Reaktionen auf Gematik-Zuschlag an IBM/eHealth-Tec

Schulz-Asche: „Fast schon zynisch“

Berlin - 20.11.2020, 09:15 Uhr

Kordula Schulz-Asche: Vor-Ort-Apotheken dürfen beim E-Rezept nicht benachteiligt werden. (Foto: Stefan Kaminski)

Kordula Schulz-Asche: Vor-Ort-Apotheken dürfen beim E-Rezept nicht benachteiligt werden. (Foto: Stefan Kaminski)


Adexa schreibt offenen Brief an Spahn

Auch die Apothekengewerkschaft Adexa kann die neue Kooperation nicht unkommentiert lassen. In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) erklären die Vorstände Tanja Kratt und Andreas May, dass sie „mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen im Apothekenbereich“ blicken. Es gehe um die ungleichen Wettbewerbsbedingungen von ausländischen Versendern und inländischen Apotheken. Diese Unwucht werde durch das VOASG zwar verringert, aber keineswegs behoben.

Mit der Einführung des E-Rezepts drohe nun die sinnvolle Trennung von Verordnung und Rezeptbelieferung aufzuweichen – und wirtschaftliche Interessen gefährdeten die freie Apothekenwahl. Während der Einfluss der ausländischen Versender gestärkt werde, werde die wirtschaftliche Lage der Vor-Ort-Apotheken geschwächt – und damit, so die Adexa-Vorstände, die Versorgung der Patient:innen sowie heimische  Arbeits- und Ausbildungsplätze. „Wenn bei der Telematik-Struktur des E-Rezepts eine Tochter des Schweizer DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose Group den zentralen E-Rezept-Dienst mit ausgestaltet, sind aus unserer Sicht massive Interessenskonflikte vorprogrammiert“, so May und Kratt.

Adexa will keine Abhängigkeit von Großkonzernen

Der Appell der Adexa-Vorstände an Spahn ist deutlich: „Sorgen Sie bitte dafür, dass die Arzneimittelversorgung nicht von ausländischen Großkonzernen abhängig wird, sondern weiter in der Hand von den heimischen Apothekenteams liegt, die hier ihre Steuern zahlen, der hiesigen Aufsicht unterliegen, die sich als Heilberufler:innen verstehen und die nicht Gewinnmaximierung als oberstes Ziel ansehen!“ Das Lob des Ministers für die Leistungen der Präsenzapotheken in der Pandemie erscheine den Apothekenangestellten vor diesem Hintergrund „kaum glaubwürdig“, so Kratt und May.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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5 Kommentare

Huuuu....Frau Schulz-Asche...

von Christiane Patzelt am 20.11.2020 um 16:10 Uhr

Was haben wir nicht stundenlang mit Ihnen telefoniert, uns mit Ihnen und Frau Dittmer im Bundesabgeordnetenhaus getroffen, was haben wir nicht Briefe an den Bundespräsidenten geschrieben, Unterschriften gesammelt, demonstriert und Petitionen eingereicht.....
Der deutsche Apotheker wird genau das tun, was Sie nun die nächsten Monate erleben und erleiden werden, er zieht sich zurück -- er verweigert seine Dienste an der Bevölkerung, er wird ein gefährdeter Beruf sein, auf dessen Wissen, Expertise und Umsorge vor allem die Politik durch das Hochjubeln des Versandes von Arzneimitteln im Namen der Bevölkerung verzichtet! Niemals wären Sie ein Jota von Ihrer Zuneigung zum Versand abgewichen, wie bitte stoßen mir jetzt noch die Bilder von Ihnen mit Herrn Buse auf -- und ehrlich meine Gute, dass amazon demnächst das Volk versorgt, ist ganz allein auf dem Mist des deutschen Bundestages gewachsen! Vor allem von solch Frauen wie Ulla Schmidt, Sabine Dittmer und Ihrer Person, die einen wohnortnahen und familienfreundlichen Beruf so in den Dreck gezogen haben, dass ihn einfach keine Dame von Intellekt mehr ausführen möchte! Wir Frauen von heute sind nämlich auch nicht so blöde und engagieren uns ewig in prekären Berufen, während andere ein sorgenfreies Leben haben! Frau Schulz- Asche -- den Karren holen Sie nicht mehr raus, die Amazonisierung der Arzneiversorgung ist Ihr Lebenspreis, herzlichen Glückwunsch! Ihre C. Patzelt

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Zynik

von Reinhard Rodiger am 20.11.2020 um 12:23 Uhr

Von besonderer Zynik ist, dass diejenigen,die den Versand erst möglich gemacht haben,plötzlich merken, dass die Struktur in Gefahr ist.Diese Geister hat der Gesundheitsminister gefördert und perfektioniert.Alle Macht den Krankenkassen und dem Versand.Hier wäre Engagement notwendig nicht nur Verständnis für Machtmissbrauch.

Schliesslich ist die Digitalisierung der wahre Türöffner für die Machtübernahme durch "The Winner takes it all -Protagonisten.Sie schafft in dieser Form den Sprung in Amazon-würdige Dimensionen.Ein dystopisches Projekt für die VorOrt-Apotheken, die absehbar dem Kostendruck bei gleichzeitiger Filetierung ihrer Einkunftsquelle nicht gewachsen sein können.Von wenigen in kaufkräftigen Gegenden abgesehen.Es fehlt eben eine rechtzeitige Digitalisierungs-und Kapitalmacht-Folgenabschätzung.Nicht zuletzt ist die Bindung an einen Grosskonzern genau das Gegenteil von lebensfähiger Diversität und Kontrollmöglichkeit.Gleiches gilt für die Einbindung von Profiteuren der VorOrt-Entwertung.

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Die Ahnungslosen ...

von Thomas Eper am 20.11.2020 um 10:42 Uhr

Dass Herr Spahn ziemlich gute Kontakte zu DocMorris (Zur Rose) hatte und scheinbar immer noch hat, davon weiß natürlich niemand was in Berlin. Schon klar.
Das finde ich auch schon fast zynisch.

Man kann sich nur noch wundern über die Ethik und Moral deutscher Politiker..

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.

von Anita Peter am 20.11.2020 um 10:06 Uhr

„mindestens einen herben Beigeschmack“

Wieso? "...den deutschen Arzneimittelmarkt mal so richtig aufmischen..." Wissen Sie noch von wem diese Aussage stammt? Das ganzen Handeln passt zu diesem Satz.

PS: An alle neunmalklugen Hater: Ich entschuldige mich für meine oben aufgeführte Grütze.

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AW: .Entschuldigung

von Frank Hartmann am 20.11.2020 um 11:56 Uhr

Angenommen !

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