Gastkommentar

Das Masken-Monopoly

Erding - 30.12.2020, 11:00 Uhr

Von wegen besinnliche Weihnachtszeit: In den Apotheken herrschte das Masken-Chaos. (Foto: imago images / Arnulf Hettrich)

Von wegen besinnliche Weihnachtszeit: In den Apotheken herrschte das Masken-Chaos. (Foto: imago images / Arnulf Hettrich)


Die Berufsnörgler

Bei der medialen Aufmerksamkeit, die die gesamte Aktion erzeugte, konnten die Berufsnörgler nicht ausbleiben. Sie wurden befragt und generierten die gewünschten Schlagzeilen. Erste Stimmen machten für die Apotheken ein völlig überhöhtes finanzielles Weihnachtsgeschenk aus. Dabei wurde übersehen, dass keine Apotheke eine Rechnung stellte, sondern jede freiwillig pauschal bezahlt wurde. Keine Apotheke hatte je 6 Euro für eine FFP2-Maske gefordert, aber Jens Spahn wird sie bezahlen.

Oppositionspolitiker forderten die Apotheken auf, die Masken auszuliefern – ohne zu überlegen, wie das vor sich gehen sollte. Sollten die Apotheken ganze Straßenzüge ablaufen, an Türen klingeln und jedem über sechzig Jahre alten Menschen drei Masken in die Hände drücken?

Datenschützer warnten Apotheken davor, personifizierte Abgabelisten zu erstellen, ohne sich zuvor eine Einwilligungserklärung der jeweiligen Person einzuholen.

Auch die Qualität der abgegebenen Masken wurde zum wiederholten Mal hinterfragt, und das, obwohl jede FFP2-Maske besser ist als keine FFP2-Maske. Zudem konnte sich keine Apotheke unter dem erzeugten Zeitdruck erlauben, bei den Lieferanten groß wählerisch zu sein – zumal fast alle Masken aus China stammten.

Fazit

Was ich mich frage, ist: Warum gelingt es uns als Gesellschaft nicht mehr, eine an sich sinnvolle und zielführende Aktion so durchzuführen, dass niemand meckern kann und muss? Warum sprechen die Menschen nicht mehr miteinander? Warum hört niemand zu? Warum kann niemand mehr Aktionen sauber und gemeinsam mit allen Beteiligten planen? Ist Konsens in unserer freiheitlichen Staatsform überhaupt noch möglich? Oder hat unser Wirtschaftssystem jeden Einzelnen schon grundlegend verdorben? Geht es nur noch um Selbstdarstellung, finanzielle Vorteile oder sonstige Egoismen? Ich würde mir wünschen, dass wir uns zumindest gelegentlich auf gemeinsame Ziele verständigen können, also im Beispiel den Virus als gemeinsamen Feind zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Frohe Weihnachten!



Dr. Franz Stadler
redaktion@daz.online


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