Hoos zur AvP-Insolvenz

Viele Probleme und ein paar kleine Hoffnungsschimmer

Süsel - 23.09.2020, 16:50 Uhr

Rechtsanwalt Dr. Jan-Philipp Hoos, der vorläufige AvP-Insolvenzverwalter, stellte sich heute den Fragen von DAZ-Chefredakteur Armin Edalat. (Foto: Kanzlei White & Case)

Rechtsanwalt Dr. Jan-Philipp Hoos, der vorläufige AvP-Insolvenzverwalter, stellte sich heute den Fragen von DAZ-Chefredakteur Armin Edalat. (Foto: Kanzlei White & Case)


Für wenige Apotheken vielleicht Geld in Wochen

Hoos betonte mehrfach die Komplexität des Verfahrens und die Vielfalt der Verträge, deren Dokumentation problematisch sei. Dennoch sehe er nicht alle Apotheker „in einem Boot“. Für einen kleinen Teil der Betroffenen könne es möglicherweise innerhalb von Wochen eine Auszahlung geben. Insgesamt gehe es aber um viel längere Zeiträume.

Vorhandene Rezepte werden voraussichtlich abgerechnet

Die noch bei AvP vorhandenen Rezepte bewerte er rechtlich nicht anders als das vorgefundene Geld. Um die Abrechnungsfristen einzuhalten, werde er die Rezepte vermutlich abrechnen. Dafür werde er Treuhandkonten einrichten. Nur unter dieser Voraussetzung würden die Krankenkassen überhaupt zahlen. Denn diese müssten sonst das Risiko einer Doppelzahlung fürchten. Für die Apotheker heißt das allerdings, dass sie auch auf dieses Geld möglicherweise noch lange warten müssen.

Kündigungen erwartet

Hoos betonte mehrfach, dass das Abrechnungsgeschäft von AvP mit Krankenhausapotheken weiter betrieben werde. Doch das sei nicht auf Dauer angelegt. Es gehe darum, dass dieser Betrieb übernommen werde. Dafür hätten sich bereits Interessenten gemeldet. Doch dies sei ein ganz anderer Fall als das Geschäft mit den Offizinapotheken. Denn AvP fehle das Geld für die dabei nötigen Vorschusszahlungen. Hoos äußerte großes Verständnis dafür, dass sehr viele Apotheker die Zusammenarbeit mit AvP gekündigt hätten. Angesichts des Vertrauensverlustes sei das nachvollziehbar. „Das ist kein Vorwurf“, machte Hoos deutlich. Er machte sogar deutlich, dass er weitere Kündigungen erwarte.

DAZ-Webcast zur AvP-Insolvenz

Forderungsabtretung könnte entscheidend sein


Insgesamt zeigte sich Hoos durchaus verständnisvoll für die Situation der Apotheker und für die Besonderheiten des Falls. Er bekräftigte, dass der Fall eines Finanzdienstleisters im Gesundheitswesen und im Zusammenhang mit der Sozialversicherung anders gelagert sei als bei der Insolvenz eines Produktionsunternehmens. Doch gerade das Sozialrecht löse wiederum viele Rechtsfragen aus, die das Verfahren komplizierter und langwieriger machen.

Fortsetzung am Mittwochabend

In einer weiteren Live-Talk-Session auf DAZ.online am heutigen Abend ab 18 Uhr werden die Rechtsanwälte Dr. Morton Douglas und Dr. Rainer Eckert ihre Sicht zu den Problemen rund um AvP darstellen und ebenfalls Fragen rund um das Thema beantworten



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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