PwC-Studie

Anteil weiblicher Führungskräfte in der Gesundheitswirtschaft sinkt

Berlin - 27.10.2020, 07:00 Uhr

Laut einer gestern veröffentlichten Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in Ministerien und Behörden seit 2015 besonders stark gesunken. (p / Foto: imago images / Jürgen Ritter)

Laut einer gestern veröffentlichten Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in Ministerien und Behörden seit 2015 besonders stark gesunken. (p / Foto: imago images / Jürgen Ritter)


Der Anteil weiblicher Führungskräfte im Management der Gesundheitswirtschaft ist seit 2015 um vier Prozentpunkte zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am gestrigen Montag veröffentlichte Studie. Besonders drastisch sinkt die Quote demnach in Fachabteilungen von Ministerien und Behörden.

Allen Forderungen nach mehr Gleichberechtigung von Frauen zum Trotz: Der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Gesundheitswirtschaft ist innerhalb der vergangenen fünf Jahre deutlich zurückgegangen – besonders im Bereich von Politik und Verwaltung. Das zeigt die aktuelle Studie „Frauen in der Gesundheitswirtschaft" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Lag die Frauenquote in leitenden Positionen der Gesundheitswirtschaft im Jahr 2015 noch bei 33 Prozent, beläuft sich dieser Anteil aktuell nur noch auf 29 Prozent.

Für die Untersuchung hat PwC nach eigenen Angaben die Daten von 
8.000 Institutionen und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ausgewertet, darunter 3.000 Krankenhäuser und Rehakliniken, 3.800 private und gesetzliche Krankenversicherungen, Pharmaunternehmen und Hersteller medizinischer Geräte. Hinzu kamen 1.200 Verbände und 100 wissenschaftliche Einrichtungen sowie 
190 politische Gremien, Ministerien und Behörden. Untersucht wurde die Anzahl weiblicher Führungskräfte in Bezug auf Branchen, Tätigkeitsfelder und Regionen. „Frauen in der Gesundheitswirtschaft 2020" ist die zweite Studie dieser Art nach 2015.

Image der Branche als Arbeitgeber leidet

Im Bereich von Politik und Verwaltung fällt der Rückgang an weiblichen Führungskräften besonders drastisch aus: 2015 waren in Ministerien und Behörden, die sich mit Gesundheitsfragen beschäftigen, noch 44 Prozent der leitenden Stellen in der Hand von Frauen. Fünf Jahre später sind es nur noch 31 Prozent. Daran konnte offensichtlich auch das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, das 2015 in Kraft getreten ist, nichts ändern. „Frauen machen in der Gesundheitswirtschaft mehr als drei Viertel der Beschäftigten aus. Für deren Karriereperspektiven ist das ein fatales Signal", sagt Sevilay Huesman-Koecke, International Director und Head of Business Development im Bereich Gesundheitswirtschaft bei PwC. „Angesichts von Pflegenotstand und Fachkräftemangel gelingt es der Gesundheitswirtschaft damit auf keinen Fall, sich als attraktiver Arbeitgeber für Frauen zu präsentieren. Dabei spielen genau diese in Führungspositionen eine wirklich wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen."
 

Gegenläufiger Trend in der Pharmaindustrie

Nur vereinzelt verzeichnet die Studie auch positive Trends im Hinblick auf die Karrierechancen von Frauen: Auf Vorstandsebene der Pharmaindustrie hat sich der Anteil von Frauen von gerade einmal 5 Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 21 Prozent erhöht und damit mehr als vervierfacht. Im Topmanagement dieser Branche sind Frauen heute zu 20 Prozent (2015: 15 Prozent) vertreten. Einen Grund dafür sieht Sevilay Huesman-Koecke in der Tatsache, dass in der mittleren Führungsebene von Pharmaunternehmen Frauen mehr als die Hälfte ausmachen (55 Prozent): „Das zeigt, dass die Förderung im mittleren Management ansetzen muss. Wenn der Frauenanteil hier stimmt, gibt es für Spitzenpositionen auch genügend qualifizierte Bewerberinnen."

Ost-West-Gefälle im Krankenhaussektor

In Krankenhäusern und Rehakliniken liegt der Anteil von Frauen auf mittlerer Führungsebene immerhin bei 49 Prozent. In den oberen Führungsetagen gibt es dort aber signifikante Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Sind in Ländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen Frauen als Chefinnen mit guten 42 bis 44 Prozent vertreten, liegt dieser Anteil in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bei nur 30 Prozent.

Innerhalb von Unternehmen fehlt es nach Einschätzung der Expertin noch zu oft an einer professionellen Personalentwicklung, die Frauen als Führungskräfte genauso fördert wie Männer. „Wir sehen immer wieder, dass Männer in Führungspositionen auch Männer auf ihrer Karrierelaufbahn fördern. Dabei ist es nicht nur für die Diversität, sondern auch für den Erfolg eines Unternehmens wichtig, dass unabhängig von Geschlechtern echtes Talent gefördert wird.”



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