Superfood – Beratungswissen Teil 2

Goji-Beeren – das Risiko-Food

Stuttgart - 14.09.2020, 10:30 Uhr

Goji-Beeren werden getrocknet, als Fruchtzubereitung bzw. Konfitüre, als Pulver und in Kapselform, in Nahrungsergänzungsmitteln und Teemischungen auch als Bestandteil verschiedener Rezepturen verkauft. (m / Foto: almaje / stock.adobe.com)

Goji-Beeren werden getrocknet, als Fruchtzubereitung bzw. Konfitüre, als Pulver und in Kapselform, in Nahrungsergänzungsmitteln und Teemischungen auch als Bestandteil verschiedener Rezepturen verkauft. (m / Foto: almaje / stock.adobe.com)


Hohe Belastung mit Pestiziden 

Analysen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Stuttgart zeigen, dass Goji-Beeren stark mit Pestiziden belastet sind. Viele Goji-Beeren-Proben aus China enthielten laut einem Untersuchungsbericht aus dem Jahr 2017 bis zu 35 verschiedene Pestizide. Auch bei Produkten mit der Angabe „bio“ oder „wilde Goji-Beeren unbehandelt“ wurden Rückstände in hohen Konzentrationen festgestellt. Ebenso gibt es Untersuchungen von Greenpeace, die den Nachweis einer hohen und mehrfachen Pestizidbelastung von chinesischen Goji-Beeren erbringen.

Darüber hinaus gibt es Berichte über mikrobielle Belastungen, Schimmelpilzgifte und Schwermetalle. Verbraucher sollten darauf achten, dass Goji-Beeren-Produkte aus China die Angabe „DIN EN ISO 9001“ tragen. Diese Norm legt Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem fest.

Weitere Risiken? 

Das Bundesinstitut für Risikobewerbung (BfR) stellt fest, dass eine abschließende gesundheitliche Bewertung getrockneter Gojibeeren gegenwärtig nicht möglich ist. Es gibt keine toxikologischen Daten und auch keine tierexperimentiellen Studien. Auch Untersuchungen am Menschen zum Verzehr von Goji-Beeren in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum liegen nicht vor. Laut BfR gibt es trotz verschiedener Unklarheiten keine Gründe, dass gesunde Personen den Verzehr von Goji-Beeren einschränken sollten. Hingewiesen wird nochmal auf den hohen Zuckergehalt (46 Gramm) pro 100 Gramm getrockneter Beeren. Empfohlen wird auch, die Verzehrsempfehlung des Herstellers nicht zu überschreiten.

Demeter-Früchte

Seit 2013 werden übrigens auch Goji-Früchte aus europäischem bzw. deutschem Kulturanbau angeboten. Man findet zum Beispiel getrocknete Goji-Beeren aus Süddeutschland in Demeter-Qualität, nach Angaben des Herstellers mehrfach geprüft und in eigenen Dörröfen schonend getrocknet. 100 Gramm dieses Produkts kosten ca. 10 Euro. Das ist etwas teurer, als für chinesische oder tibetische Goji-Beeren verlangt wird, deren Kilopreise sich zwischen 10 und 40 Euro bewegen. 



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Goji-Beeren und Verzehrhinweise

von Martin Hofmann am 15.09.2020 um 11:09 Uhr

Wie kann man auf das Einhalten von Verzehrhinweisen von Herstellern verweisen, die das Produkt mit jeder Menge Pestizide ungeprüft und nicht standardisiert vertreiben?
Damit wird doch ein mangelhaftes Produkt mit einem Regel-konformen Beipackzettel versehen: "Bitte beachten Sie die Verzehrhinweise". Klassische Fehlleistung aus Konfliktangst.

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