

Oh, Hilfe, jetzt will Herr Spahn auch noch Kanzler werden. Dann dominiert der Zur Rose Konzern nicht nur unser Gesundheitswesen, sonder regiert gleich ganz Deutschland.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Maskenabgabe

von Sabine Schneider am 10.01.2021 um 10:22 Uhr

Was ich nicht verstehe, warum können die Menschen wo die Bons so tröpfchenweise ankommen nicht beide gleichzeitig einlösen. Warum müssen die Menschen zweimal raus ? Ps: Frau v.d. Leyen ist auch endlich eine Frau an der Spitze der EU, sehe darin keinen Vorteil.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Komm(un)ikation im Gesundheits(un)wesen ...

von Christian Timme am 10.01.2021 um 10:16 Uhr

Hätten wir keinen Jens Spahn ... wüssten wir immer noch nicht was man im Gesundheitswesen alles "richtig" machen kann.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Komm(un)ikation im Gesundheits(un)wesen

von Bernd Jas am 10.01.2021 um 20:36 Uhr

Wieder mal gut ausgedrückt Herr Time.
"Communication Breakdown" so wie unser lockdown.
Und Corona spaltet.

AW: Komm(un)ikation im Gesundheits(un)wesen

von Dr.Diefenbach am 11.01.2021 um 10:25 Uhr

Ich gebe Herrn Jas "spaltungstechnisch"komplett Recht.Der Wunsch unseres Bundespräsidenten nach Zusammenrücken der Gesellschaft wirkt allenfalls lokal, die Gemeinschaft driftet stark auseinander, man sah und sieht es ja bereits in Kollegenkreisen beim Maskenhandel und dem teilweise auftretenden Egomanenverhalten.In der Breite hat der Einzelhandel massive Probleme, wenn wirklich ein Drittel der Betriebe unterschiedlicher Struktur Corona nicht übersteht, dann führt es zu erheblichen Neidkomponenten aufeinander.Es stellt sich ja auch wirklich allmählich die Frage,OB die Konzepte von Gastronomie und Handel nicht nach entsprechender Ausgestaltung eine Geschäftstätigkeit ermöglichen.Ich kenne genug Leute, die grossvolumig nach Lanzarote und ähnlichen Inseln reisen, dann zurückkommen und anschliessend das grosse Jammern offenbaren.Hier steigen die Zahlend,es ist auch dieser Unvernunft geschuldet.Dann BLEIBT man eben mal daheim.Übrigens schont es die Umwelt:Ich empfehle das Buch:"Die Welt neu erfinden".Auch auf diesen Seiten sieht man, dass Corona ein Spaltungstreibsatz zusätzlicher Art ist, wenn man die Ansätze betrachtet.Und die Pandemie war noch gar nicht ausgebrochen, als dieses Werk entstand.Das mal ausserhalb des Apothekenwesens

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