Alternativen zu Xylometazolin & Co. (Teil 2 von 2)

Welche Nasensprays wirken abschwellend?

Stuttgart - 05.11.2020, 07:00 Uhr

Nicht jeder darf Nasensprays mit Xylometazolin, Oxymetazolin oder Tramazolin verwenden. Als Alternativen stehen zum Beispiel Nasodirect von Pari und Emser® Nasenpray zur Verfügung. Was sind ihre Vor- und Nachteile? (Foto: I Viewfinder / stock.adobe.com)

Nicht jeder darf Nasensprays mit Xylometazolin, Oxymetazolin oder Tramazolin verwenden. Als Alternativen stehen zum Beispiel Nasodirect von Pari und Emser® Nasenpray zur Verfügung. Was sind ihre Vor- und Nachteile? 
(Foto: I Viewfinder / stock.adobe.com)


Emser: als apothekenpflichtiges Arzneimittel zugelassen

Emser® Nasenspray wirkt laut Hersteller „abschwellend“. Es ist frei von Konservierungsstoffen. Das Emser Salz wird durch Eindampfen des Emser Thermalwassers gewonnen und enthält neben Natrium- und Chlorid-Ionen, wie in Kochsalzsprays, zusätzliche Ionen (Kalium, Calcium, Sulfat, Hydrogencarbonat) und Mineralstoffe, wie sie der natürlichen Zusammensetzung des Emser Thermalwassers entsprechen. Es ist mit einem pH-Wert zwischen 8 und 10 leicht basisch, was auf den Anteil an Hydrogencarbonat zurückzuführen ist. Emser Salzlösung ist in Konzentrationen von 1,175 Prozent isoosmotisch zu Körperflüssigkeiten (und zu Kochsalzlösungen mit 0,9 Prozent).

Drei Fragen an den Hersteller

  1. Emser® Nasenspray ist nicht hyperton – wie kommt die abschwellende Wirkung zustande?  
    „Die Wirkung einer lokalen Behandlung der Atemwege mit isoosmotischer Emser Salz-Lösung besteht im Wesentlichen in einer Aufrechterhaltung des Sol-Gel-Gleichgewichts, einer Anregung der mukoziliären Schlagfrequenz, welche für die natürliche Selbstreinigung der Atemwege von größter Wichtigkeit ist. Zusätzlich kommt es zu einer Reduktion der Rigidität und Viskoelastizität des zähflüssigen Sekrets – das in akut und chronisch erkrankten Atemwegen häufig zu finden ist –, was zu einer Erleichterung des Abtransports dessen führen muss. Die abschwellende und befreiende Wirkung von Emser® Nasenspray wurde sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern in klinischen Studien untersucht. Der positive Effekt auf Flimmerzellen konnte in Zellkulturversuchen (in vitro) gezeigt werden. In-vitro-Versuche mit Sputen von Patienten mit Cystischer Fibrose (Mukoviszidose) zeigten hierbei den deutlichsten Effekt durch eine isotone Lösung des natürlichen Emser Salzes, es zeigten sich keine Vorteile einer hypertonen Emser Salz-Lösung [King M, App E-M (1995): In-vitro-Untersuchungen zur umfassenden Evaluierung der Wirkung von natürlichen Emser-Salz-Lösungen auf die Mucus-Rheologie und Clearance. Final Report. Anm. d. Redaktion: Nicht veröffentlicht].“
  2. Warum sind ein hoher Hydrogencarbonat-Anteil und alkalischer pH-Wert vorteilhaft? 
    „Für alkalische Lösungen ist bekannt, dass sie zähes Sekret deutlich besser lösen als neutrale und/oder schwach saure Lösungen wie z. B. Kochsalzlösungen. Das konnte auch in In-vitro-Studien belegt werden. Ferner verfügen Lösungen aus Hydrogencarbonat-Ionen über eine entsprechende Pufferkapazität für saure Entzündungsmetaboliten, die bei Entzündungsgeschehen auftreten, sodass die Applikation von isotonen Lösungen des natürlichen Emser Salzes hier einen direkten Einfluss auf die Entzündungsreaktionen nehmen kann, was zusammen mit den weiter aufgeführten Wirkmechanismen zum Abschwellen der Schleimhaut führt.“
  3. Ist Hydrogencarbonat chemisch nicht sehr instabil und zerfällt sofort in gasförmiges CO2
    „Das Reaktionsgeschehen der Ausgasung verläuft langsam. Der Gehalt an Hydrogencarbonat in den Glasampullen ist über die gesamte Haltbarkeit stabil.“

Emser® Nasenspray ist als apothekenpflichtiges Arzneimittel zugelassen – das bedeutet: Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität hat der Hersteller in Studien nachgewiesen. In der Tat kann der Hersteller zahlreiche (jedoch nicht immer publizierte) Untersuchungen vorlegen, darunter eine Studie, die Emser Salz mit Xylometazolin in der Behandlung von Rhinosinusitis bei Kindern untersuchte („The value of Ems Mineral Salts in the treatment of rhinosinusitis in children Prospective study on the efficacy of mineral salts versus xylometazoline in the topical nasal treatment of children“). Veröffentlicht wurde die Studie (doppelblind, randomisiert, prospektiv) 2005 im „International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology“. 

66 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren mit akuter Infektion der Nase/oberen Atemwege und Beteiligung des Mittelohrs (sekretorische Otitis media) erhielten zwei Wochen lang entweder täglich ein bis zwei Hübe je Nasenloch Emser® Nasenspray oder Xylometazolin 0,5 Prozent. In erster Linie wurde der Entzündungsgrad der Nasenschleimhaut untersucht, sekundäre Endpunkte waren die Luftdurchlässigkeit der Nase, das allgemeine Gesundheitsbefinden der Kinder und – auf das Ohr bezogen – das Ausmaß der Paukenhöhlenbeteiligung und der Schwerhörigkeit. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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