Arzneitee

Mit Tee kann man nichts falsch machen, oder doch?

Waren (Müritz) - 04.01.2021, 10:45 Uhr

(Foto: chamillew / stock.adobe.com)

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Auch Tees haben Kontraindikationen

Arzneitees sollten bei Beschwerden indikationsgerecht und nur über die empfohlene Anwendungsdauer eingesetzt werden. Der Zeitpunkt, auf evidenzbasierte Medizin zu wechseln, darf nicht verpasst werden. 
Besondere Vorsicht ist bei Zubereitungen mit bekannten unerwünschten Wirkungen bzw. Kontraindikationen geboten. So sollen Tees mit Süßholzwurzel ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als vier bis sechs Wochen angewendet werden, da die Droge in hohen Dosen mineralcorticoide Effekte hat, die sich als Natrium- und Wasserretention sowie Kaliumverlust mit Bluthochdruck und Ödemen äußern können. Kontraindiziert ist Süßholzwurzel neben der Schwangerschaft auch bei cholestatischen Lebererkrankungen, Leberzirrhose, arterieller Hypertonie, Hypokaliämie und schwerer Niereninsuffizienz. 
Harntreibende Tees mit Bärentraubenblättern sollten wegen nierenreizender und potenziell kanzerogener Wirkungen nicht länger als eine Woche und nicht häufiger als fünfmal im Jahr angewendet werden. Gegenanzeigen sind Schwangerschaft, Stillzeit und Alter unter 12 Jahren. 
Gleiches spricht gegen Abführtees mit Anthrachinon-haltigen Drogen, die darüber hinaus auch nicht bei Bauchschmerzen unbekannter Ursache, spastischer Obstipation, Darmverschluss und entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstrakts zum Einsatz kommen sollten. In ihrem Fall besteht zudem ein Missbrauchspotenzial als Schlankheitsmittel und die Gefahr, bei chronischem Gebrauch in einen Teufelskreislauf zu geraten, der die Obstipation verstärkt und zu schweren Elektrolytstörungen führen kann.

Welchen Tee kann man immer trinken?

Summa summarum tatsächlich keinen. Als Durstlöscher ist Wasser noch immer am besten geeignet. Teetrinkern empfiehlt das BfR, häufig zwischen verschiedenen Sorten zu wechseln. Das liegt nicht zuletzt an kritischen Inhaltsstoffen wie Nitrat und Pestiziden. Selbst in Bio-Produkten findet Öko-Test immer wieder gesundheitsschädliche Rückstände aus der Landwirtschaft. 
Ein Problem sind zudem giftige sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide (PA), die vorrangig durch Beikräuter in die Teedrogen gelangen können. PA gelten als hepatotoxisch und kanzerogen. In der EU gibt es noch immer keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte in Form von Höchstgehalten von PA in Tees. Für Arzneitees verlangt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), dass in einer Tagesdosis nicht mehr als 1,0 µg PA enthalten sein dürfen. Zudem gelten die Anforderungen des Europäischen Arzneibuchs.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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