Mythos Apotheke (Teil 3)

Ist der Versandhandel wirklich so günstig?

Berlin - 07.12.2020, 09:15 Uhr

Was ist dran an den vermeintlich günstigen Preisen der Arzneimittelversender? (c / Bild: imago images / Westend61) 

Was ist dran an den vermeintlich günstigen Preisen der Arzneimittelversender? (c / Bild: imago images / Westend61) 


Gezielte Aktionen verzerren das Bild

Und wie sieht es bei apothekenpflichtigen Medikamenten aus? Einen strukturellen Vorteil der Versender gegenüber den Präsenzapotheken und einen damit einhergehenden Preisvorteil für den Kunden können Kaapke/Kleber-Herbel/Hüsgen nicht erkennen, auch wenn sie punktuell mit Schnäppchen locken. „In aller Regel handelt es sich um sogenannte Lockangebote – eine Marketingmaßnahme, die sich allerdings auch Offizin-Apotheken zunehmend zunutze machen.“ Auch einige ihrer Geschäftsmodelle setzten inzwischen auf den Erfolgsfaktor Preis.

Versandkosten kompensieren niedrige Preise

Beim Versandhandel dürfe jedoch nicht unberücksichtigt bleiben, dass viele Online-Anbieter niedrige Medikamentenpreise mit teuren Versandkosten auszugleichen versuchten. In einer Studie des Deutschen Instituts für Servicequalität werden die durchschnittlich anfallenden Versandkosten demnach auf 3,40 Euro pro Standardlieferung beziffert. „Für Präparate, die besondere Anforderungen an den Transport stellen, zum Beispiel Einhaltung einer bestimmten Kühltemperatur, fallen häufig nochmals zusätzliche Kosten an“, unterstreichen die Autor:innen. „Versandkostenfrei liefern laut Studie die Anbieter erst ab einem Bestellwert von im Schnitt 30 Euro. Kleinbestellungen lohnen sich somit kaum.“

Dass sich dies in absehbarer Zeit ändern werde, glauben Kaapke/Kleber-Herbel/Hüsgen nicht. „Im Gegenteil könnten Versandkosten aufgrund der wachsenden Zahl an Paketsendungen einerseits sowie des akuten Fahrermangels und höherer Löhne andererseits zukünftig eher noch steigen.“ Für sie gilt: Von einzelnen Angeboten auf die gesamte Preispolitik zu schließen, sei falsch. Denn durch gezielte Aktionen vermittle der Versandhandel den Verbrauchern „ein günstiges Preisimage, das – auch vor dem Hintergrund einer nur eingeschränkten Preiskenntnis der Kunden – nicht über alle Warengruppen aufrechterhalten wird und somit vielfach ein verzerrtes Bild vermittelt“.

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Von Andreas Kaapke / Nina Kleber-Herbel / Uwe Hüsgen

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Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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