Befürchtungen in den USA

Knickt die FDA unter Trumps Druck bei der COVID-19-Impfstoffzulassung ein?

Remagen - 15.09.2020, 13:00 Uhr

Der im Wahlkampfmodus befindliche US-Präsident soll laut Medienberichten derart darauf fixiert sein, den Prozess der Corona-Impfstoffentwicklung zu beschleunigen, dass nichts anderes mehr seine Aufmerksamkeit erregt. Auf dem Foto ist er bei seinem Besuch in Kalifornien wegen der Flächenbrände zu sehen. (Foto: imago images / ZUMA Wire)

Der im Wahlkampfmodus befindliche US-Präsident soll laut Medienberichten derart darauf fixiert sein, den Prozess der Corona-Impfstoffentwicklung zu beschleunigen, dass nichts anderes mehr seine Aufmerksamkeit erregt. Auf dem Foto ist er bei seinem Besuch in Kalifornien wegen der Flächenbrände zu sehen. (Foto: imago images / ZUMA Wire)


Macht es Donald Trump seinem russischen Amtskollegen nach? Schon seit Wochen kündigt der US-Präsident an, es gebe bald einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Nun befürchtet mehr als die Hälfte der Amerikaner, dass der Druck des Weißen Hauses wie in Russland zu einer überstürzten Zulassung führen könnte, ohne ausreichende Wirksamkeits-und Sicherheitsdaten.

Seit Wochen wiederholt US-Präsident Donald Trump gebetsmühlenartig seine Vorhersage, dass in den Vereinigten Staaten recht bald ein COVID-19-Impfstoff verfügbar sein werde. „Wir sind auf einem guten Weg, um vor Ende des Jahres und vielleicht sogar vor dem 1. November einen Impfstoff zu liefern", zitiert das „Time Magazine“ eine Aussage Trumps bei einer Pressekonferenz am 4. September. Nach einem Bericht in der „Washington Post“ von letzter Woche soll der im Wahlkampfmodus befindliche Präsident derart darauf fixiert sein, den Prozess der Impfstoffentwicklung zu beschleunigen, dass nichts anderes mehr seine Aufmerksamkeit errege. Dies hätten Regierungsbeamte verlauten lassen.

Amerikaner sorgen sich um Druck aus dem Weißen Haus

Bei den Amerikanern, die Trump auf diese Weise von seiner Zielstrebigkeit überzeugen will, löst er damit allerdings eher Skepsis aus. Dies zeigt eine Umfrage der „Kaiser Family Foundation“ zu den Top-Themen für die Präsidentschaftswahlen, die am 10. September veröffentlicht wurde. Hiernach ist die Mehrheit der Erwachsenen (62 Prozent) in den USA besorgt darüber, dass der Druck des Weißen Hauses die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) veranlassen könnte, einen Impfstoff zu genehmigen, bevor er als sicher und wirksam eingestuft wird. 

Hohe Impfraten gefährdet

Ungeachtet Trumps Versprechen werde es wahrscheinlich noch Monate dauern, bis ein Coronavirus-Impfstoff der Öffentlichkeit zur Verfügung stehe, schreibt das „Time Magazine“ weiter, und neuere Umfragedaten deuteten darauf hin, dass die Amerikaner sich möglicherweise auch dann nicht gerne impfen lassen würden. Diese Vermutung stützt das Magazin mit den Ergebnissen eines „Gallup Polls“ aus der letzten Juli-Woche. Hier hatte ein Drittel der Befragten gesagt, dass sie sich nicht gegen COVID-19 impfen lassen wollten, selbst wenn die Impfung kostenfrei wäre. 
Dabei wären hohe Impfraten gerade dann besonders wichtig, wenn die zugelassene Impfung nur eine begrenzte Immunität bieten könne, und die FDA habe signalisiert, dass sie einen Impfstoff auch dann zulassen würde, wenn dieser der Krankheit vorbeuge oder die Krankheit bei nur fünfzig Prozent der Menschen weniger schwerwiegend ausfallen lasse.

Glaubwürdigkeit der FDA untergraben

Seit Beginn des Coronavirus-Ausbruchs wurde die Trump-Regierung immer wieder kritisiert, weil sie wiederholt wissenschaftliche Beweise im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie zu widerlegen versuchte, einschließlich der Wirksamkeit von Gesichtsmasken und der Bedeutung von COVID-19-Tests und damit auch die Glaubwürdigkeit der FDA untergraben hat. Dies scheint der Wahrnehmung der Behörde und der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in der Öffentlichkeit nun tatsächlich abträglich zu sein. Während im April 83 Prozent der Amerikaner dem CDC wegen seiner zuverlässigen Coronavirus-Informationen vertrauten, sind es jetzt nur noch 67 Prozent. Inzwischen glaubt etwa die Hälfte der von Kaiser befragten US-Erwachsenen, dass die FDA und die CDC der Wissenschaft bei der Prüfung von Coronavirus-Behandlungen und -Empfehlungen nicht genügend Aufmerksamkeit widmen, und 39 beziehungsweise 42 Prozent sind der Auffassung, dass die FDA beziehungsweise die CDC zu viel auf die Politik hören. 

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Für das „Time Magazine“ wenig überraschend, korreliert das Ausmaß, in dem die Amerikaner über die Forcierung des Prozesses der Impfstoffentwicklung durch den Präsidenten besorgt sind, mit der Zugehörigkeit zum politischen Lager. In der Kaiser-Umfrage stimmten etwa 85 Prozent der Demokraten und 61 Prozent der Unabhängigen dem zu, gegenüber 35 Prozent der Republikaner.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Versuchskaninchen

von Bernd Jas am 15.09.2020 um 13:09 Uhr

Putin und Trump; pfui Teufel!
Schön dass bald die Spansche Gutspritze kommt.

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