Acht Jahre ABDA-Präsident

Friedemann Schmidt – der Moderator, der verstummte

Stuttgart - 28.12.2020, 07:00 Uhr

Was bleibt nach acht turbulenten Apothekenjahren mit Schmidt an der ABDA-Spitze? (Foto: Schelbert)

Was bleibt nach acht turbulenten Apothekenjahren mit Schmidt an der ABDA-Spitze? (Foto: Schelbert)


EuGH-Urteil stellt Leitbild-Offensive in den Schatten

Die Diskussionen um ein „neues Leitbild“ gipfelten im Frühjahr und Frühsommer 2014 in einer ausführlichen Online-Diskussionsrunde, einem „Leitbild-Konvent“ und schließlich im Herbst in der Verabschiedung des „Perspektivpapiers Apotheke 2030“ auf dem Deutschen Apothekertag 2014. Alle weiteren Vorhaben der Standesvertretung sollten sich zukünftig daran messen lassen, ob sie den Beruf näher an die im Perspektivpapier formulierte Vision heranführen.

Dass das Perspektivpapier heute in der (berufs-)öffentlichen Debatte keine Rolle mehr spielt, dürfte mit dem sicherlich einschneidendsten Ereignis der Ära Schmidt zusammenhängen: Dem EuGH-Urteil zur Preisbindung vom 19. Oktober 2016. An diesem Mittwoch kurz nach zehn Uhr morgens wird bekannt, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) geurteilt hat, dass zehn Uhr morgens wird bekannt, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) geurteilt hat, dass die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel für Versender aus dem EU-Ausland europarechtswidrig ist.

RxVV ohne Alternative

Die Reaktion aus dem ABDA-Haus ist schnell und scharf: Man werde nun „aus allen Rohren schießen“, kündigt Friedemann Schmidt an. Eine Lösung wird auch schnell präsentiert: Ein Verbot des Versands von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, so wie es in zwei Dritteln der EU-Mitgliedstaaten gilt. Über andere Lösungsvorschläge will die ABDA nicht diskutieren, einen „Plan B“ brauche man nicht, mehr noch, dieser schade der Umsetzung des RxVV, wie das geforderte Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel bald genannt wird.

Im Festhalten am RxVV wird ein anderer Friedemann Schmidt sichtbar: kämpferisch, fordernd, auf manch einen wirkte er stur in seiner Ablehnung, auch nur über andere Möglichkeiten zu sprechen, die Preisgleichheit wieder herzustellen. Doch das kurze Zeitfenster, in dem ein Rx-Versandverbot möglich schien, verstrich. Auf Hermann Gröhe folgte Jens Spahn (beide CDU) als Bundesgesundheitsminister.



Dr. Benjamin Wessinger (wes)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Nicht gehalten

von Reinhard Rodiger am 28.12.2020 um 19:55 Uhr

" ...Schmidt versprach mehr Transparenz, mehr Kommunikation, er ging auf die „Protestler“ zu,...."...

leider ohne die Versprechen ernst zu nehmen. Aus dem Präsidenten für Alle wurde einer für Wenige.Und das mit allen Mitteln.Schade, eine vergebene Chance und Verlust an Glaubwürdigkeit um deren Wiedergewinn es ging.Das geht eben nicht ohne Basis.Ihr wurde der Respekt versagt.Das hat die Politik ausgenutzt.

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AW: Nicht gehalten

von Dieter Dosquet am 28.12.2020 um 23:32 Uhr

ich ärger mich heute noch über mich, den Weg nach Berlin in diesen kalten Märztagen auf mich genommen zu haben und vor dem Bundesrat mir die kalten Füße in den Bauch gestanden zu haben. Der "Empfang" im ABDA Haus war eine farce. Dieser Kollege war von Anfang an eine Fehlbesetzung, ganz in der Tradition seines Vorgängers.

Ergebnisse verraten mehr...

von Thomas Eper am 28.12.2020 um 13:00 Uhr

"...und verriet, dass das Durchschnittseinkommen eines selbstständigen Apothekers über dem eines niedergelassenen Allgemeinmediziners liege."

Nur komisch, dass jeden Tag nicht eine "Allgemeinpraxis" schließt, sondern eine Apotheke, Herr Kollege Schmidt?

Bei so viel Kompetenz können wir ja lange auf eine Honorarerhöhung warten.
Es waren ja üppige 3% in 16 Jahren! Das muss scheinbar reichen.

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.

von Anita Peter am 28.12.2020 um 7:30 Uhr

"Aber ich frage mich, ob ein anderer Präsident unter den gegebenen Umständen wirklich bessere Ergebnisse erzielt hätte"

Das bedeutet ja, Schmidts Ergebnisse hätten noch schlechter sein können? Wow. Warum wird nicht erwähnt wie unvorbereitet die ABDA zum EUGH Verfahren gefahren ist? Gutachten brauchte man ja nicht, Herr Tisch war sich sehr siegessicher. In der freien Wirtschaft wäre so eine Person einen Tag nach dem Urteil in die Wüste geschickt worden.

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