Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

20.12.2020, 07:29 Uhr

Maskenausgabe mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten – oh du fröhliche! (Foto: Alex Schelbert)

Maskenausgabe mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten – oh du fröhliche! (Foto: Alex Schelbert)


17. Dezember 2020

Vielleicht mag das die eine oder den anderen Apotheker:in mit dem Maskentheater versöhnen: Der Nacht- und Notdienstfonds (NNF) teilt mit, dass die angekündigte Pauschale für die Maskenabgabe voraussichtlich noch vor den Festtagen ausgezahlt werden kann. Mein liebes Tagebuch, das ist flott. Wer jetzt schon wissen will, mit welcher Pauschalvergütung er rechnen kann, multipliziert die Gesamt-Rx-Packungsanzahl, die die Apotheke im dritten Quartal dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) gemeldet hat, mit dem Circa-Verteilungsschlüssel in Höhe von 2,825858034 Euro pro Rx-Packung. Was letztlich unterm Strich übrig bleibt, hängt dann davon ab, wie hoch die Rechnung für den Einkauf der Masken war…

 

Wie ist die Maskensituation am Tag Drei der kostenlosen Versorgung? Nach offizieller Lesart ist die Verteilung kostenloser FFP2-Masken an Risikopatienten, so die ABDA, erfolgreich angelaufen. Mein liebes Tagebuch, ja, angelaufen ist sie gut, aber in einigen Apotheken stockt der Nachschub: Laut einer DAZonline-Umfrage melden manche Apotheken bereits oder noch leere Maskenlager. Von den knapp 1.000 Umfrage-Teilnehmer:innen gaben 14 Prozent an, dass die extra beschaffte Ware schon für die ganze Woche vergriffen ist. Ganze 32 Prozent warten noch auf ihre bestellte Ware, sie haben mit der Ausgabe also noch gar nicht begonnen. Was zu erwarten war: Es soll auch einige schwarze Schafe unter den Apotheken geben: Sie wollen die Masken nicht kostenlos abgeben, aber von der pauschalen Vergütung profitieren. Mein liebes Tagebuch, wie unfair finden wir das denn! Das ist nicht nur gegenüber der Bevölkerung unfair, sondern natürlich auch gegenüber den anderen Apotheken – und obendrein extrem rufschädigend.

 

FFP2-Masken gibt’s derzeit bei DocMorris nicht umsonst, fünf Stück kosten dort 22,99 Euro – das Versandhaus ist, wie alle anderen EU-Versender auch, nicht in die „staatliche Schutzmaskenversorgung für Risikopatienten“ mit einbezogen. Was der Versender seinen Kunden mit Bedauern mitteilt: Leider dürfe DocMorris in Phase 1 die eigenen Kundinnen und Kunden in Deutschland nicht mit drei kostenlosen Schutzmasken versorgen, heißt es auf der Webseite. Erst im neuen Jahr sei ein Bezug möglich – versandkostenfrei, aber laut Info mit Eigenanteil. Nun, da werden die lieben DocMorris-Kund:innen wieder einmal eine Vor-Ort-Apotheke besuchen müssen, um ihre kostenlosen Masken abzuholen. Mein liebes Tagebuch, wenn wir der Maskenaktion etwas Gutes abgewinnen wollen: Vielleicht nutzen wir die Maskenabgabe auch als kleine Imagewerbung für unsere versandliebenden Kund:innen. (DocMorris präsentiert ihnen derzeit einen schnulzig herzzerreißenden Weihnachtsfilm, in dem Opa in seiner verschneiten Winterhütte Krafttraining macht, damit er dann am Heiligabend seine liebe Enkelin stemmen kann, um am Weihnachtsbaum einen Stern an die Spitze zu setzen.)

Aber ab Januar, wenn es Coupons für den Maskenbezug gibt, sind die Versandhäuser mit ausdrücklicher Zustimmung unserer Bundesregierung dabei. Dann können die Patient:innen ihre Coupons auch in die Niederlande schicken, um ihre Masken zu beziehen. Bleibt abzuwarten, wo die Kunden dann lieber ihre Masken beziehen.

 

Jetzt ist es soweit: Die Apothekerschaft „macht sich auf den Weg in die digitale Zukunft der Apotheke vor Ort“. Das jedenfalls verspricht das geheimnisumwobene Portal des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Nach einem Countdown, der Spannung erzeugen und auf das DAV-Portal „Mein Apothekenportal“ aufmerksam machen sollte, erwartete die Berufsöffentlichkeit eigentlich, ein wenig mehr zu erfahren, was es mit diesem Portal auf sich hat. Doch welche Funktionen das Portal im Einzelnen bietet, bleibt auch nach dem Ende des Countdowns im Unklaren. Möglicherweise erfahren Apotheken, die sich bereits registriert haben, ein wenig mehr. Nun, immerhin, ein paar Entwicklungen werden dann doch vorgestellt: Das Portal „ist nicht nur eine Plattform, die mit Ihrer Expertise und Unterstützung beständig weiterentwickelt und komplettiert werden wird, sondern sie trägt auch dazu bei, das digitale Miteinander zwischen Ihnen und Ihren Kunden zu gestalten“. Aha, mein liebes Tagebuch, wir sind zwar noch nicht schlauer, aber klingt gut. Und dann sieht man auf der Portalseite schon zwei Module, ein Modul zum Impfprojekt und ein anderes Modul, das als Blog daherkommen wird, „von Kollegen für Kollegen quasi, denn die Sicht aus der Praxis soll hier nicht zu kurz kommen“. Und schließlich gibt es noch die Seite „News“, die, ja, News bringen will, z. B. dass es in diesen Tagen auch Post vom DAV geben soll oder ein paar Worte von unserer neuen ABDA-Präsidentin, Gabriele Overwiening, die dafür wirbt, dass wir Apothekers uns „unter der kraftvollen Dachmarke des roten A im Netz versammeln“ sollen, dann werde vieles viel einfacher. Sie schließt auffordernd: „Der Berufsstand hat es selbst in der Hand, aufs digitale Gaspedal zu treten. Es wird Zeit.“ Na, mein liebes Tagebuch, noch scheint das digitale Gaspedal ein wenig zu klemmen. Also, wer tiefer ins Portal will, muss Verbandsmitglied sein und sich registrieren – das kost’ nix.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Rückblick auf das Jahr 2020

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

11 Kommentare

FFP2 Maskenausgabe

von Ralf Eschmann am 01.01.2021 um 13:12 Uhr

Als Bürgerin im Alter von 72 Jahren ist meine Frau laut Verordnung zum Anspruch auf Schutzmasken des Bundesministeriums für Gesundheit berechtigt, in der örtlichen Apotheke 3 Stück FFP2-Masken zu empfangen. Nach dem Verordnungs-Text des Ministeriums, der uns vorliegt, erhalten Personen im Alter ab 60 Jahren diese Masken gegen Vorlage des Personalausweises.
Personen im Alter unter 60 Jahren, die an einer der aufgelisteten Krankheiten leiden, erhalten ebenfalls Schutzmasken, wenn sie das Vorliegen einer dieser Krankheiten durch eine Eigenauskunft bestätigen.
Soweit die Regelung des Bundesministeriums.

In unserer örtlichen Apotheke, der Steinachapotheke in Abtsteinach (Hessen), wurde meiner Frau heute der Erhalt der Schutzmasken gegen Vorlage des Personalausweises verwehrt. Eine Ausgabe könne nur erfolgen, so der Leiter, wenn sie eine Selbstauskunft unterschreiben würde, in der sie bestätigen würde, dass sie an einer der aufgelisteten Krankheiten leide. Da bei ihr aber glücklicherweise keine dieser Krankheiten vorliegt und da sie ja nachweislich das Alter von 60 Jahren überschritten hat und im Übrigen dem Personal persönlich und gemäß Kundenkartei bekannt ist, hat sie eine Unterschrift auf dem vorgelegten Formular und damit die Bestätigung vorliegender Krankheiten verweigert und damit auf den Erhalt der Schutzmasken verzichtet.
Eine Ausgabe der 3 Schutzmasken gegen Vorlage des Personalausweises entsprechend der Verordnung des Bundesministeriums wurde vom Leiter der Apotheke abgelehnt. Eine von meiner Frau vorgeschlagene einfache Empfangsbestätigung über 3 Schutzmasken war offenbar nicht möglich.
In der daraus sich entwickelnden Diskussion erklärte eine Dame noch, meine Frau sei in Abtsteinach die einzige Person, die das Formular nicht unterschreiben wolle.
Daraus müssen wir jetzt entnehmen, dass in Abtsteinach ein großer Teil der Personen, die ihre Schutzmasken empfangen wollten, auf dem vorgelegten Formular falsche Aussagen unterschrieben haben, nämlich über das Vorliegen von Krankheiten, die nicht vorhanden sind. Nach dem Datenschutzhinweis auf dem Formular können die so unterschriebenen Aussagen bis zum Jahre 2024 aufbewahrt werden.

Wir vermuten, dass hier ein verfahrensmäßiges Miss- oder Unverständnis vorliegt, das dringend Aufklärung erfordert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

2020

von Dr.Diefenbach am 20.12.2020 um 10:53 Uhr

--.ist nun anders als Alles vorher. Das wissen wir inzwischen .Da bleibt MIR zu sagen:Danke Herr Ditzel und dem gesamten Team:Schöne Weihnachten für Sie und Ihre Familie(n) ,ein gutes neues Jahr 2o21 ,danke dass Sie auch bis heute mit dem Tagebuch "durchhalten" und uns mit jeder Menge Informationen versorgen.Die Hoffnung, dass aus dem ABDA Haus neue Impulse kommen??!!Die nehme ich mal mit über Silvester...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: 2020

von Christian Giese am 20.12.2020 um 11:27 Uhr

da ja diesmal alles anders, als Alles vorher, schliessen wir uns den Wünschen Herrn Dr. Diefenbachs einfach an.
Was wir uns insbesondere wünschen würden?

" Raus aus der ewigen Verteidigungshaltung.
Sagen, was gut ist an unserem Beruf für´s Gemeinwohl! "

Verteilungsprobleme

von Karl Friedrich Müller am 20.12.2020 um 10:34 Uhr

wenn wir die Schnäppchenjäger, die bei den Versendern kaufen, mit versorgen sollen, ist das nicht richtig, insbesondere, wenn die Versender dann ab Januar auch liefern dürfen.
Es ist auch nicht richtig, dass sich nicht so wenig Kollegen einfach nicht beteiligen, einer äußert sich gar öffentlich in der Zeitung, dass er "da nicht mitmache". Wenn ich dort auch erfahre, dass von 6 Apotheken nur 2 Masken abgeben. Nicht in meiner Stadt, Gott sei Dank.
Dennoch habe ich schon wieder Horror vor morgen. Es ist zu viel und ungerecht. Reiche Leute, die zwar formal Anspruch haben, holen die Masken und ich soll Personen abweisen, die noch nicht 60, schwer krank sind, aber nicht eine der genannten Indikationen erfüllen? Ich habe in den paar Tagen das errechnete Kontingent schon fast abgegeben. Und nun? Auch Priorisieren? Wie denn? Oder einfach so viele Masken abgeben, bis es unter dem Strich auf null rausgeht? Also quasi eine Kostenerstattung wie so oft bei uns? (will ich ehrlicherweise nicht, kann aber sein, dass ich mich dazu genötigt fühle. Eine Wahnsinnsarbeit für nichts?)
Es kommen Leute, denen man schon ansieht, dass die Masken nie getragen werden. Also werden die für Andere geholt oder in einer Schublade deponiert. dreckige Alltagsmasken, Nasenrausgucker, grünstichige OP oder sogar FFP2 Masken...mit der Frage, wie oft wiederverwendbar... seufz
Das Problem der Vergütung der Apotheken, die Altenheime versorgen, wurde ja schon angesprochen.
Ich mag nicht mehr. Ich hoffe, dass es mit der Verteilung der Coupons oder wie man das nennen will, besser wird.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

FFP2

von Dr. Radman am 20.12.2020 um 9:16 Uhr

Die Honorierung der Maskenverteilung ist nicht fair verlaufen.Es gibt Apotheken mit unzähligen Pflegeheimen und Pflegediensteinrichtungen, die überdurchschnittlich viel RX -Arzneimittel verbrauchen, aber nur wenig Publikumsverkehr haben. Selbst wenn diese Apotheken Masken an Heimbewohnern verteilen würden, ist der Aufwand und die Kosten vergleichsweise gering im Vergleich zu den Apotheken mit hohem Publikumsverkehr.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: FFP2

von Friedemann Ahlmeyer am 20.12.2020 um 11:23 Uhr

Also ich betreue Altenheime und selbstverständlich haben die von mir betreuten Leute ALLE ihre drei Masken erhalten. Sie haben Recht, dass dafür der Aufwand geringer als bei Einzelabgabe ist, ABER dafür war der Aufwand bei Belieferung der Medikamente im 3. Quartal entsprechend höher. Insofern kann ich Ihr Gejammer an dieser Stelle nicht teilen.

Maskentheater

von Ulrich Ströh am 20.12.2020 um 8:53 Uhr

Die Aufregung um den Ablauf der Maskenabgabe in unseren Apotheken erschließt sich mir nicht.
Wir leben aktuell in besonderen Zeiten...

Die Alternative wäre die Abgabe der Masken über DM und Rossmann gewesen.

Die beiden hätten es gerne gemacht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Masken-Theater

von Rudi Renn am 20.12.2020 um 8:46 Uhr

Das nun thematisierte Datenschutz-Problem finde ich geradezu lächerlich. Das Schlimmste an dieser Jens-Spahn-Aktion waren für mich nicht die schikanösen Formalitäten („Kundenkarten-Antrag“, „Rabatt-Gutschein“, „Einverständniserklärung zur Datenspeicherung für die Kundendatei und zur Datenweitergabe“, „Eigenerklärung zum Bezug von Schutzmasken“ - während parallel mein Personalausweis abgetippt wurde). Viel ärgerlicher waren die dadurch bedingten Wartezeiten draußen in der Schlange sowie drinnen Intensität und Dauer des persönlichen Kontaktes. Einem größeren Infektionsrisiko war ich während dieser Pandemie wohl noch nicht ausgesetzt. Um dies zu vermeiden hätten die Masken an 60+Berechtigte unbürokratisch an einen gesonderten Stand – im Vorübergehen im Freien – ausgegeben werden können. Stattdessen erscheinen die Begründung zum Lockdown und die Realität der Maskenausgabe als unerträglicher Widerspruch.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Masken-Theater

von A.Crantz am 20.12.2020 um 9:15 Uhr

Es ist eigentlich ganz einfach: wir haben einen VW-Camper mit Standheizung angemietet, haben mit der Polizei Standortfragen geklärt und verteilen nun draußen mit Distanz von unserem Eingang. Alle Abstände sind gewahrt und die Ansteckungsgefahr an der frischen Luft ist auf ein Minimum reduziert.
Auch für uns war von Anfang an die Trennung von Tagesgeschäft und Maskenvergabe der Knackpunkt der Aufgabe.

AW: Masken-Theater

von Frank Haetmann am 20.12.2020 um 9:40 Uhr

Den ganzen bürokratischen Unsinn brauchen Sie doch gar nicht zu machen. Gut Tag , Bitteschön, Danke , einen schönen Tag noch. Geht natürlich nur wenn man Masken hat und nicht zu den Schnarchaporhekern gehört. Ganz zu schweigen von den einfach keinen Maskenbesteller, die auf Kosten der Kollegen das Geld absahnen. Habe alleine zwei der der assozialen Kollegen der Kammer gemeldet.

AW: Masken-Theater

von Carmen Haimerl am 20.12.2020 um 11:07 Uhr

Frank,Conny, Ebert, Hartmann

Reicht doch eigentlich wenn man unter einem Namen schreibt.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.