Apothekerkammer Niedersachsen

„Das Sozialrecht ist ein guter juristischer Schutzwall“

Stuttgart - 19.11.2020, 10:30 Uhr

Cathrin Burs sieht die gesetzgeberischen Aktivitäten in Richtung Apotheken positiv. (Screenshot: www.broitzemer-apotheke.de)

Cathrin Burs sieht die gesetzgeberischen Aktivitäten in Richtung Apotheken positiv. (Screenshot: www.broitzemer-apotheke.de)


Herkulesaufgabe pharmazeutische Dienstleistungen

Im Hinblick auf die Einführung der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen sprach die Kammerpräsidentin von einem Meilenstein. Zugleich dankte sie den Kolleg:innen, die hierfür jahrelang gekämpft hatten. Schade sei, dass ausgerechnet der im September verstorbene Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Andreas Kiefer, diese Entwicklung nicht miterleben könne. Doch die politische Arbeit sei nicht am Ende: Nun folge die „Herkulesaufgabe“ für den Deutschen Apothekerverband (DAV), entsprechende Vereinbarungen mit dem GKV-Spitzenverband zu treffen. Dabei soll es um Tätigkeiten gehen, die alle Apotheken ausführen können. „Medikationsanalysen auf Spitzensportniveau soll es nicht geben“, so Burs.

Dass sich aus der Coronavirus-Pandemie heraus die Botendiensthonorare als eine festgeschriebene, dauerhafte Vergütung ergeben haben, bezeichnete Cathrin Burs als einen Paradigmenwechsel. Zwar sei die Höhe der Vergütung mit 2,50 Euro ab Januar 2021 defizitär, doch immerhin wäre dies ein erster, wichtiger Schritt.

Insgesamt bewertete die Kammerpräsidentin alle gesetzgeberischen Aktivitäten in Richtung der Apotheken – also das VOASG, die Regelungen im Patientendaten-Schutzgesetz und Masernschutzgesetz – als ein solides Fundament. Die Position des Berufsstands sei heute viel stärker als noch vor wenigen Jahren.

Ärzte und Apotheker: Abgegrenztes Nebeneinander auf Augenhöhe 

Die inzwischen gesetzlich ermöglichten Modellvorhaben zu Grippeimpfungen in Apotheken sollen laut Burs nicht dazu führen, dass die Apotheker nun ihre Fühler in Richtung heilkundliche Präventionsleistung austreckten. Mit dieser Aussage verdeutlichte die Kammerpräsidentin, dass es nach wie vor eine Abgrenzung zwischen ärztlichen und apothekerlichen Tätigkeiten geben wird. Doch gleichzeitig müsse es ein Nebeneinander auf Augenhöhe geben.

Dass sich Ärzteverbände zum Teil kritisch und sogar polemisch über die Modellvorhaben auslassen, akzeptiert sie nicht. Es sei eine „Portion zu viel an Frechheiten“, wenn in entsprechenden Veröffentlichungen behauptet werde, in Apotheken würden Patienten in den hintersten Ecken geimpft und dabei sowohl der Datenschutz als auch Hygienestandards missachtet. Mit dieser übertriebenen Revierverteidigung zerschlügen die Ärzte ihr eigenes Porzellan. Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die Beziehung zwischen den beiden Berufsständen. Wenn gleichzeitig noch die Patienten auf übertriebene Gefahren und Impfrisiken hingewiesen würden, sei des kontraproduktiv und gefährlich. Bis Ende des Jahres will man in Niedersachsen etwa 170 „Impfapotheker“ ausgebildet haben. Es sei nicht einfach gewesen, einen Arzt als Ausbilder zu finden. „Doch auch das haben wir geschafft“, betonte Burs.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Cathrin Burs sieht gesetzgeberische Aktivitäten in Richtung Apotheken positiv

Meilenstein VOASG

Landesapothekerkammer Niedersachsen

Burs lobt Spahn und macht Apothekern Mut

Cathrin Burs leitete erstmals die Kammerversammlung Niedersachsen

„Blick zurück bringt nichts!“

AK Niedersachsen nach fast 20 Jahren mit neuer Präsidentin / Wechsel in der Geschäftsführung

Linz geht, Burs kommt

Apothekerkammer Niedersachsen

Kaminski neuer Kammergeschäftsführer

Abschiedsfeier für Magdalene Linz

„Unerschrockene“ Netzwerkerin

Apothekerkammer Niedersachsen: Historischer Wechsel im Präsidium

Linz: Es wird sich ohne Gesetz nichts verbessern

1 Kommentar

Der "Meilenstein" Neue Pharmazeutische Dienstleistungen als Grabstein fürs Packungshonorar

von Armin Heller am 19.11.2020 um 18:57 Uhr

Mit den "neuen Pharmazeutischen Dienstleistung" hat sich die Apothekerschaft in blinder Selbstbeweihräucherung den Strick geknüpft, mit dem die Politik sie in den kommenden Jahren genüsslich strangulieren wird. Die zum Erhalt der Präsenzapotheken dringend erforderliche Erhöhung des seit nunmehr 17 Jahren eingefrorenen Packungshonorars ist damit für alle Zeit verbaut. Wohlfeiles Argument: "Das Packungshonorar bekommen doch auch die Versender, also macht einfach mehr Pharmazeutischen Dienstleistungen." Die will kein Patient haben? Tja dann braucht man euch wohl tatsächlich nicht. Der Holländer sagt jedenfalls, er machts auch im Jahr 2040 noch fürs Packungshonorar der Jahrtausendwende. So what?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.