Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

29.11.2020, 07:44 Uhr

Wie lange wird das neue Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz wohl unsere Vor-Ort-Apotheken stärken können? (Foto: Alex Schelbert)

Wie lange wird das neue Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz wohl unsere Vor-Ort-Apotheken stärken können? (Foto: Alex Schelbert)


27. November 2020

Jetzt ist’s endgültig durch: unser Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz. Der Bundesrat hat es am heutigen Freitag ohne weitere Diskussion durchgewunken. Jetzt muss es nur noch der Bundespräsident unterschreiben. Und wenn es dann noch im Dezember im Bundesgesetzblatt veröffentlicht ist, tritt es spätestens zum Jahreswechsel in Kraft. Mein liebes Tagebuch, ich vermute mal, dass wir dann keine knallenden Sektkorken hören werden. Unser heiß umkämpftes VOASG: Es ist die Antwort der Bundesregierung auf das EuGH-Urteil aus dem Jahr 2016, mit dem die Gleichpreisigkeit für verschreibungspflichtige Arzneimittel für Versender aus einem anderen EU-Mitgliedstaat nach Deutschland aufgehoben wurde. Das VOASG versucht die dadurch entstandene Benachteiligung unserer deutschen Apotheken zu beseitigen, indem es die Rx–Preisbindung für GKV-Versicherte wieder einführt, d. h., die Rx-Preisbindung gilt nur für die Arzneimittel zulasten der GKV. Für Privatversicherte gilt diese Preisbindung nicht. Es gibt also keine vollständige Gleichpreisigkeit für inländische und ausländische Apotheken. Marktbeobachter und Juristen gehen davon aus, dass diese Regelung des VOASG schon bald vor den Gerichten, vor dem EuGH landen wird. Und wie wird das dann ausgehen? Mein liebes Tagebuch, das war’s dann wohl mit der Stärkung unserer Vor-Ort-Apotheken. Aber Halt, das VOASG hat doch noch mehr zu bieten: Wir bekommen einen kleinen Zuschuss von 2,50 Euro zum Botendienst. Und ja, wir bekommen die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen. Welche Dienstleistungen das letztlich sein werden und welches Honorar wird dafür erhalten werden, steht noch in den Sternen. Der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband werden dies noch aushandeln und vereinbaren müssen. Stand heute: Als Dienstleistungen wird vermutlich z. B. irgendetwas auf dem Gebiet des Medikationsmanagements und der Medikationsanalyse kommen – was genau, ist noch streng geheim. Die ABDA glaubt durch die Geheimhaltung in eine bessere Verhandlungsposition mit der GKV zu kommen. Und was wir dann an Honorar bekommen werden, tja mein liebes Tagebuch, diese Frage liegt noch in weiter, weiter Ferne.

 

Die Reaktion unserer ABDA auf das vor der Tür stehende VOASG: „Es ist der Startschuss für eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung der Patienten in Deutschland.“ Ehrlich gesagt, mein liebes Tagebuch, diesen Schuss haben wir nicht gehört, allenfalls ein kleines Plopp. Und dass das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz nun für „neue Zuversicht“ sorgen könne, da es ordnungspolitische, betriebswirtschaftliche und pharmazeutische Perspektiven aufzeige, wie es der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt formulierte – nun ja, mein liebes Tagebuch, das ist wohl präsidiales Wunschdenken, formuliert in Anbetracht der bevorstehenden Wunsch-Weihnachtszeit. Was Schmidt mit der genannten Zuversicht meint, macht er an einem Beispiel deutlich: Ein junger Apotheker, der sich für die Übernahme einer Landapotheke  mit einer sechsstelligen Kreditsumme verschulde, habe mit dem VOASG einen belastbaren Ausblick. Ups, mein liebes Tagebuch, meint er  das im Ernst? Wie sieht denn dieser Ausblick aus? Das Rx-Boni-Verbot steht auf mehr als wackeligen Füßen und könnte schon bald vom EuGH kassiert werden. Und dann geht’s richtig rund auf dem niederländisch-deutschen Arzneimittelmarkt: Die EU-Versandhäuser werden eine digitale E-Rezept-Offensive starten begleitet von Boni und Rabatten. Und was die pharmazeutischen Dienstleistungen betrifft: Sie mögen pharmazeutisch gesehen den einen oder anderen ein wenig Freude machen, aber sie werden uns wirtschaftlich nicht retten. Das Geld wird noch immer mit den Packungen verdient.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Die Worte hör ich wohl, Kai Siemsen . . .

von Uwe Hansmann am 29.11.2020 um 16:23 Uhr

. . . nicht nur mir allein fehl5 de4 Glaube, das es da zu irgendwie gearteten Anpasungen in adäquater Höhe kommen wird. Ich erinnere an den Rohrkrepierer „Perspektivpapier 2030“. Was bleibt am Ende davon, wenn die Politik weiter die Konzentrationsschraube dreht? Denn nichts anderes spielt sich doch vor unseren Augen ab, ohne das wir ich nur im Entferntesten an Besserung glauben können. Schon jetzt sind viele Betriebe älterer Kollegen nahezu unverkäuflich, da die rigorose Preispressingpolitik der Regierung im Verein mit den Krankenkassen die Roherträge an die absolute Schmerzgrenze gedrückt hat. Die vielgepriesenen Mehrwertdienste und deren immer noch unklare, ja schwammige, Entlohnung wird den Berufsstand nicht aus dem Keller holen.

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Widerspruch

von Reinhard Rodiger am 29.11.2020 um 14:51 Uhr

Da redet die neue Führung von Weiterentwicklung der fachlichen Arbeit trotz stetigem, selbst erzeugten Schwinden von Apotheken.Das Studium soll verlängert werden, bei Erhöhung der Chancenlosigkeit für Selbstständigkeit."Junge" sollen motiviert werden trotz schwindender Möglichkeiten.Das KO für Vor-Ort-Apotheken soll Zuversicht bringen.Es geht also weiter mit der Fehleinschätzung von Zukunft.Der Sack mit der unerwünschten Katze bleibt weiterhin zu. Ist nicht allein der Widerspruch zwischen Förderung der einen Seite und systematischer Verkleinerung der anderen vielsagend genug?

Kurz gesagt: nichts wurde gelernt.Motivierend könnte nur sein, offen einzustehen für die Fehlhandlung der Vergangenheit :
Preisgabe der Basis, der Geschäftsgrundlage.Die Politik hat das begriffen, sie lässt ihre Missachtung überall durchscheinen.
Niemand sagt etwas. Das Schweigen ist laut genug.Auch das wird verstanden.Ergebnis: Spielball.

Positiv interpretiert:das Spiel kann gedreht werden und mit neuer Führung die Regie übernommen werden.Oder , wir bleiben, was vorher erreicht wurde: eben Spielball, zu beliebigen Verwendung.

Also das Spiel drehen oder durch den Wolf gedreht werden.
Ein Appell.


PS: Es ist schwer,aber es wurde ja auch nie versucht.Eine Chance.

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Ergebnispolitik

von Ulrich Ströh am 29.11.2020 um 9:35 Uhr

Recht so, Kai-Peter Siemsen :

„Das Honorar muß wachsen, auch ohne zusätzliche Arbeit ….“

Endlich ein norddeutscher Kammerpräsident,der Klartext nach vielen Jahren des Stillstands spricht.

Standespolitik ist auch immer Ergebnispolitik.

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AW: Ergebnispolitik

von Dr.Diefenbach am 29.11.2020 um 12:49 Uhr

Also mal ehrlich:DAS kann ja wohl kaum als pfiffiger Leuchtturm in Form einer Aussage angesehen werden!DIESE Forderung, halt mit anderen Worten, besteht seit JAHREN,sie wurde auf Apothekertagen und Kammerversammlungen x-fach vorgetragen.Und dass die Realisierung jetzt wieder gefordert wird, ist zwar nett gemeint, wird aber wohl im Strudel der Spahnschen Corona-Geldverteilung vom Tisch gewischt werden."Nett" gemeint heisst allerdings:ES ist eine Unverschämtheit,dass die Politik uns mit einer lächerlichen Centanpassung vor einigen Jahren abspeiste, sich wohl auch weiterhin am durchschnittlichen Jahresergebnis OHNE Berücksichtigung der Rechtsverschiebung orientiert und letztendlich die Systemrelevanz der Apotheken (ein zweifelhafter Auslegungsbegriff) schon wieder ad acta gelegt haben könnte.Wie in dieser Woche in einem Beitrag auch MAL WIEDER erwähnt:Mediziner bekommen bei Forderungen stets Zusatzhonorare,den Juristen droht eine Erhöhung(!) der Vergütungen um 1o !!!! Prozent.UND:Fritz Becker führte mal aus, dass die Kompensation vor einigen Jahren, die uns Cents einbrachte,über einen Euro hinaus (die genaue Summe weiss ich nicht mehr) gehen müsse, aber nicht realisierbar sei.SO siehts aus,lieber Herr Siemsen, und DA wäre wohl die ABDA MV schon lange in der Pflicht gewesen.Da turteln doch 34 Organisationen zusammen, oder ???

60. Große Fortbildung - Herzlichen Glückwunsch Kammer Nordrhein

von Smilla Schwarz am 29.11.2020 um 8:07 Uhr

Am Mittwoch dieser Woche fand in der Apothekerkammer Nordrhein zum 60. mal die Große Fortbildung statt. Für diesen runden Geburtstag wurde das Thema „Health goes digital - wir Apotheker auch?!“ ausgewählt. Diese Kombination weckte Hoffnungen auf ein digitales Feuerwerk der Fortbildung. Denn in der Coronakrise hat sich keine Branche so rasant fortentwickelt wie das digitale Veranstaltungsmanagement und wie die Methodik in der digitalen Lehre. Professionell organisierte Tagungen vermögen inzwischen einen großen Teil dessen auch digital abzubilden, was den Erfolg der große Fortbildung in Nordrhein immer ausgemacht hat, das Treffen von Kollegen, die man lange nicht gesehen hatte, der fachliche Austausch in den Veranstaltungspausen und das „Get together“ im Anschluss.

Es ist sehr bedauerlich, dass gerade in dieser Jubiläumsveranstaltung die neuen Chancen und Optionen des professionellen Tagungsmanagements nicht eingesetzt wurden. Man beschränkte sich auf bewährte hauseigene Möglichkeiten. Auch dann dürfen die mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Vorbild für ihr eigenes Handeln von ihrer Kammer Nordrhein einen professionellen Auftritt erwarten. Das gilt nicht nur für den Neuigkeitswert der Inhalte der großen Fortbildung, sondern ganz besonders auch für eine professionelle Selbstdarstellung als Körperschaft öffentlichen Rechts. Dazu gehören die perfekte Ausleuchtung der Moderierenden, eine Kameraführung, die den Referenten in den Mittelpunkt des Bildes rückt, ein einheitlicher, organisationsbezogener virtueller Hintergrund, eine angemessene, anlassbezogene Buisiness-Kleidung und die konsequente Einhaltung des im Programm veröffentlichten Zeitplans. Es mag der Einschätzung jedes einzelnen der über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst überlassen bleiben, in wie weit jeder selbst bei dieser Veranstaltung diese Anforderungen vom Flaggschiff der nordrheinischen Fort- und Weiterbildung als erfüllt ansieht. Die Apothekerkammer Nordrhein selbst hat jedenfalls damit, dass nicht der Präsident selbst sondern seine Stellvertreterin das Eröffnungsreferat übernommen hat, nonverbal ein unmissverständliches Signal gesetzt. Sie hat damit den Stellenwert beschrieben, den die Kammer selbst sowohl dem Thema „Health goes digital“ als auch der beruflichen Fort- und Weiterbildung derzeit zumisst.

...ach übrigens, Apothekerinnen und Apotheker freuen sich durchaus über ein online-Grußwort, das eine persönliche Wertschätzung für die in der Apotheke vor Ort Tätigen zum Ausdruck bringt. Das gilt erst recht, wenn sich jemand am nächsten Tag für eine Position im BAK-Vorstand bewerben will, die er aus eigenen Kräften allein niemals hätte erreichen können sondern für die er als Grundvoraussetzung ein zustimmendes Wahlverhalten seiner Kolleginnen und Kollegen vor Ort benötigt hat.

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