Nitrosamin-Verunreinigungen

Was wurde eigentlich aus Ranitidin?

Stuttgart - 06.10.2020, 07:00 Uhr

Könnte das Antazidum Ranitidin ausgerechnet im Magen die Nitrosamin-Verunreinigung NDMA bilden? Rund ein Jahr nach Beginn eines durch die EMA eingeleiteten Untersuchungsverfahrens ist noch immer nicht klar, wie genau und hauptsächlich NDMA in Ranitidin gelangt. (Foto: Olga / stock.adobe.com)

Könnte das Antazidum Ranitidin ausgerechnet im Magen die Nitrosamin-Verunreinigung NDMA bilden? Rund ein Jahr nach Beginn eines durch die EMA eingeleiteten Untersuchungsverfahrens ist noch immer nicht klar, wie genau und hauptsächlich NDMA in Ranitidin gelangt. (Foto: Olga / stock.adobe.com)


Nitrosamine in Ranitidin – welche Rolle spielt das Wasser?

In dem „Lessons-learnt“-Dokument der EMA vom Juni zu den Sartanen gibt es zwar auch einen Abschnitt mit dem Titel „N-Nitrosamine und Nitrite im Wasser“, doch eine mögliche Verunreinigung von Wirkstoffen über das Wasser wird als unwahrscheinlich beschrieben: „Therefore, it is highly unlikely that process water constitutes a significant source of NDMA contamination of APIs“, heißt es dort wörtlich. Allerdings ist auch zu lesen, dass die Verwendung von kontaminiertem Wasser im Herstellungsverfahren des Endprodukts potenziell zu einem gewissen Grad an Kontamination führen könnte – zum Beispiel bei der Nassgranulierung, Filmbeschichtung, Lyophilisierung oder Herstellung von wässrigen Lösungen. Schließlich wird konkret auf Ranitidin und potenziell andere Wirkstoffe verwiesen, die im Zusammenspiel mit desinfiziertem Wasser besonders zur Nitrosaminbildung führen können. 


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass N-Nitrosamine in Wasser wahrscheinlich keine signifikante Kontaminationsquelle von Wirkstoffen darstellen. Die Nitrosierung bei Wirkstoff-Abbauprozessen, die mit dem Vorhandensein von Nitriten im Wasser verbunden sind, wird theoretisch für möglich aber unwahrscheinlich gehalten. Dass Abbauprozesse von Arzneistoffen durch den Gebrauch von desinfiziertem Wasser eine Rolle spielen, kann derzeit nicht ausgeschlossen werden. Allerdings sind weder N-Nitrosamine aus Wasser noch N-Nitrosamine aus durch Nitrite vermittelte Wirkstoff-Abbauprozesse in Wasser bis jetzt identifiziert worden.“

23. Juni 2020 EMA/526934/2019


In dem Abschlussbericht der EMA zu den Nitrosaminen findet Ranitidin häufiger Erwähnung – auch im Zusammenhang mit der Wasserproblematik –, das Fazit fällt dort aber entsprechend dem Abschlussbericht zur Sartan-Problematik aus. Außerdem wird sowohl zu diesem Punkt als auch an anderen Stellen wiederholt auf den Abschluss des Ranitidin-Referrals verwiesen. Hervorgehoben wird aber auch dort die erwähnte mögliche NDMA-Bildung aus Ranitidin über die Haltbarkeitsdauer. Und auch die Exposition des Arzneimittels gegenüber Hitze, zum Beispiel während der Formulierung, Lagerung und des Versands könnten bei der Nitrosaminbildung eine Rolle spielen, heißt es. Gerade im Fall von Ranitidin und Metformin sollen laut dem Dokument in diesem Rahmen weitere Untersuchungen diskutiert worden sein.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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