Weniger Antibiotika dank besserer Kommunikation

Vdek stellt Ergebnisse der RESIST-Studie vor

Marseille - 16.09.2020, 07:00 Uhr

„Oft ist Ruhe wirksamer als ein Antibiotikum. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, was für Sie die beste Medizin ist.“ Patienten-Flyer wie diese lagen in den letzten Wintern in vielen Wartezimmern aus. (Foto: DAZ.online)

„Oft ist Ruhe wirksamer als ein Antibiotikum. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, was für Sie die beste Medizin ist.“ Patienten-Flyer wie diese lagen in den letzten Wintern in vielen Wartezimmern aus. (Foto: DAZ.online)


Präzisere Auswahl der Antibiotika

Sowohl die teilnehmenden Ärzte als auch die Ärzte in einer Vergleichsgruppe verschrieben in der Wintersaison 2018/2019 seltener Antibiotika gegen Atemwegsinfektionen als noch im Winter 2016/2017. In der Vergleichsgruppe wurden nicht mehr 29 Prozent der Patienten mit Atemwegserkrankungen Antibiotika verschrieben, sondern nur noch 24 Prozent. Die Ärzte, die an den RESIST-Schulungen teilgenommen hatten, hatten bei Atemwegserkrankungen schon zuvor seltener Antibiotika verordnet, nämlich nur 26 Prozent ihrer Patienten. Teilgenommen hatten also offenbar vor allem solche Ärzte, die ohnehin schon einen kritischen Umgang hatten. Die Verordnungsrate sank aber auch bei ihnen noch weiter, auf nur noch 22 Prozent. Die relative Verordnungshäufigkeit war damit in der RESIST-Gruppe um etwa 3 Prozent stärker gesunken als bei den anderen Ärzten.

Weniger Fluorchinolone und Cephalosporine

Auch in der Wahl der Antibiotika waren die Ärzte durch das RESIST-Programm erfolgreich geschult worden. Die Teilnehmer hatten eine für den Praxisgebrauch optimierte Kurzzusammenfassung über die Antibiotika der ersten und zweiten Wahl mit Dosierungsschemata erhalten. Die Empfehlungen basierten auf der Reihe „Wirkstoff Aktuell“, die die KBV in Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) erstellt hatte. Außerdem wurden die Ärzte auf die Problematik nicht-indizierter Breitspektrumantibiotika hingewiesen. Anschließend wendeten sie Antibiotika zielgerechter an und verzichteten häufiger als ihre Kollegen auf den Einsatz von Fluorchinolonen und Cephalosporinen.

Wissenschaftlich begleitet worden war RESIST vom Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock. Der Institutsdirektor Attila Altiner sagte, die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, wie wichtig der Ansatz des Projekts sei. In vielen Ländern sei es gerade zu Beginn des Ausbruchs zu einem irrationalen Anstieg von Antibiotikaverordnungen gekommen: „Wenn die Sorgen der Menschen angemessen, transparent und realistisch im Arzt-Patienten Gespräch berücksichtigt werden, passiert so etwas nicht“, sagte Altiner.

Die vdek teilte mit, sie wolle sich dafür einsetzen, dass das Konzept von RESIST zukünftig dauerhaft in allen KV-Regionen und für alle GKV-Versicherten angeboten werden könne.



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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