Superfood – Beratungswissen Teil 5

MCT-Öl und Kokosöl

Stuttgart - 05.10.2020, 07:00 Uhr

Grundsätzlich sollte eine gesunde Ernährung möglichst viele ungesättigte Fettsäuren enthalten. Diesen Anspruch kann Kokosöl auch in seiner nativen Variante nicht erfüllen. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)

Grundsätzlich sollte eine gesunde Ernährung möglichst viele ungesättigte Fettsäuren enthalten. Diesen Anspruch kann Kokosöl auch in seiner nativen Variante nicht erfüllen. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)


Was sagt die Wissenschaft?

Mit dem Ziel, unsere Ernährung zu optimieren und Krankheiten vorzubeugen, wurden in den letzten Jahren viele große Studien und Metaanalysen durchgeführt. Auch Kokosöl weckte das Interesse vieler Forscher und Wissenschaftler. Denn man wollte durchaus wissen, wie sich pflanzliche gesättigte Fettsäuren auf die menschliche Gesundheit auswirken und ob die im Raum stehenden Versprechen wissenschaftlichen Kriterien standhalten.

Diskussion um das kardioprotektive Potenzial des Speiseöls

(Un)gesundes Kokosöl

In der Deutschen Apotheker Zeitung Nr. 25 vom 18. Juni 2020 diskutieren die Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Martin Smollich und Tessa Müller vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität Lübeck die Studienlage zum Kokosöl. Sie kommen zu dem Schluss: Eine Ernährung mit Kokosöl hat keinerlei günstige Wirkung auf die Gesundheit. Antientzündliche oder herzschützende Effekte sind nicht vorhanden. Die Autoren der in dem Artikel diskutierten Metaanalyse betrachten die gezielte Vermarktung von Kokosöl als vermeintlich gesundheitsförderndes Speiseöl mit Sorge. Auch wenn nichts gegen einen gelegentlichen Verzehr von Kokosöl spricht, so sollte man die bei uns üblichen Speiseöle keinesfalls zugunsten von Kokosöl austauschen. 

An die Umwelt denken 

Umweltverbände sind der Ansicht, dass wir in Europa keine Pflanzenöle aus den Tropen brauchen. Die heimischen Öle aus Oliven, Raps, Sonnenblumenkernen, Walnüssen sind nicht nur von ihrer Fettsäuren-Zusammensetzung her gesünder für uns. Sie haben auch keine so langen Transportwege hinter sich wie Produkte aus Übersee, für die in vielen Ländern der Regenwald abgeholzt wurde, um riesige Anbauflächen für Monokulturen zu schaffen.

Zwar ist der Anbau von Kokospalmen in Ländern der Dritten Welt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch es sind nicht die Bauern, die von dem Verkauf profitieren, sondern die industriellen Vermarkter, die die einheimische Bevölkerung oft ausbeuten und unter fragwürdigen Bedingungen arbeiten lassen.

Wer Kokosprodukte kaufen will, sollte unbedingt auf Fairtrade-Label achten. Im Internet angebotenes Kokosöl kostet zwischen ca. 10 und 40 Euro pro Liter. Die Qualität der einzelnen Produkte zu beurteilen, dürfte für den Verbraucher allerdings schwierig sein.

Auf einen Blick 

  • MCT-Fette bestehen aus Triglyceriden mit gesättigten Fettsäureresten mittlerer Kettenlänge, die aus Kokosöl oder Palmöl gewonnen werden.
  • MCT-Fette haben ihren Stellenwert in der parenteralen Ernährung bzw. in der diätetischen Behandlung spezieller Erkrankungen. Es handelt sich keinesfalls um ein „Abnehmfett“.
  • Kokosöl besteht aus Trigyceriden, die zu 90 Prozent gesättigte Fettsäurereste enthalten. Überwiegend handelt es sich dabei um MCT-Fette.
  • Der Verzehr von Kokosöl bietet keinen gesundheitlichen Vorteil. Im Gegenteil, der Austausch von Speiseölen mit ungesättigten Fettsäuren zugunsten von Kokosöl wird von Ernährungswissenschaftlern mit Sorge gesehen.


Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Silke Schmidt am 05.10.2020 um 9:45 Uhr

Medium Change klingt zwar in diesem Zusammenhang auch sehr gut, aber soweit ich mich erinnere geht es bei MCT um medium chain ;-)

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