Frauen und Männer sind anders

RKI beleuchtet gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland

Düsseldorf - 23.12.2020, 10:45 Uhr

Häufigste Todesursache bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – rund 40 Prozent aller Todesfälle gehen darauf zurück. (Foto: rocketclips / stock.adobe.com)

Häufigste Todesursache bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – rund 40 Prozent aller Todesfälle gehen darauf zurück. (Foto: rocketclips / stock.adobe.com)


Weibliches Geschlecht in der Freizeit weniger sportlich aktiv

Zu den Erkenntnissen der Forscher gehört dabei etwa, dass Frauen sich häufig gesundheitsbewusster verhalten als Männer – mit entsprechenden Folgen für den Gesundheitszustand. Frauen werden in Deutschland so im Schnitt 83,3 Jahre alt. Das ist eine um 4,8 Jahre höhere durchschnittliche Lebenserwartung als für Männer – und sie ist seit 1994 um 4,3 Jahre gestiegen. Frauen würden beispielsweise im Vergleich zu Männern weniger rauchen und wenn dann seltener stark. Auch Alkoholmissbrauch sowie generell der Alkoholkonsum seien geringer. Dazu komme eine häufiger ausgewogene Ernährung bei Frauen als bei Männern. Dagegen sei das weibliche Geschlecht in der Freizeit weniger sportlich aktiv als das männliche und Wege würden von Frauen seltener zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt als von Männern, fassen die Forscher zusammen.

Auch im Bereich Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversorgung führen die Frauen laut dem Bericht. Angebote zur Prävention und Gesundheitsförderung würden von Frauen öfter in Anspruch genommen als von Männern, außerdem nähmen rund 91 Prozent der Frauen im Vergleich zu nur 84 Prozent der Männer innerhalb eines Jahres ambulante ärztliche Versorgungsleistungen in Anspruch.

Unterschiede gibt es dabei bereits in der Kindheit. So seien Mädchen gesünder und medizinisch unauffälliger als Jungen. In der Jugend ab elf Jahren kehre sich das dann um. „Mädchen leiden im Vergleich zu Jungen häufiger unter Schmerzen, Schlafstörungen und Schwindel. Sie weisen auch häufiger Hinweise auf Essstörungen und Symptome von Depression und Angst auf. Mädchen berichten  deutlich häufiger als Jungen, oft Stress zu erleben und mit ihrem Körper und Aussehen unzufrieden zu sein“, heißt es im Bericht.

„Typisch männliche“ Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufigste Todesursache bei Frauen

Häufigste Todesursache bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – rund 40 Prozent aller Todesfälle gehen darauf zurück. Und bereits da, so die Forscher, zeige sich ein geschlechterspezifischer Unterschied: Denn „trotzdem gelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin als eher ‚männliche‘ Erkrankungen und Frauen unterschätzen häufig ihr Erkrankungsrisiko.“

„Zu den Erkrankungen, von denen Frauen häufiger betroffen  sind, gehören Muskel-  und Skelett-Erkrankungen – vor allem Arthrose, Osteoporose und rheumatoide Arthritis – sowie eine Reihe psychischer Erkrankungen wie Depression, Angststörungen und Essstörungen. Auch sind Suizidversuche bei Frauen häufiger als bei Männern, die Anzahl der vollzogenen Suizide ist jedoch geringer“, schreiben die Forscher weiter im Bericht.

35 Prozent der Frauen ist seit dem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt widerfahren

Auch dass 35 Prozent der Frauen in Deutschland seit dem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt widerfahren ist, die überwiegend von Partnern oder Ex-Partnern ausging, legt der Bericht dar. Dabei seien insbesondere auch Frauen und Mädchen mit Behinderungen häufiger betroffen als die ohne.

In ihrem Bericht stellen die RKI-Forscher fest, dass es bereits Unterscheidungen hinsichtlich des Geschlechts in der Medizin gibt – allerdings nicht unbedingt die richtigen. So werde etwa bei der ärztlichen Diagnosestellung bei gleicher Symptomatik bei Frauen häufiger eine psychische, bei Männern eine körperliche Erkrankung diagnostiziert.

Insgesamt könne man mit dieser geschlechtersensiblen, fokussierten Berichterstattung dazu beitragen, wissenschaftlich fundierte Informationen als Grundlage für politisches Handeln zu liefern, resümieren die RKI-Wissenschaftler. Denn: „Um die Gesundheit von Frauen zu verbessern und soziale sowie geschlechterbezogene Ungleichheiten in der Gesundheit und Versorgung abzubauen, müssen neben der Gesundheitspolitik weitere Politikfelder eingebunden werden (Health in all Policies).“



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.