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25. November 2020
Beim E-Rezept-Modellprojekt von Baden-Württemberg, das unter dem Namen „GERDA“ angetreten war, stockt’s gleich an mehreren Stellen. Wir erinnern uns: Apothekerkammer und -verband, die Kassenärztliche Vereinigung von Baden-Württemberg und ihr Telemedizinangebot Docdirekt wollten mit dem Projekt Erfahrungen sammeln. Sie holten sich noch das Telemedizin-Start-up TeleClinic ins Boot, das dafür sorgen sollte, dass die elektronischen Verschreibungen in den Apotheken landeten. Baden-Württemberg sollte ein Pilotstandort für die Einführung der digitalen Verordnungen werden. Schön und gut, aber wie das mit so Start-ups ist, haben sie ihre eigenen Interessen. Teleclinic wollte nicht mit den Telemedizinern von Docdirekt zusammenarbeiten, stieg aus und schlüpfte unters Dach von Zur Rose an die Seite von DocMorris. Das war dann verständlicherweise das Aus bei GERDA. Wie LAK-Geschäftsführer Dr. Karsten Diers auf der Delegiertenversammlung der LAK Baden-Württemberg erläuterte, seien die politischen Ziele mit dem GERDA-Projekt dennoch erreicht worden: Es bildete die Grundlage für die Gematik-Spezifikation. Mein liebes Tagebuch, immerhin, auch wenn’s mit Teleclinic dumm gelaufen ist. Die rund 50 E-Rezepte, die im Lauf des Pilotprojekts ausgestellt worden waren, hätten gezeigt, dass der Übermittlungsprozess funktioniert. Womit GERDA nun auch noch zu kämpfen hat, ist ein Markenrechtsstreit: Der Name GERDA existiert bereits als Namen für die „Geriatrische Datenbank“ und wurde kurz vor dem Start der Rezept-Gerda als Marke eingetragen. Auch dumm gelaufen. Mein liebes Tagebuch, so kann’s gehen. Und wer wird schon nach Gerda fragen, wenn das One-and only-E-Rezept aus dem Gematik-Haus für alle an den Start geht.
Bei der letzten ABDA-Wahl hatte er noch überlegt, sich als Kandidat für den Posten des ABDA-Präsidenten aufstellen zu lassen: Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg. Dieses Mal wollte er allerdings nicht in den Ring. Und so kann er sich gelassen zurücklehnen und den Blick von außen auf die anstehenden ABDA-Wahlen werfen. Mit einer Videobotschaft im Vorfeld zur Kammerversammlung, die in abgespeckter Form als Präsenzveranstaltung stattfand, ließ Siemsen wissen, was sich bei der ABDA in Zukunft ändern müsse. Die ABDA müsse wieder dichter an die Basis heranrücken. Dazu gehöre auch „ein Ende der Zurückhaltung“, erklärte Siemsen und ergänzte: „Mit Honoraren wie vor zwanzig Jahren werden die Apotheken nicht die heutigen und schon gar nicht die zukünftigen Aufgaben erfüllen können.“ Wahre Wertschätzung finde sich im Portemonnaie. Mein liebes Tagebuch, endlich sagt’s mal einer. Für Siemsen bedeuten die anstehenden Wahlen eine Zäsur. Wie er das meint? So: „Der satten Zufriedenheit muss eine hungrige und basisnahe Führung folgen.“ Hui, das ist es, mein liebes Tagebuch. Und er legt nach: „Das Honorar muss wachsen, auch ohne zusätzliche Arbeit.“ Wer will da widersprechen. Mein liebes Tagebuch, da rutscht einem doch fast ein „Siemsen for President“ raus – wenn er sich denn hätte aufstellen lassen. Aber vielleicht färbt sein Drive ja auf die neue ABDA-Ära ab!
5 Kommentare
Die Worte hör ich wohl, Kai Siemsen . . .
von Uwe Hansmann am 29.11.2020 um 16:23 Uhr
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Widerspruch
von Reinhard Rodiger am 29.11.2020 um 14:51 Uhr
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Ergebnispolitik
von Ulrich Ströh am 29.11.2020 um 9:35 Uhr
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AW: Ergebnispolitik
von Dr.Diefenbach am 29.11.2020 um 12:49 Uhr
60. Große Fortbildung - Herzlichen Glückwunsch Kammer Nordrhein
von Smilla Schwarz am 29.11.2020 um 8:07 Uhr
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