ECDC fasst Erkenntnisse zusammen

Reinfektionen mit SARS-CoV-2 – Immunität ist nicht gesichert

Düsseldorf - 24.09.2020, 07:00 Uhr

Kann man sich nach einer durchgemachten COVID-19-Erkrankung erneut mit SARS-CoV-2 infizieren? Möglich wäre es, meinen die Wissenschaftler am ECDC. (m / Foto: imago images / UIG)

Kann man sich nach einer durchgemachten COVID-19-Erkrankung erneut mit SARS-CoV-2 infizieren? Möglich wäre es, meinen die Wissenschaftler am ECDC. (m / Foto: imago images / UIG)


Forscher vermuten hohe Dunkelziffer

142 Tage lagen in dem Fall zwischen den beiden Infektionen, die sich der Mann einmal in Hongkong und später auf einer Reise nach Spanien zuzog. Die fünf weiteren beschriebenen Fälle stammen aus den Vereinigten Staaten, Indien, Belgien und Ecuador. Und, so sagen die ECDC-Forscher, dies seien nur die bislang wissenschaftlich dokumentierten. Daneben gebe es etliche weitere in verschiedenen Medien publizierte. Wie insgesamt bei den Zahlen zu COVID-19-Infektionen gehen die Wissenschaftler auch dabei von einer hohen Dunkelziffer aus – die untersuchten dürften nur die Spitze des Eisbergs darstellen.

Die sechs beschriebenen Fälle gelten als ziemlich sicher. Insgesamt sei es aber schwierig, tatsächliche Reinfektionen sicher zu kategorisieren. Falsch negative oder auch falsch positive Ergebnisse der RT-PCR-Tests seien ein Unsicherheitsfaktor, aber auch die Tatsache, dass in einigen Fällen auch nach einer überstandenen Infektion noch freie nicht infektiöse Virus-RNA gefunden werden könne – ohne dass gleichzeitig infektiöse intakte Virus-Partikel vorhanden seien.

Kriterien für eine gesicherte Reinfektion vorgeschlagen

Die ECDC-Forscher schlagen daher analog zu Empfehlungen des amerikanischen CDC Kriterien vor, mit denen eine Reinfektion sicher bestätigt werden könne. So soll für eine gesicherte Reinfektion gelten, dass es die „Bestätigung mit Labormethoden von zwei Infektionen mit zwei verschiedenen Stämmen gibt, mit zeitlich verschiedenen Krankheits- beziehungsweise Infektions-Episoden. Die Kriterien der Mindest-Verschiedenheit der Virus-Stämme sowie des zeitlichen Mindest-Abstands müssten dabei noch definiert werden. Darüber hinaus sollten so viele klinische und epidemiologische Daten wie möglich erhoben werden sowie ausführliche immunologische und genetische Tests durchgeführt werden, um eine breite Datenbasis zu bekommen, empfehlen die Forscher.

Allein die sechs als sicher geltenden Fälle zeigten ein breites Spektrum an Variablen wie es für die COVID-19-Pandemie typisch zu sein scheint. Von jungen bis älteren Patienten, von völliger Symptomlosigkeit über leichte Symptome bis hin zur Beatmungspflicht. Auch der Zeitraum zwischen erster und zweiter Infektion variiert von 48 bis hin zu 142 Tagen, ebenso das Vorhandensein von IgG- und IgM-Antikörpern. Die Varianz der unterschiedlichen Stämme des nur langsam mutierenden Virus reichte von sieben bis zu 24 Nukleotiden.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Immunität

von Bürger am 25.09.2020 um 21:38 Uhr

Sie wissen schon, dass auch ein Geimpfter sich jedesmal infizieren kann, wenn er dem Erreger begegnet. Krank wird er aber nicht. Gegen das Erkranken gibt es die physikalische Abwehr, die unspezifische Abwehr, die spezifische Abwehr, mit Antikörper UND vor allem die Lymphozyten. Deshalb: infiziert ist NICHT erkrankt! Das ist Immunologie, erstes Semester

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