Eisen nur noch zweimal täglich

Neues Dosierungsschema für Floradix

Stuttgart - 13.10.2020, 14:15 Uhr

Neben Floradix gibt es natürlich auch noch andere Marken und Darreichungsformen zur oralen Eisen-Supplementation. Wer Tabletten einnimmt, trinkt auf Empfehlung der Apotheke meist ein Glas Orangensaft dazu. Ginge auch Apfelsaft? (c / Foto: monticellllo / stock.adobe.com)

Neben Floradix gibt es natürlich auch noch andere Marken und Darreichungsformen zur oralen Eisen-Supplementation. Wer Tabletten einnimmt, trinkt auf Empfehlung der Apotheke meist ein Glas Orangensaft dazu. Ginge auch Apfelsaft? 
(c / Foto: monticellllo / stock.adobe.com)


Floradix bietet ein umfangreiches Sortiment zur Eisen-Supplementation an. Für die Niedrig-Eisen-Therapie hat der Hersteller nun ein weiteres Dosierungsschema eingeführt – es soll die Adhärenz verbessern. DAZ.online hat sich außerdem bei den Kolleginnen von der MMP (Medizinische Monatsschrift für Pharmazeuten) umgehört: Was gibt es neues in der Beratung zur Eisen-Supplementation? Und ist Orangensaft besser als Apfelsaft?

Ab sofort gibt es ein zweites Einnahmeschema für die Niedrig-Eisen-Therapie mit „Floradix® mit Eisen“: zweimal täglich 22,5 ml alternativ zur weiterhin bestehenden Empfehlung von dreimal täglich 15 ml. Das neue Dosierungsschema erlaubt, die Einnahme auf morgens und abends zu beschränken. Gerade die mittägliche Einnahme sei für Berufstätige oft schwer einzuhalten und werde in der Alltagshektik leicht einmal vergessen, so Hersteller Salus. Daher bestand der Wunsch nach einer alternativen, einfacher durchführbaren Dosierung von nur zweimal täglich 22,5 ml.

Höhere Einzeldosis – morgens und abends

Diesem Wunsch ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nun nachgekommen und stimmte dem weiteren Einnahmeschema zu, bei dem morgens und abends je 22,5 ml „Floradix® mit Eisen“ eingenommen werden. Die Einzeldosis erhöht sich damit von 12,3 auf 18,4 mg Eisen(II)-Ionen, das Konzept der Niedrig-Eisen-Therapie bleibt erhalten. Nur zweimal täglich an die Einnahme zu denken, falle vielen Menschen sicherlich leichter, zumal die meisten morgens und abends zu Hause sind. Das vereinfachte Anwendungsschema lasse sich gut in den Alltag integrieren und verbessere so die Chance auf eine erfolgreiche Therapie, so der Hersteller.

Hätten Sie es gewusst?

Die Floradix®-Produkte in der grünen Packung sind für die Apotheke bestimmt, während es die roten Packungen im Reformhaus gibt.

Eisen kommt sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Zur optimalen Versorgung empfiehlt sich deshalb eine ausgewogene Mischkost. Eisen wird hauptsächlich benötigt, um den Sauerstofftransport im Körper zu gewährleisten. Es dient hierbei zum Aufbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin sowie des Muskelfarbstoffs Myoglobin, über die der Sauerstoff zu den Zellen transportiert wird. Außerdem ist Eisen Bestandteil zahlreicher Enzyme, die bei der Energiegewinnung und Entgiftung eine Rolle spielen. Ein Eisenmangel äußert sich beispielsweise in leichter Ermüdbarkeit, Antriebsschwäche, Kreislaufstörungen, Erkrankungen der Mundschleimhaut, verminderter Widerstandskraft, blasser, trockener Haut, brüchigen Nägeln und Haaren sowie Appetitlosigkeit. Eine mögliche Blutarmut durch Eisenmangel muss vom Arzt abgeklärt werden. 

Einen erhöhten Eisenbedarf haben außerdem Schwangere, Stillende, Frauen durch den Blutverlust bei der Monatsblutung, Blutspender, Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase sowie Ausdauersportler durch die vermehrte Blutbildung wegen des erhöhten Sauerstoffbedarfs. Zu den Risikogruppen für einen (zeitweiligen) Eisenmangel zählen außerdem frisch Operierte nach hohem Blutverlust, strenge Vegetarier sowie ältere Menschen, die appetitlos sind und kaum etwas essen. 

Das reduzierte Einnahmeschema von Floradix ist also sicherlich zu begrüßen, aber wie sinnvoll ist die tägliche Eisen-Supplementation (in höheren Dosen) überhaupt für die Bioverfügbarkeit von Eisen?

Eisen nur noch alle zwei Tage – ist noch seltener noch besser?

 Am 16. Juni 2020 fand das MMP-Webinar „Eisensupplementierung – AMTS-Risiken im Alltag“ mit Dr. Dirk Keiner statt. Haben Sie daran teilgenommen? Während des Seminars haben die über 600 Teilnehmer zahlreiche praxisrelevante Fragen an den Krankenhausapotheker gerichtet. Die Antworten können Sie in der aktuellen MMP (Medizinische Monatsschrift für Pharmazeuten) nachlesen. 

Eine Frage lautete beispielsweise: „Viele Hebammen empfehlen nach der Entbindung Floradix® Kräuterblut®. Ist das sinnvoll?“ Dr. Keiner hält die Empfehlung für wichtig, im Fokus stehe dabei die postpartale Eisenmangelanämie. Die häufigste Ursache dafür sei die Kombination aus präpartalem Eisenmangel und einem Blutverlust (< 250 ml bis > 500 ml) während der Geburt. Auch wenn sich der Eisenbedarf nach einer komplikationslosen Geburt mit geringem Blutverlust durch eine ausgewogene Ernährung decken lasse – „bei höherem Defizit helfen Eisen(II)-Supplemente, so auch Eisen(II)-gluconat im genannten Produkt“. 

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Besonders interessant ist, dass neueste Empfehlungen sich ohnehin für eine Eiseneinnahme alle 48 h aussprechen. Diese alternierende Supplementierung sorge für eine bessere Bioverfügbarkeit. Ein MMP-Webinar-Teilnehmer wollte wissen, welche Rolle in diesem Zusammenhang Lactoferrin und Hepcidin spielen? (Anmerkung der Redaktion: Lactoferrin wird beispielsweise auch von der Marke Floradix® als Kapseln angeboten.) Dr. Keiner erklärt, warum die alternierende Eisen-Gabe ab 60 mg elementarem Eisen pro Tag für effektiver gehalten wird: „Die Körperreaktion mit der verstärkten hepatischen Hepcidinbildung (= Eisenbremse) führt zu einer Internalisierung des Ferroportins und damit zum Freigabeverlust von Eisen aus dem Enterozyten. Bei ausreichendem Abstand hoher Dosierungen ist der Hepcidinspiegel dann wieder 'normal'. Auch Lactoferrin verbessert den Eisentransfer. Es senkt die Bildung proinflammatorischer Zytokine und damit auch die Hepcidinausschüttung.“ 

Eisen und Vitamin C: Orangen- oder besser Apfelsaft?

Weil die orale Eisen-Gabe die Hepcidinkonzentration also regulatorisch erhöht, inhibiert sie die Eisenaufnahme aus dem Darm für mindestens 24 Stunden. Und wie hoch darf die maximale Einzeldosis im Abstand von zwei Tagen dann sein? Das wollte ein weiterer Teilnehmer wissen. „Die empfohlene orale Tagesdosis liegt bei 
2-6 mg/kg Körpergewicht. Für Erwachsene sind das zwischen 150 und 300 mg Eisen, was sich auch durch das maximale physiologische Absorptionsvermögen 
(25-30 mg pro Tag reines Eisen) ergibt“, erklärt Dr. Keiner dazu. 

Dass wer Eisen einnimmt, dies am besten zusammen mit einem Glas Orangensaft tun sollte, dürfte in der Apotheke gut bekannt sein. Aber wahrscheinlich nicht nur ein Teilnehmer des MMP-Webinars dürfte sich gefragt haben, ob „bei der oralen Eisen-Gabe eine zusätzliche Einnahme von Vitamin C wirklich so wichtig für die Bioverfügbarkeit“ ist? Dr. Keiner erklärt, dass hinter dieser Vorgehensweise vor allem die Absicht stecke, etwa bei Verträglichkeitsproblemen, eine bereits bestehende Eisenaufnahme zu optimieren. Es könnten so geringere Eisendosierungen eingesetzt werden. Vitamin C reduziere das dreiwertige Nahrungseisen (Nicht-Häm-Eisen) in zweiwertiges, besser resorbierbares Eisen (200-400 Prozent). Head-to-Head-Studien seien aber wünschenswert. 

Und „wie viel Vitamin C sollte dann mindestens zum oralen Eisenpräparat gegeben werden“, wollte ein weiterer Teilnehmer wissen? Während die Vitamin-C-Dosen in den Studien schwanken sollen, sei auch unklar, ob natürliche Vitamin-C-Quellen besser seien als chemische. Orangensaft steigere aber beispielsweise bei Kindern die Bioverfügbarkeit um 50 Prozent, Apfelsaft hingegen nicht. 

Kann man auch zu viel Vitamin C einnehmen?

Der gleichzeitige Verzehr von 25-100 mg Vitamin C soll die Absorption von Nicht-Häm-Eisen um das Vierfache erhöhen. Um die Absorption hochverfügbarer Eisensalze wie Eisensulfat zu verbessern, sei jedoch ein Überschuss von 200 mg Vitamin C pro 30 mg elementares Eisen erforderlich. Außerdem weist Dr. Keiner außerdem darauf hin: „Auch bei der Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose ist der Zusammenhang unbedingt zu beachten, nur hier ist der positive Effekt riskant und daher die tägliche Vitamin-C-Zufuhr zu begrenzen (max. 500 mg inkl. Lebensmittel) und dabei mindestens zwei Stunden Abstand zu Eisen-/fleischhaltigen Mahlzeiten einzuhalten.“ 

Wenn Sie noch mehr über Eisen erfahren wollen – etwa, welche Rolle Zink beim Eisenstoffwechsel spielt –, dann werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe der MMP.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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