Gesundheitsbezogene Informationen im Internet

BMG kooperiert mit Google

Berlin - 11.11.2020, 12:15 Uhr

Um verlässliche gesundheitsbezogene Informationen im Internet sichtbarer zu machen, arbeitet das Bundesgesundheitsministerium jetzt mit Google zusammen. (c / Foto: Google)

Um verlässliche gesundheitsbezogene Informationen im Internet sichtbarer zu machen, arbeitet das Bundesgesundheitsministerium jetzt mit Google zusammen. (c / Foto: Google)


Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) startete am gestrigen Mittwoch eine Zusammenarbeit mit Google, um evidenzbasierte Gesundheitsinformationen präsenter im Netz zu platzieren. Die Informationen entstammen dem seit September aktiven nationalen Gesundheitsportal gesund.bund.de. Wer eines von aktuell 
160 Krankheitsbildern googelt, dem wird neben seinen Suchergebnissen ein hervorgehobener Kasten angezeigt.

„Die Pandemie zeigt uns in einem Brennglas, wie wichtig es ist, seriöse gesundheitsbezogene Informationen im Netz zu finden. Nur wer informiert ist, kann sich und andere schützen – das gilt für Corona, aber auch für viele andere Krankheiten.“ So zeichnete Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Problematik, der er durch die Zusammenarbeit mit Google begegnen will, in einer gestrigen Pressekonferenz.

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Am 1. September 2020 startete das nationale Gesundheitsportal gesund.bund.de – Träger ist das BMG. Die unabhängige Plattform bietet evidenzbasierte Informationen, die von wissenschaftlichen Einrichtungen stammen, leicht verständlich an. Die Betreiber haben mit 160 Krankheitsbildern begonnen und bauen die Website nach und nach aus. Durch die Kooperation mit Google erhofft sich der Gesundheitsminister die nötige Reichweite für diese Plattform. „Wer Gesundheit googelt, soll auf unserem Portal landen und dort die Informationen finden, die er braucht“, so Spahn. Wer seit gestern eines der bisher 160 eingepflegten Krankheitssymptome googelt, dem erscheint rechts neben seinen Suchergebnissen ein hervorgehobener Kasten oder „Knowledge Panel“. Dessen kurze, aggregierte Informationen entstammen der nationalen Gesundheitsplattform. 

In der gestrigen Pressekonferenz äußerte sich auch Philipp Justus, Vizepräsident von Google Zentral-Europa: „Jeden Tag suchen Nutzer auf der ganzen Welt mehrere Milliarden mal mithilfe der Google-Suche. Nach einer aktuellen Umfrage des Verbandes Bitkom suchen 53 Prozent aller Patienten vor einem Arztbesuch Krankheitssymptome im Netz – gerade bei medizinischen Fragen ist die Verlässlichkeit der Antworten essenziell. Unser Ziel ist es, aus der schier unendlichen Menge an Informationen diejenigen zu finden, die relevant und vertrauenswürdig sind.“ Google erhält durch die Kooperation weder finanzielle Vorteile, noch soll es die angezeigten Inhalte beeinflussen können. Für Google bestehe der Mehrwert darin, dass sie ihren Nutzern vertrauenswürdige und relevante Informationen zur Verfügung stellen wollen, so Justus. „Wenn die richtigen Informationen vorhanden und verifiziert sind, ergibt es Sinn, sie auch prominent in die Suchergebnisse einzubinden.“

Gretchenfrage Datensicherheit

Justus betonte, dass keine gesundheitsbezogenen Daten an das BMG oder andere Behörden weitergegeben werden. Jeder Nutzer könne bei Google stets selbst entscheiden, was mit seinen Daten passiert, etwa indem er seine Suchanfragen lösche. 

Auch Spahn ist sich der Assoziationen bewusst, die bei einer solchen Kooperation bei der Bevölkerung entstehen. Doch er unterstreicht: „Wenn Sie bei Google Migräne eingeben, weiß die Suchmaschine durch diese Kooperation nicht mehr und nicht weniger, als vorher. Es stehen keine anderen datenschutzrechtlichen Fragen im Raum als vor unserer Zusammenarbeit.“ Die Frage, ob Google Daten zu persönlichen Suchanfragen besitzen dürfe, hätte man auch schon vorher mit sich ausmachen müssen.

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Aber ausgerechnet Google? Hatte Spahn nicht vor Kurzem betont, dass man die Gesundheitspolitik nicht Apple und Google überlassen dürfte? Auch dieser Frage musste sich Spahn stellen: „Wir müssen anerkennen, dass eine Mehrheit der Deutschen jeden Tag googelt. Die schönste Information nützt nichts, wenn Sie niemand findet. Ich möchte nur verhindern, dass wir am Ende bei digitalen gesundheitlichen Angeboten nur noch zwischen Apple, Google oder Alibaba wählen können. Deswegen machen wir hierzulande Druck bei der Entwicklung der elektronischen Patientenakte.“ Spahn fügte hinzu: „Ich kann nicht verstehen, warum fast jeder ständig gesundheitsbezogene Daten an Freunde und Verwandte – wie ,Ich habe Grippe' – über amerikanische Unternehmen, z. B. Whatsapp, teilt. Doch sobald wir in Deutschland ein anonymisiertes Datensystem entwickeln, entsteht ein riesiger Skandal.“



Marius Penzel, Apotheker und Volontär
redaktion@daz.online


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