Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

11.10.2020, 07:43 Uhr

Wo man hinschaut – nur Baustellen! (Foto: Alex Schelbert) 

Wo man hinschaut – nur Baustellen! (Foto: Alex Schelbert) 


Das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz darf kommen – man kann es als grünes Licht deuten, was der EU-Kommissar Breton in einem Brief an unseren Bundesgesundheitsminister schrieb. Und dennoch, es wird nicht ausbleiben, dass das Gesetz nach Inkrafttreten vor dem Europäischen Gerichtshof landet. Davon gehen sogar Spahn, Gesundheitspolitiker und der ABDA-Präsident aus. – Düster und teuer bleibt es für die Apotheken, die von der AvP-Pleite betroffen sind. Frust und Sorgen! Schnellkredite ja, aber wohl keinen zinslosen Rettungsfonds. Das Geld für die Rezepte wird es, wenn überhaupt, lange nicht geben. – Gibt’s nicht in Apotheken: die ersten Gesundheits-Apps auf Rezept. Gibt’s in Apotheken: Grippeschutzimpfungen – die ersten deutschen Apotheken haben geimpft. 

5. Oktober 2020 

Keine Frage, Corona beflügelt den Online-Handel. Warum soll ich mich mit Maske samt den übrigen AHA-Regeln in eine infektiöse Umwelt begeben, wenn ich meine Ware sicher und bequem online bestellen kann und der Paketbote legt sie mir vor die Tür? – diese Frage stellen sich vermutlich viele Menschen, die in Versandapos einkaufen. Wie sonst sind die steigenden Umsätzen der letzten Monate zu verstehen? Nehmen wir als Beispiel das Versandhaus Shop Apotheke, seit September im MDax gelistet. Der Konzernumsatz des Versandhändlers ist im dritten Quartal um knapp 40 Prozent auf 238,7 Mio. Euro gewachsen. Allein in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) freut sich der Versender über ein Plus von rund 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders bemerkenswert ist der Rx-Bereich: Im ersten Halbjahr 2020 meldet hier Shop Apotheke ein Plus von 18 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2019. Mein liebes Tagebuch, solche Entwicklungen lassen uns Apothekers nicht kalt. Und die Politik schaut weg. Gegen solche Strömungen hilft wohl auch kein halbseidenes VOASG mit einem wackeligen Rx-Boni-Verbot und geplanten honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen, von denen wir noch weit entfernt sind. Nein, hier arbeiten gewaltige Marktkräfte, die Anlockung von Kunden ist stark. Mein liebes Tagebuch, ich hab mir das auf der Shop Apotheken-Seite mal angesehen: 5 Euro gibt’s einmalig für die Newsletter-Bestellung, 10 Euro fürs Einreichen des ersten Rezepts; außerdem sind derzeit bis zu 30 Euro Boni drin, abhängig vom Preis und Anzahl der verordneten Arzneimittel (bei einem Arzneimittelpreis unter 70 Euro gibt’s 2,50 Euro Bonus, über 300 Euro gibt’s die 10 Euro Bonus). Bei entsprechend hohem Rezeptwert könnte ein Erstkunde, der sich auch zum Newsletter anmeldet, so einmalig gleich 45 Euro auf sein Shop-Konto gespült bekommen, die er z. B. für den Kauf von OTC-Arzneimitteln einsetzen kann. Und schreibt er für seine gekauften Produkte eine Bewertung mit mindestens 50 Wörtern ins Netz, gibt’s zusätzlich noch einen 5% Rabatt-Gutschein für jede Premium-Bewertung. Ab 9 Euro liefert dieser Versender zudem versandkostenfrei. Mein liebes Tagebuch, EU-Versender werden natürlich mit allen Marketing- und sonstigen Instrumenten versuchen, an E-Rezepte zu gelangen. Wo sind unsere Gegenstrategien? Das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz, wenn’s denn so kommt und hält, was es verspricht? Dann gibt’s zumindest keine Boni mehr für GKV-Patienten. Wir werden vermutlich noch viel mehr als heute unsere Stärken herausstellen müssen: den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch und die Tatsache, dass es bei uns die Ware sofort oder am gleichen Tag per Botendienst gibt.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Rückblick auf das Jahr 2020

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

8 Kommentare

"Avp-Virus" jetzt auf Kassensuche ...?

von Christian Timme am 11.10.2020 um 23:13 Uhr

"Corona" als wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument wird nicht nur den Apothekers noch "viel Freude" bereiten... wer wird denn ein solches "Spielzeug" freiwillig aus der Hand GEBEN?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

3 mal Hoch

von Dr.Diefenbach am 11.10.2020 um 16:17 Uhr

...man lese die Ausführungen der geschätzten Kollegin mehrfach um die dramatischen Konsequenzen, dargelegt von Prof.H. Meyer(hat die ABDA Spitze ihn eigentlich im Focus??)überhaupt zu erkennen.Offenbar ist da in der Berliner Juristerei einiges vorbei gelaufen,Ich frage aufs Neue:WO bleibt mal ein Statement von zB Herrn Tisch?Mir wird stets erzählt, dass die Aktivitäten im Verborgenen ablaufen, ohne die plebiszitäre PR(wie wir hier im Netz sie so betreiben!!),aber ich SEHE :Die Erfolge nicht!!! Insofern kann ich auch nur die Basis auffordern sich Ala Luther die Guttenbergerschen Thesen anzuschauen, dann vom Glauben abzufallen UND NEUE Wege zu suchen.Die Komplettabsage eines gerade jetzt so wichtigen Apothekertages.Das spricht für sich.Dass die Aktivitäten der Banken bei AvP so subtil abgelaufen sein sollen:Dies wäre ein Signal der hauseigenen PR gewesen, die breite!!!! Öffentlichkeit einmal auf das verquere Problem Individualhaftung gegenüber dem staatlichen,verpflichtenden!!! Versorgungsauftrag aufzuklären.Das unterblieb.Dass die Verbände nun agieren, ist in Sachen AvP OK, aber ging das rasch genug?In Bezug auf das VOASG :Da dürften wir erleben wie bestens strukturierte Prozesse schnell oder weniger schnell ,aber zielgerichtet auf Dinge wie Amazon Apotheken(auch wenn es noch dauern mag ) oder wie auch immer das dann heisst hinauslaufen.Die Menge an Individualapotheken:Sie sinkt, ganz massiv.Die Zukunftsqualitäten bei Konzentrationen sehen wir bereits heute in vielen Branchen:Anonym,unpersönlich.Genau DAS WAS die heutige Apothekenlandschaft TUT,wird politischer Wichtigtuerei geopfert.Das zwischenmenschliche schwindet,der Automat lebt.Auch dies steckt in den Hoch-Zeilen...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Bringschuld

von Reinhard Rodiger am 11.10.2020 um 14:05 Uhr

Es ist geradezu peinlich und beschämend, dass die Standesführung die Mitverantwortung des Staates so völlig ignoriert.Hängenlassen zugunsten eines Deals, der die restlichen Apotheken sichern soll? Gleichzeitig durch den Mangel an Rückendeckung signalisieren, dass der AvP-Crash fast willkommen erscheint als Anlass, die 50% -Strategie zum Eliminieren früher zu beenden.
.Wo bleibt der lautstarke mediale Aufschrei, dass 20-30% der Apotheken in manchen Landesteilen gefährdet sind? Dass das System auf der Kippe steht? Daß Apotheken nur weiterarbeiten, wenn der Staat die Ausfallgarantie übernimmt.Das Risiko ist nicht zumutbar, weil erwartet werden kann,dass bei unzureichender Kontrolle des Staates Schäden gesetzt werden können, für die dann wieder niemand Verantwortung trägt.Jede Regelung für später muss die heutigen Schäden einbeziehen.Später nützt sonst nicht angemessen.
Juristische Unklarheiten sind kein Grund die eigentliche staatliche Verantwortung nicht zu fokussieren.Schliesslich hat schon Corona gezeigt, was alles möglich ist, wenn der Wille da ist.Hier fehlt er völlig.Es ist Einzelpersonen und EINER Partei zu danken, dass dies überhaupt zur Sprache kommt. Allein das sollte für eine Interessenvertretung beschämend sein.

Wer ausser Insidern versteht denn die Dimension dieses Vertrauensverlustes und die potentielle Schwächung der regionalen Versorgung ?

Es ist einfach die Pflicht, die Bringschuld des Staates lautstark zur Geltung zu bringen.Oder ist wirklich das unter Tarnnamen gemachte Eliminierungsförderungsgesetz (VASG) der Preis für die Enthaltsamkeit? Das wäre die Krönung der Nichtvertretung.

Zur Gefahr des vermeintlichen Apothekenstärkungsgesetzes liefert Kollegin Dr.H.Hoch im vorangegangenen Beitrag den Hintergrund.Dank dafür.Allein das Stehenlassen dieses Wortes zeugt für die eigentlichen Absichten unserer "Führung" : um jeden Preis müssen 50% weg, sonst ist es für den Rest nicht mehr komfortabel.

Also wehrt euch, indem ihr dem Aufruf von Kollegin A.Peter
folgt.Danke.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Immerhin "BEOBACHTET" die Politik die insolventen AvP-Apotheken ...

von Christian Timme am 11.10.2020 um 13:30 Uhr

Diese "Palliativbetreuung" muss man sich erstmal verdienen ... um danach dankbar als "Gesundheitsmüll" abzutreten. Wären die Apothekers die "Commerzbank" gäbe es keine "Spähne"...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: "BEOBACHTET" ? - im Verkehrsfunk hieß das damals mal "Gaffer"

von Bernd Jas am 11.10.2020 um 15:58 Uhr


"BEOBACHTET" ? - im Verkehrsfunk hieß das damals mal "Gaffer"
Wo Sie grad´ sagen "Commerzbank" Herr Timme,
da fällt mir ein das diese mittlerweile eigentlich den Bürgern zu eigene Institution (18. oder 19. Milliarden-Rettung) der Hauptpartner der AvP war. Sind früher mal Zahlungen Trotz teurer Blitzüberweisung nicht pünktlich auf dem Apotheken-Konto erschienen, lag das NIE an der AvP sondern immer an der "Commerzbank" oder der Hausbank.
So langsam wird klaaar wo die hunderte von Millionen hin sind. Aber alles legal! Jau! Und die "Klein" Kriminellen haben ja angeblich auch noch nicht vollständig bezahlt.


Und wenn´s nutzt - Neue Bewegung - ok!

Das VOASG darf so nicht kommen!

von Dr. Heidrun Hoch am 11.10.2020 um 12:54 Uhr

Das VOASG darf SO NICHT kommen!
Zur Begründung zitiere ich Herrn Prof. Dr. Hilko Meyer aus seinem Artikel „Arzneimittelpreisrecht auf dem Prüfstand“ aus Arzneimittel & Recht , Ausgabe 4/20:

„Die Abkehr vom Geltungsanspruch der deutschen Preisregelungen für die aus anderen EU-Staaten an deutsche Patienten versandten Arzneimittel durch Streichung des § 72 Abs. 1 Satz 4 AMG gibt grundsätzliche Positionen des deutschen Gesetzgebers im Bereich seiner originären, durch Art. 168 Abs. 7 AEUV anerkannten Zuständigkeiten für den nationalen Gesundheitsschutz und die Organisation des Gesundheitswesens auf.“

Auch „untergräbt die Ausklammerung weiter Bereiche des einheitlichen RX-Abgabepreises (PKV-Versicherte, Selbstzahler, Kostenerstattung aus Einzelverträgen)
die unionsrechtlich bedeutsame Kohärenz und Widerspruchsfreiheit der vorgetragenen Rechtsgründe.“

Das bedeutet: Durch das VOASG in der vorliegenden Form ist kein Ende der Wettbewerbsverzerrung zulasten der Vor-Ort-Apotheken in Sicht!

Schlimmer noch, es wird die Grundlage gelegt, bei einem erneuten Verfahren vor dem EuGH zu scheitern.

So freut sich denn auch Binnenmarktkommissar Thierry Breton, dass das VOASG den Zugang deutscher Patienten zu Arzneimitteln verbessere...

Dieses Gesetz „Apothekenstärkungsgesetz“ zu nennen ist Zynismus pur.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Neue Bewegung

von Anita Peter am 11.10.2020 um 9:22 Uhr

Liebe Kollegen,

bitte schliessen Sie sich alle der Bewegung von Frau Guttenberger an! Kurze Email reicht:

guttenberger@ratsapo24.de

Wir können nicht länger tatenlos dem Treiben der Politik und der ABDA zusehen. Die ABDA vertritt uns nicht mehr! Wir brauchen eine Bewegung die sich auch um die untere Hälfte der Vor Ort Apotheken kümmert und sich politisches Gehör verschafft.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Neue Bewegung

von Roland Mückschel am 11.10.2020 um 9:51 Uhr

Gemacht!

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.