Vorbereitungen laufen

In den USA sollen auch Apotheker gegen COVID-19 impfen

Remagen - 23.11.2020, 14:15 Uhr

Die CVS Pharmacy soll neben rund zwanzig weiteren Apothekenketten und Netzwerken unabhängiger Apotheken beim Impfen der amerikanischen Bevölkerung unterstützen. (m / Foto: Sundry Photography)

Die CVS Pharmacy soll neben rund zwanzig weiteren Apothekenketten und Netzwerken unabhängiger Apotheken beim Impfen der amerikanischen Bevölkerung unterstützen. (m / Foto: Sundry Photography)


Um den Zugang aller Amerikaner zu COVID-19-Impfstoffen zu maximieren, setzt die US-Regierung auch auf die Apotheken. Sowohl die Ketten- als auch die unabhängigen Offzinapotheken sollen an der nationalen Impfstrategie beteiligt werden.

Vor wenigen Tagen gab das US-Gesundheitsministerium (HHS) bekannt, dass auch die Apotheken mithelfen sollen, wenn die sehnlich erwarteten COVID-19-Vakzinen für die Durchimpfung der amerikanischen Bevölkerung bereitstehen. Die Liste für das Programm umfasst rund zwanzig Apothekenketten und Netzwerke unabhängiger Apotheken, darunter Walgreens, CVS Pharmacy, Rite Aid, aber auch hierzulande weniger bekannte Akteure wie Albertsons Companies, Costco Wholesale, Good Neighbor Pharmacy, Health Mart Systems, The Kroger, Topco Associates, Walmart und Winn-Dixie Stores. 

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Damit sind laut HHS ungefähr 60 Prozent der Ketten-Apotheken in den 50 Bundesstaaten eingebunden. Die unabhängigen Apotheken und regionalen Ketten sollen besonders den Zugang zu Impfstoffen in traditionell unterversorgten Gebieten verbessern. 

Alle Amerikaner sollen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen haben

„Die Gewährleistung des Zugangs und der Erschwinglichkeit des COVID-19-Impfstoffs für alle Amerikaner hat für die Trump-Administration höchste Priorität“, sagte HHS-Sekretär Alex Azar. „Die überwiegende Mehrheit der Amerikaner lebt in einem Umkreis von acht Kilometern um eine Apotheke. Unsere neue Vereinbarung mit Apothekenpartnern in ganz Amerika ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass alle Amerikaner Zugang zu sicheren und wirksamen COVID-19-Impfstoffen haben, sobald diese verfügbar sind.“ Die Impfungen über die Apotheken sollen für die Bevölkerung kostenfrei sein. 
Viele Apotheker, sowie die unter ihrer Aufsicht tätigen Praktikanten und Techniker, seien für die Bereitstellung von Impfungen geschult und bereits eine wichtige Anlaufstelle für Impfungen, stellt das Ministerium fest. Sie seien in ihren Gemeinden auch eine vertrauenswürdige Gesundheitsressource und hätten in der Pandemie eine wichtige Rolle gespielt, indem sie Patienten beraten, den Zugang zu Impfungen bei Kindern erweitert und COVID-19-Tests bestellt und durchgeführt haben.

Apotheker dürfen auch Kinder impfen

Im August 2020 hatte das US-Gesundheitsministerium Apotheker und Apothekenpraktikanten unter deren Aufsicht im Rahmen des Public Readiness and Emergency Preparedness Act (PREP-Act) dazu ermächtigt, Impfstoffe auch an Kinder im Alter von drei bis 18 Jahren zu verabreichen. Damit sollten die Impfraten in dieser Altersgruppe verbessert werden. Infolge der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hatten viele die Routine-Impfungen versäumt

Vorher Kapazitäten angeben

Um an dem Programm teilzunehmen, müssen die Apotheken einen COVID-19-Partnervertrag unterzeichnen. Vorab muss eine Mindestkapazität für die Verabreichung von Impfstoffen vorgeschlagen werden, einschließlich des Standorts der Einrichtungen, in denen geimpft werden soll und der geschätzten Anzahl der COVID-19-Impfstoffdosen, die eine Apotheke innerhalb bestimmter Zeiträume verabreichen kann, sowie der Kühlkettenspeicherkapazität.  
Die Apotheken erhalten die Zuteilung des COVID-19-Impfstoffs dann direkt vom Bund. Mit dem Service sind auch bestimmte Meldepflichten verbunden. 

Unabhängige Apotheken als wichtiger Teil des Versorgungsnetzwerks

Die „National Community Pharmacists Association“ (NCPA) begrüßt, dass seine Mitglieder ebenfalls in das Programm zum Vertrieb von COVID-19-Impfstoffen einbezogen werden und spricht von einer „sehr guten Nachricht“.  
Der größte Verband der unabhängigen Apothekeninhaber vertritt über 21.000 Apotheken, in denen landesweit rund 250.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Fast 80 Prozent finden sich in Gemeinden mit weniger als 50.000 und rund 40 Prozent in Ortschaften mit weniger als 10.000 Einwohnern. „Die unabhängigen öffentlichen Apotheken übertreffen zahlenmäßig jede der größten Ketten, und sie dienen sehr oft Bevölkerungen, für die es keine anderen zugänglichen Gesundheitsdienstleister gibt“, stellt NCPA-Geschäftsführer B. Douglas Hoey fest. „Seit Beginn der Pandemie stehen unsere Apotheker an vorderster Front und kümmern sich um ihre Patienten.“ 

NCPA: 86 Prozent der Apotheker würden gegen Corona impfen

Im August dieses Jahres hatte eine von der NCPA durchgeführte Umfrage ergeben, dass 86 Prozent der Mitglieder COVID-19-Impfungen anbieten würden. Eine große Mehrheit impft bereits gegen andere Krankheiten. Nach Angaben der NCPA verabreichen 70 Prozent Impfungen auch an Standorten außerhalb der Apotheke, wie etwa in lokalen Unternehmen, Langzeitpflegeeinrichtungen, Gemeindezentren, Kirchen, Schulen, Fabriken und Gefängnissen. „Ein großer Gewinn aus der Umfrage ist, dass die Apotheker in der Gemeinschaft sehr mobil sind“, hebt Hoey hervor. „Ihre Reichweite geht weit über den Vor-Ort-Standort hinaus.“ Dass es in ländlichen Gebieten nicht viele Gesundheitsdienstleister gebe, sei eine Herausforderung für die Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens, meint der NCPA-Geschäftsführer. Die öffentlichen Apotheken müssen dort ein Teil der Lösung sein.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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