Neue Corona-Variante aus Großbritannien

STIKO-Chef Mertens: Impfstoff wirkt wohl auch gegen mutiertes Virus

Stuttgart/Berlin - 28.12.2020, 13:00 Uhr

Der STIKO-Vorsitzende Professor Thomas Mertens geht davon aus, dass der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer auch gegen die mutierte Virusvariante wirkt, die kürzlich in Großbritannien aufgetaucht ist. Verlässliche Daten sollen in einer bis zwei Wochen vorliegen. (Foto: imago images / IPON)

Der STIKO-Vorsitzende Professor Thomas Mertens geht davon aus, dass der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer auch gegen die mutierte Virusvariante wirkt, die kürzlich in Großbritannien aufgetaucht ist. Verlässliche Daten sollen in einer bis zwei Wochen vorliegen. (Foto: imago images / IPON)


Kaum ist der erste Impfstoff gegen COVID-19 in Europa zugelassen, droht neues Ungemach: Eine in Großbritannien aufgetauchte mutierte Variante des Virus SARS-CoV-2 stellt Wissenschaftler:innen und Bürger:innen vor die Frage, ob die Vakzine auch vor dieser schützt. STIKO-Chef Mertens kündigt an, dass bereits in wenigen Tagen valide Daten dazu vorliegen werden. Nach aktuellem Stand sei davon auszugehen, dass der Impfstoff auch gegen die neue Variante wirken sollte, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“.

In einer bis zwei Wochen sollen verlässliche Daten vorliegen, ob der derzeit in Deutschland verteilte Impfstoff auch gegen die in Großbritannien aufgetauchte Mutation des Coronavirus wirkt. „Nach den bisher vorliegenden Daten scheint es so zu sein, dass der Impfstoff noch wirken sollte“, sagte Professor Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. 

Es seien aber noch Untersuchungen nötig, die derzeit unter anderem Biontech durchführe, der Hersteller des Impfstoffs. „Wir denken und hoffen, dass wir in etwa einer bis zwei Wochen die Ergebnisse haben werden, sodass man dann ganz sicher sagen kann, wie er wirkt“, sagte Mertens weiter. Er wies darüber hinaus darauf hin, dass sich der von Biontech entwickelte mRNA-Impfstoff auch in „relativ kurzer Zeit“ nachjustieren lasse.

Auch Biontech ist zuversichtlich, dass BNT162b2 gegen die neue Variante wirkt „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Effektivität unseres Impfstoffes durch die neue Variante eingeschränkt ist“, sagte Dr. Annette Vogel, Director Infectious Disease Vaccines bei BioNTech SE, vergangene Woche im Rahmen einer Fachpressekonferenz.

Wie wirkt BNT162b2?

BNT162b2 ist der weltweit erste mRNA-Impfstoff, der zugelassen wurde. Die enthaltene modifizierte mRNA codiert für das Spikeprotein auf der Oberfläche von SARS-CoV-2. Eingebettet in Lipidnanopartikel wird die mRNA nach Impfung an den Ribosomen der Zellen in Protein translatiert, und der Körper stellt damit sein Antigen selbst her. Es induziert die Bildung von neutralisierenden Antikörpern, stimuliert das zelluläre Immunsystem und soll dadurch vor COVID-19 schützen.

Spahn kündigt zusätzliche Produktionskapazitäten an

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich zudem im „Morgenmagazin“ zuversichtlich, dass die Produktion des Corona-Impfstoffs in Deutschland bald hochgefahren werden könne. „Wir tun alles zusammen mit Biontech und Pfizer, dass es zusätzliche Produktionsstätten hier in Deutschland, etwa in Marburg in Hessen, geben kann“, sagte Spahn am Montag. „Ziel ist, noch im Februar/März dort auch Produktion möglich zu machen. Und das würde die Menge enorm erhöhen.“

Biontech hat die Marburger Produktionsanlage des Schweizer Pharmariesen Novartis übernommen. Nach Angaben des Unternehmens sind nun einige Umstellungen nötig, bevor es auch dort mit der Produktion des COVID-19-Impfstoffs losgehen kann. Forderungen nach mehr Tempo wies Spahn zurück. Die Herstellung von Impfstoffen sei überaus anspruchsvoll, sie könne nicht in drei oder vier Wochen beliebig hochgefahren werden. „Das braucht Vorlauf, und das ist in Vorbereitung in Marburg“, betonte er.

Vertrauen nicht aufs Spiel setzen

Mit Befremden reagierte Spahn auf den Vorschlag des gesundheitspolitischen Sprechers der Linksfraktion im Bundestag, Achim Kessler, Impfstoff-Hersteller zu zwingen, anderen Unternehmen eine Lizenz zum Nachproduzieren zu gewähren. „Eine Produktion für einen Impfstoff ist hoch anspruchsvoll und hochkomplex, die kann man nicht mal eben per Lizenz bei einem anderen Unternehmen machen“, sagte er. Gerade auch für das Vertrauen in den Impfstoff sei es wichtig, dass alle Qualitätsanforderungen eingehalten würden.

Generell sei es einfach falsch, wenn der Eindruck entstehe, alle Länder außer Deutschland hätten genügend Impfstoff: „Der ist überall knapp, für alle auf der Welt.“ Die Bundesregierung arbeite daran, dass es bald mehr Impfstoff gebe. „Aber wir machen das so, dass dann anschließend auch die Qualität stimmt.“



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